Ein starkes Stück Kirche (10)

„Als Mitglied der Kirchenleitung kann man eben mitbestimmen, man kann sich engagieren und merkt: Das führt zu Ergebnissen.“

Andrea Kemner-Hogrebe, Trinitatis-Kirchengemeinde Buer (11.521 Mitglieder, 3 Kirchen, 3 Gemeindehäuser)

Ihr Einstieg erfolgte über den Kindergarten, alle drei Söhne sind in den Apostelkindergarten gegangen. Dort engagierte sich Andrea Kemner-Hogrebe im Elternrat, der Pfarrer wurde auf sie aufmerksam, sprach sie an. Als die Kinder dann etwas größer waren, nahm die fröhliche 55-Jährige die Einladung, sich für das Leitungsgremium zu bewerben, an.

Lange Zusammenkünfte bis gegen Mitternacht? Ausufernde Sitzungen, die vielleicht auch abschreckend wirken? Nein, Andrea Kemner-Hogrebe fand so etwas zum Glück in der Trinitatis-Kirchengemeinde Buer nicht: „Das ist bei uns sehr gut organisiert. Wir fangen pünktlich an, aber wir hören auch eigentlich immer um 22.00 Uhr auf. Und das klappt auch meistens! Wir haben einen ganz aktiven Kollegen, der das wunderbar mit vorbereitet, der jetzt leider aufhört.“

Trotzdem gab und gibt es natürlich auch in dieser Gemeinde bei jeder Sitzung einen ganzen Katalog an abzuarbeitenden Themen. Der zum Teil recht sachliche Umgangston dabei war für Kemner-Hogrebe zunächst etwas ungewohnt: „Ich fand besonders, dass es sehr thematisch zuging, nichts Privates in dem großen Gremium. Manchmal kam es mir vor wie bei politischen Diskussionen, die man so oft im Fernsehen sieht. Man diskutiert lang und breit, es gibt sehr viele verschiedene Meinungen, dann muss man sich abstimmen, dann muss man bei der nächsten Sitzung das gleiche Thema noch mal angehen, aus einer anderen Perspektive betrachten, damit es vorangeht. Es ist oft sehr lang und man muss viel Geduld beweisen, definitiv!“ Da musste sie, die gern dann auch rasch zu Taten schreiten möchte, schon öfter zurückstecken.

Ihr Schwerpunkt innerhalb der Presbyteriumsarbeit? Längst sind zwar die eigenen Kinder groß, doch das Thema Kindergarten bleibt für sie ein ganz wichtiger Bereich der evangelischen Gemeindearbeit. Überhaupt, Kinder und Jugendliche liegen ihr am Herzen. Sie engagiert sich deshalb besonders im Jugendausschuss. Und zusätzlich, so nach acht Jahren der aktiven Kinder- und Jugendarbeit, steht ihr aber auch der Sinn nach einem Wechsel. Zukünftig möchte sie gern die Presbyteriumssitzungen mit vorbereiten und im Verwaltungsausschuss tätig werden. Das stets gesetzte Ende „22.00 Uhr“ sollte für sie auch zukünftig die Regel bleiben.

Unangenehm und dann auch oft sehr emotional geht es bei jenen Sitzungen zu, bei denen über das Aufgeben von Kirchen abgestimmt und beschlossen werden muss. „Zum Glück müssen solche Entscheidungen nicht von einigen wenigen, sondern gemeinsam von der ganzen Gruppe getragen werden.“ Das entlastet, findet Kemner-Hogrebe. Und manche dieser Entscheidungen können dann letztlich doch auch wieder positiv gesehen werden. „Toll ist es, wie zum Beispiel bei der Stephanuskirche, wenn man die aufgibt, dann entsteht da was Neues.“ Eine Seniorenresidenz wird hier bald Platz für ältere Menschen anbieten können. „Wenn man eine Perspektive entwickeln kann, das baut einen dann schon auf! So wurden in der ebenfalls zuvor geschlossenen Markuskirche Wohnungen gebaut, da war ich bei dem Projekt auch enger dabei, das war auch interessant, mal mehr mit Architekten zu tun zu haben.“

Bereichernd findet sie, dass man als Mitglied der Kirchenleitung eben mitbestimmen kann, dass man sich engagieren kann und auch merkt: Das führt zu Ergebnissen. „Es geht in eine Richtung, die sich erst entwickelt, das ist nicht immer gleich meine persönliche Meinung, es entwickelt sich ja durch die Diskussion und die verschiedenen Perspektiven oft auch noch ein anderer Standpunkt. Aber dass man was erreicht in der Gemeinde, das finde ich gut.“ Besonders freuen würde sie sich, wenn mehr junge Leute mitmachen würden: „Die haben ja einfach einen ganz anderen Blick auf die Gemeinde, auf die Kirche, auf die Art, wie wir was machen könnten. Die haben ja auch ganz neue Ideen, das wäre schön und ich würde auch einfach sagen, traut Euch doch, versucht es einfach.“

Text und Foto: Frauke Haardt-Radzik