Newsletter Ausgabe April 2025

Kopf hoch, Charly!
„So stehe ich, wenn ich deprimiert bin“, sagt Charly Brown zu Sally, seiner kleinen Schwester. Und es ist ihm anzusehen. Charly Brown ist down. Sein Kopf: tief gesenkt, seine Augen: vor sich auf den Boden gerichtet.
Hätte er die zwei Männer gesehen, die gerade von Jerusalem nach Emmaus unterwegs sind: Er hätte sofort gewusst, was mit ihnen los ist: Sie sind down. Irgendetwas muss passiert sein, dass sie ihre Köpfe so hängen lassen. Immerhin sprechen sie darüber: Sie haben alle Hoffnung verloren. Weil der Jesus, der ihnen Mut gegeben und sie immer wieder aufgerichtet hatte, getötet worden ist. Darum blicken sie starr zu Boden. Und können gar nicht sehen, dass der, dem sie gerade ihr Leid erzählen, eben dieser Jesus ist. Sie reden drauflos. Und Jesus reagiert. Verwickelt sie ins Gespräch. Gibt ihnen einen anderen Blick auf das, was war und was ist.
Irgendwann dann heben sie ihre Köpfe. Und sehen Jesus. Und schon ist er verschwunden. „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete?“ Da war doch was. Wir: eben noch deprimiert. Doch dann ein Funke, ein Feuer.
Wir sind down. Weil „es“ nicht mehr so ist wie früher und auch nie mehr so werden wird. Weil das, was für uns bisher immer „gut“ und „sinnvoll“ war und „sicher“, ins Wackeln kommt oder sogar zusammenbricht. Sie werden das mit eigenen Erfahrungen und Gedanken bebildern können und davon erzählen. Ich kann das auch. Auch, wenn ich auf „Kirche“ blicke. Gestern (oder zumindest vorgestern) noch stabil, heute…
So, auch so sind wir unterwegs. Gesenkten Hauptes. Down. Gerade mal diesen und den nächsten Schritt im Blick.
Und dann: Ostern. Begegnung mit Jesus. Wir dachten, es wäre das Ende. Aber Gott sah viele Schritte weiter.
Die beiden Männer gehen zurück nach Jerusalem. Um davon zu erzählen, dass sie mitten in der Todeswelt dem Leben, dem Lebendigen begegnet sind. (Lukasevangelium Kapitel 24)
Nochmal Charly Brown zu Sally: „Das Verkehrteste, was du tun kannst, ist aufrecht und mit erhobenem Kopf dazustehen, weil du dich sofort besser fühlst.“
Ich will „das Verkehrteste“ tun.
Heiner Montanus,
Superintendent der Evangelischen Kirche in Gelsenkirchen und Wattenscheid
Mut beginnt da, wo Hoffnung wächst
Unsere Arbeit mit geflüchteten Frauen
Im MILA-Projekt unterstützen wir zugewanderte Frauen bei ihrem Weg in den Beruf. Dabei begegnen wir regelmäßig Frauen, deren Lebenswege von Verlust, Flucht und Neuanfang geprägt sind. „Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie viel Mut diese Frauen aufbringen, noch einmal die Schulbank zu drücken, um sich eine neue Zukunft aufzubauen“ sagt Pfarrerin Antje Röckemann, Leiterin des Referats für gesellschaftliche Verantwortung.
Bronislava* kam aus der Ukraine. Ihren Mann und ihren Bruder hat sie verloren. Doch statt sich zurückzuziehen, steht sie jeden Morgen auf und kommt in den Kurs. „Ich bin jetzt hier und darf neu anfangen“, sagt sie.
Oder Hürriyet*, 50 Jahre alt, die sich mit großer Entschlossenheit in die deutsche Sprache hineinkämpft. Man sieht ihr die Anstrengung an – und gleichzeitig ihren Stolz, sich verständlich machen zu können.
Und da ist Muna*, die in ihrer Heimat Zahnärztin war – und jetzt mit Freude über ihre Küchentätigkeit im Hauswirtschaftskurs erzählt. Nicht weil es leicht ist, sondern weil sie ihren Platz in der neuen Welt finden will.
Diese Frauen zeigen, was Mut wirklich bedeutet. Sie sind ein leuchtendes Vorbild dafür, was Tapferkeit bewirken kann – Schritt für Schritt, Wort für Wort, Tag für Tag.
*Namen geändert.
Informationen zum Projekt: https://www.kirchegelsenkirchen.de/kirchenkreis/referate/gesellschaftliche-verantwortung/mila-projekt
Weitere mutmachende Erfolgsgeschichten : https://www.youtube.com/@ev.kirchenkreisgelsenkirch3106
Interreligiöses Fastenbrechen in Gelsenkirchen
Ein Zeichen der Gemeinschaft und des Dialogs
Am 17.März 2025 kamen rund 100 Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen im Altstadt-Gemeindehaus der evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde zusammen, um das Fastenbrechen zu feiern – erstmals interreligiös vorbereitet! Veranstaltet wurde das besondere Treffen vom Interkulturellen und Interreligiösen Arbeitskreis Gelsenkirchen, der Mitglieder aller Religionsgemeinschaften als auch der Stadt angehören.
Der Abend begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Pfarrerin Antje Röckemann, die die Bedeutung des interreligiösen Dialogs betonte. Im Anschluss folgte eine feierliche Koranrezitation durch Imam Özkan Balcı mit deutscher Übersetzung von Serdar Yilmaz. Auch Gelsenkirchens Bürgermeisterin Martina Rudowitz richtete ein Grußwort an die Anwesenden und lobte das Zusammenkommen als ein starkes Zeichen für Toleranz und Miteinander in der Stadt.
Ein zentraler Programmpunkt war der Impuls zum Thema „Fasten in drei Religionen“ von Igor Kuznecov, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde und Pfarrerin Antje Röckemann, Leiterin des Referats für Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche. In ihren Ausführungen erklärten sie die Bedeutung des Fastens im Judentum, Christentum und Islam. Während Muslime den gesamten Monat Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten, kennen Christinnen und Christen eine traditionelle Fastenzeit vor Ostern, die Passionszeit, und auch – was viele nicht wissen – die Adventszeit Die jüdische Tradition kennt verschiedene Fastentage, insbesondere den Versöhnungstag Jom Kippur, an dem streng auf Nahrung und Arbeit verzichtet wird. Allen Religionen gemeinsam ist, dass ethisches und barmherziges Handeln dabei wichtiger ist als das äußere Zeichen des Verzichtes auf Essen.
Pünktlich um 18.46 Uhr wurde mit dem Ezan-Ruf von Imam Balcı das Fasten gebrochen und eine Dattel gegessen, wie es einst der Prophet Mohammed tat. Anschließend genossen die Anwesenden ein köstliches Abendessen, das von der Tuǧra Moscheegemeinde zubereitet wurde. Tischgebete auf Arabisch von Iman Adnan Yildiz und auf Hebräisch von Slava Pasku, der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, begleiteten das Essen.
Für die musikalische Untermalung sorgten Refik Kantar (Ney) und Recep Seber (Kanun). Viktoria Sarazinski begleitete sich und die Anwesenden bei einigen Liedern, die zu dem Anlass ausgewählt wurden. Abschließend sprach Pfarrerin Röckemann einen Segen und betonte dabei die Suche nach Barmherzigkeit.
Die Veranstaltung war nicht nur ein kulinarischer Erfolg, sondern auch eine eindrucksvolle Demonstration gelebter Gemeinschaft und Respekt zwischen den Religionen. Die anwesenden Gäste erlebten einen Abend der Begegnung, des Austausches und der Inspiration und setzten damit ein starkes Zeichen für den interreligiösen Dialog in Gelsenkirchen. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. JP
Die gute Nachricht
aGEnda-Büro Gelsenkirchen
Die gute Nachricht: Wir können alle etwas tun, jede und jeder von uns! Das ist die Botschaft des aGEnda-Büros, das seit 1998 gemeinsam vom Evangelischen Kirchenkreis und der Stadt Gelsenkirchen getragen wird. Im und rund um das aGEnda-Büro gibt es vielfältige Aktivitäten und Angebote. Agenda – das lateinische Wort bedeutet: das, was zu tun ist.
Und das wird gemeinsam entwickelt, es geht gewissermaßen um eine kreative ToDo-Liste, kreativ auch im ganz wörtlichen Sinn. Denn es gibt Kreativ-Workshops genauso wie Online-Vorträge.
Und die Frage dahinter ist immer: Was kann ich – zusammen mit anderen – jetzt tun, damit wir auch in Zukunft gut leben können? Darüber ins Gespräch und ins Handeln zu kommen, dazu laden die Angebote der VHS Gelsenkirchen genauso wie die Angebote der Ev. Erwachsenenbildung ein. Welche Auswirkungen haben mein Einkauf oder die Wahl meines Verkehrsmittels? Wie kann der eigene Balkon oder Garten nachhaltig gestaltet werden? Wie kann ich gesund kochen?
Die Weltläden in der Stadt sind ein weiterer Beitrag für ein umweltbewusstes und soziales Handeln.
Die Angebote der VHS finden sich hier:
https://www.vhs-gelsenkirchen.de/programm/bne-bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung.html
Das Programm der Ev. Erwachsenenbildung hier:
https://www.kirchegelsenkirchen.de/kirchenkreis/referate/erwachsenenbildung
Weltläden finden sich in fast allen evangelischen Kirchengemeinden, regelmäßige Öffnungszeiten gibt es im Turm der Altstadtkirchengemeinde und in der Friedenskirche in Wattenscheid. Adressen und Öffnungszeiten hier:
https://www.kirchegelsenkirchen.de/kirchenkreis/referate/oekumenereferat/eine-welt-laeden
Mutig - Stark - Beherzt
Die evangelische Jugend fährt zum Kirchentag nach Hannover
Vom 30. April bis zum 04. Mai 2025 findet der nächste Evangelische Kirchentag statt und die Evangelische Jugend Gelsenkirchen und Wattenscheid nimmt dich mit!
In diesem Jahr sind wir nach Hannover eingeladen. Das Jugendreferat organisiert eine gemeinsame Fahrt für alle, die in der Evangelischen Jugend Gelsenkirchen und
Wattenscheid aktiv sind.
Was ist eigentlich ein Kirchentag?
Der Kirchentag beginnt immer mittwochs mit einem Eröffnungsgottesdienst und dem Abend der Begegnung: ein buntes Fest in der Innenstadt auf dem sich Gemeinden aus der Region vorstellen – mit Musik, Kleinkunst und kulinarischen Leckereien.
Von Donnerstag bis zum Samstag gibt es Workshops, Ausstellungen, Konzerte, Gottesdienste, Bibelarbeiten, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Spiele und vieles mehr. An jedem Tag werden wir gemeinsame Programmpunkte anbieten.
Am Sonntag gibt es dann einen großen Abschlussgottesdienst und wir fahren nach Hause.
In diesen fünf Tagen sind um die 100.000 Menschen in der Stadt unterwegs. Auch wenn Hannover als Messestadt Kummer gewohnt ist, ist das schon eine große Herausforderung. Mit dem kostenlosen Nahverkehrsticket kommt man überall hin und als Gruppe ist immer jemand dabei, den man kennt.
Von Gelsenkirchen und Wattenscheid aus fahren wir am Mittwoch, 30.04. schon vormittags gemeinsam los. Da der Donnerstag ein Feiertag ist, braucht ihr nur für Mittwoch und Freitag eine Schulbefreiung oder Sonderurlaub. Dies wird in den allermeisten Fällen gewährt. Am Sonntag werden wir abends zu Hause ankommen.
Für unsere Fahrt stehen noch Plätze im Bus zur Verfügung.
Bitte meldet Euch so schnell wie möglich im Jugendreferat, damit wir einen Überblick über die Zahlen haben und gegebenenfalls rechtzeitig reagieren können.
Weitere Infos unter: Infoseite Kirchentag 2025 | Ev. Jugend Gelsenkirchen & Wattenscheid
Sage nicht „sie sind zu jung!“
Versammlung der Evangelischen Jugend von Westfalen
Wie stellen wir uns eigentlich so klassische Gestalten aus der Bibel vor? Propheten zum Beispiel wie Jesaja, Jeremia oder Elia?
Also ich denke da immer an so alte Männer mit langem Bart, langem Stock und langen Gewändern aus Jutebeuteln, so dicken Augenbrauen und großen Ohren, wie mein Opa sie hatte. Aber stimmt das auch?
Nö, stimmt nicht. Jeremia zum Beispiel war gerade mal 20, als Gott ihn zum Propheten ernannt hat. „Aber ich bin doch viel zu jung“, hat Jeremia vergeblich versucht sich zu wehren. „Sage nicht, du bist zu jung“, erwiderte sein Schöpfer (Jeremia 1,7) und schon war die Sache geklärt.
Ganz schön mutig von Jeremia, Gott zu widersprechen und sich dem Auftrag zu stellen. Und ganz schön mutig von Gott, einem solchen Dötz die Aufgabe zu überlassen, einem ganzen Volk die Leviten zu lesen.
Versammlung der Evangelischen Jugend neu konstituiert
„Sage nicht, ich bin zu jung“ – so könnte der Titel eines Prozesses lauten, der gerade die Strukturen der Evangelischen Jugend durchwirbelt. Zukünftig sollen alle Gremien der Jugendarbeit in unserer Kirche zu 2/3 Stimm-Mehrheit mit Ehrenamtlichen unter 27 Jahren besetzt sein. Diese Gremien dürfen über alle inhaltlichen und finanziellen Fragen des Jugendverbandes eigenständig entscheiden. Das betrifft die Ebenen der Landeskirche, des Kirchenkreises und der Gemeinden.
Den Anfang machte Ende März die Versammlung der Evangelischen Jugend von Westfalen. Rund 110 Delegierte aus Kirchenkreisen, Werken und Verbänden kamen in Wuppertal zusammen und setzten ein mutiges Zeichen für Beteiligung, Wandel und Aufbruch. Auf ihrer konstituierenden Sitzung gab sich die „Vollversammlung“ eine neue Geschäftsordnung und wählte Sprecher:innen, den Leitungskreis und ein neues Mitglied für die Landessynode: Jan Reschke, ehemaliger Mitarbeiter aus Wattenscheid-Höntrop. Aus unserem Kirchenkreis war unter anderem Lena Blankenburg (22) aus der Apostelgemeinde dabei. „Man hat richtig gespürt, was für ein mega Aufbruch das für die Evangelische Jugend ist“, so ihr Eindruck.
Jugendliche sind schon jetzt in allen Presbyterien dabei
Grundlage dafür ist das Kinder- und Jugendvertretungsgesetz (KJVG), das am 01.01.2025 in Kraft trat und das Ziel hat, mehr Partizipation, mehr Eigenverantwortung, mehr Stimme für junge Menschen zu ermöglichen. Nach und nach sollen auch die Jugendausschüsse in den Gemeinden und Kirchenkreisen zu Zwei-Drittel Stimm-Mehrheit mit jungen Menschen zwischen 14 und 26 Jahren besetzt werden.
Ob das wohl funktioniert? Das Vertrauen in unserem Kirchenkreis ist groß. Schon jetzt beteiligen sich in allen Presbyterien Menschen unter 27 Jahren, weil sie zusätzlich über das sogenannte Jugendbeteiligungserprobungsgesetz berufen worden sind. Auch in unserer Kreissynode und im Kreissynodalvorstand (KSV) wurden junge Menschen berufen und arbeiten zuverlässig mit.
In der Evangelischen Jugend gibt es viele engagierte Menschen, auch viele, die älter sind. Sie sind weiterhin wichtig. Aber wir finden es gut, dass es nun Vorgabe ist, dass junge Leute über ihre Anliegen eigenständig entscheiden. Es gibt so viele, die anfangs zögerlich sind und dann Großartiges leisten, wie Jeremia. Und wenn Gott schon Vertrauen in einen jungen Menschen hat, können wir das auch. Also: sage nicht: „sie sind zu jung“. HD
Ferienzeit macht Hoffnung
Offener Ganztag an Schulen im Kirchenkreis
Die Osterferien stehen vor der Tür – und mit ihnen viele schöne Momente, auf die sich Kinder und Mitarbeitende in unseren OGS-Einrichtungen schon freuen. Die Kinder werden die Ferien im Urlaub, zu Hause oder gemeinsam in der OGS verbringen. Für viele heißt das: raus aus dem Schulalltag, rein in eine entspannte Zeit mit Platz zum Spielen, Lachen und Neues entdecken.
Ohne festen Stundenplan in den Tag starten – Freiheit genießen, Dinge einfach mal anders machen. Es wird gebastelt, gebaut, draußen gespielt, gelesen oder einfach entspannt. Die Ferien sind eine tolle Gelegenheit, den Kindern Raum zu geben – für ihre Ideen, ihre Talente und für ganz viel gemeinsames Erleben.
Ein Blick in die OGS Bülseschule
Ein buntes Ferienprogramm hat die OGS Bülseschule auf die Beine gestellt. Dort geht es in der ersten Woche auf eine kreative Reise durch verschiedene Länder: Italien, Spanien, Griechenland und die Türkei stehen auf dem Plan. Die Kinder lernen diese Kulturen auf spielerische Weise kennen: eine davon auch kulinarisch, mit einem leckeren Beitrag unseres Caterers Schweißguth.
In der zweiten Woche wird’s dann musikalisch und kreativ: Unter dem Motto „Bülse sucht den Superstar“ dürfen alle zeigen, was in ihnen steckt – ob beim Singen, Tanzen, Zaubern oder mit ganz eigenen Ideen. Hauptsache, es macht Spaß und jede*r darf mitmachen.
Diese kleinen und großen Erlebnisse machen Mut. Sie zeigen: Es tut gut, wenn man gemeinsam etwas auf die Beine stellt, zusammen lacht, sich austauscht – und einfach eine gute Zeit hat. Das sind die Momente, die Hoffnung schenken – nicht nur den Kindern, sondern auch uns Erwachsenen.
Immer hereinspaziert.
Offene Bleckkirche lädt jeden Sonntag zum Besuch ein
Wir sind auf dem Weg zur Bleckkirche in Gelsenkirchen. Sie ist die älteste erhaltene evangelische Kirche der Stadt, sie beherbergt mit dem Grimberger Altar von 1574 auch eines der bedeutsamsten kirchen-historischen Kunstwerke aus der Zeit, als die Reformation in die Ruhrregion kam.
Sie liegt aber auch direkt auf dem Weg zur ZOOM-Erlebniswelt. Unzählige Menschen kommen hier täglich vorbei, vor allem Familien mit Kindern. Die Kirche ist ein Kontrast zur wuseligen Atmosphäre vor dem Eingang zu dem beliebten Zoo. Einmal die Tür zu der kleinen Kirche heruntergedrückt, befindet man sich in einer anderen Atmosphäre. Hier ist die Luft kühl und der Raum still.
Ein Ort der Geborgenheit
Durch die Kirchenfenster bricht sich das Licht in Regenbogenfarben. Wer möchte, kann sich setzen und es betrachten, den spannenden Grimmberger Altar bestaunen und vielleicht ein Gebet dabei sprechen oder einfach seinen Gedanken nachhängen. Hier drinnen ruht die Hektik des Alltags.
Eine offene Kirche ist eine Möglichkeit, dem Gewusel kurz zu entfliehen, um Gott nah zu sein“, sagt Pfarrer Dieter Eilert der ev. Apostel Kirchengemeinde Gelsenkirchen. „Man kann hier kurz durchatmen, zur Ruhe kommen und vielleicht mit einem der Ehrenamtlichen, die hier engagiert die offene Kirche betreuen, ins Gespräch kommen. Unsere Kirche soll offen sein, ab Ende April erst einmal jeden Sonntag von 15:00 bis 17:00 Uhr.“
Türöffner zur Kirche
Seit Monaten trifft sich ein engagierter Kreis von Ehrenamtlichen, um die „Offene Bleckkirche“ zu planen. Das erfordert konkrete Ideen, aber vor allem Menschen, die ihre Zeit einbringen, diese Ideen auch umsetzen. Das Angebot soll vor allem die Besucher*innen des Zoos, aber auch Menschen auf ihrem Sonntagsspaziergang ansprechen. Es ergibt sich ein Potenzial für die Kirche positiv in Erinnerung zu bleiben. Geplant ist sogar ein kleines Café auf der Wiese neben der kleinen Kirche. Aber dafür braucht es aber noch Genehmigungen.
Ehrenamtliche sind Botschafter
„Wir bieten eine Einladung, Kirche und ihre Botschaft neu zu entdecken“, sagt Dieter Eilert. Damit dies gelinge, brauche es vor allem ein freundliches Gesicht. Denn viele „Offenen Kirchen“ werden von ehrenamtlichen Kirchenhüter*innen betreut. Sie sorgen etwa dafür, dass nichts liegen bleibt, erklären Besuchern auf Wunsch etwas zur Historie der Bleckkirche. Aber auch ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Besucher*innen ist von den Ehrenamtlichen gefragt.
An ihnen hängt es, ob die Atmosphäre eine einladende ist oder nicht. Jede*r trage mit seiner Persönlichkeit und seinen Talenten dazu bei, die „Offene Bleckkirche“ mit Leben zu füllen. Sie sind damit Gastgeber*in und tragen die Begeisterung für „ihr“ Gotteshaus weiter. Auf jeden Fall freuen sich alle Beteiligten auf ihre offene Bleckkirche und hoffen, dass viele Menschen zu Besuch kommen.
Offene Bleckkirche
Ab dem 27. April bis zum 28. September 2025,
jeden Sonntag von 15:00 bis 17:00 Uhr
Schmeckt und seht, wie freundlich Gelsenkirchen ist!
Lukas Werthschulte, neuer Pfarrer im Probedienst

Mein Name ist Lukas Werthschulte, ich bin seit dem 01.04. Pfarrer im Probedienst. Zu je 50% arbeite ich im Referat für Kommunikation des Kirchenkreises und in der Emmaus-Gemeinde. Also: Mittendrin im Pott. Und was soll ich sagen? Ich liebe es! Bereits vor meinem Vikariat in Gevelsberg habe ich sechs Jahre lang in der Bochumer Innenstadt gelebt und den Pott lieben gelernt. Doch wenn ich Außenstehenden wie meiner Familie im Sauerland oder Freund*innen erzähle, wo es mich hin verschlagen hat, sehen die Reaktionen oft alles andere als verliebt aus: Gelsenkirchen sei hässlich, verarmt und politisch umstritten. Alles Reaktionen, die in mir nicht unbedingt Mut ausgelöst haben. Und was soll ich sagen? Schön isset wirklich nicht. Aber darauf kommt es mir gar nicht an. Worauf es mir ankommt, das habe ich hier, das sind die Menschen, die hinter den teils grauen und vollgesprayten Fassaden wohnen. Das sind Menschen, die ihr Herz auf der Zunge tragen. Menschen, die Dich annehmen, wie Du bist und Menschen, bei denen man sich nicht verstellen muss. Ehrliche Menschen eben.
Für uns von Kirchens ist genau das doch die wichtigste Grundvoraussetzung: Offene Menschen mit offenen Türen. Genau das gibt mir Mut und Zuversicht für die kommende Zeit und meinen Dienst. Nicht blanke und strahlende Fassaden, sondern offene und nahbare Menschen. Und nicht zuletzt muss ich bei Gelsenkirchen zwingend an auch an Jesus denken, der ohne große Umschweife, ohne große Planungen oder Entwürfe einfach gemacht hat. Der mit den Menschen ins Gespräch gekommen ist und gefragt hat, was sie in ihrer konkreten Situation brauchen. Jesus hat mit Menschen geschnackt, Gemeinschaft gehabt und im Zweifelsfall einfach mal gefuttert. Und das geht in Gelsenkirchen bei Döner, Shawarma, oder einer veganen Linsensuppe besonders gut.
Pfarrer Lukas Werthschulte
Berauschendes Chorkonzert
Bachs Johannes - Passion in großer Besetzung
Gelsenkirchen – Operngleich angelegt, erzählerisch, voller Dramatik: Drei Chöre, fünf Solisten und ein Kammerorchester unter der Gesamtleitung von Kreiskantor Andreas Fröhling führten das Mammutwerk von Johann Sebastian Bach in der mit gut 500 Besucher: innen vollbesetzten Altstadtkirche auf.
Die Gelsenkirchener Kantorei, der Konzertchor des Städtischen Musikvereins Gelsenkirchen und der Madrigalchor Buer brillierten als harmonischer Gesamtchor auf hohem Niveau. Einstudiert und seit Monaten konzentriert geprobt, führten die drei Chorleiter, Andreas Fröhling, Juliano Suzuki und Ingmar Stiller die einzelnen Chöre zum 90 – köpfigen ProjektOratorienChor Gelsenkirchen zusammen.
Einen kleinen Schreckmoment gabs bei der Besetzung der Solisten: Für den Bassisten Konstantin Paganetti sprang Clemens Joswig kurzfristig ein und beeindruckte in der Rolle des Jesus mit seinem kraftvollen Bass. Tenor Aljoscha Lennert brillierte als Evangelist mit großem Einsatz. Auch die beiden Frauenstimmen, Elisa Rabanus, Sopran, und Laura Kriese, Alt, sowie Bariton Björn Köller gestalteten mit ihren einfühlsamen Stimmen dieses Konzert zu einem großen, berührenden Ganzen.
„Die Kraft, die in dieser Musik steckt, ist unglaublich beeindruckend“, formulierte Andreas Fröhling, Kreiskantor des Kirchenkreises, über dieses große Werk der Musikgeschichte. „Toll, dass ich das in dieser Besetzung aufführen konnte! Dabei sollte uns hinsichtlich des biblischen Textes, welcher der Johannes - Passion zugrunde liegt, der historische Kontext bewusst sein, nämlich, dass dieser Text nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n.Chr. entstanden ist. Das ist wichtig, um heute einem potentiell antijüdischen Missbrauch des großen Bach’schen Werkes entgegenzuwirken. Bach hat denn auch den anklagenden Chorsätzen des Evangeliums, die man schnell als antisemitisch auffassen könnte, betrachtende und kommentierende, in eine ganz andere Richtung weisende Arien und Choräle gegenübergestellt.“
An den Anfang des Konzerts setzte Fröhling das dreiminütige Orgelwerk „Die Geißelung“ von Theo Brandmüller. Damit wies er auf das Thema des folgenden Oratoriums hin, ein wogendes Klang- und Klagemeer, voller Dissonanzen, die Leidensgeschichte Jesu. Zum Schluss dann der Choral, voller Hoffnung, inbrünstig aus vollen Kehlen des Chores gesungen: „Ach Herr, lass dein lieb Engelein am letzten Ende die Seele mein in Abrahams Schoß tragen.“
Ein großer Konzertnachmittag endete nach knapp zwei Stunden ohne Pause, das verlangte dem Publikum einiges an Konzentration ab. Viele Besucher: innen wichen wegen Überfüllung auf Sitzplätze auf der Empore aus. Doch alle lauschten gebannt, einige sangen sogar bei der Chormusik ganz leise mit. Nachdem der letzte Ton verklungen war, verharrten zunächst alle in kurzer Stille. Doch dann gab es frenetischen Beifall für ein wirklich großartiges Konzert in der vorösterlichen Zeit. „Ergreifend, mehr kann ich gar nicht sagen“, so eine Besucherin begeistert.
Frauke Haardt-Radzik
Zusammen singen macht Spaß
Oh happy Day – Gospelchöre im Kirchenkreis
Singen verbindet, bewegt und erfüllt! In einem Gospelchor erleben wir die Kraft der Musik, spüren den Rhythmus und teilen die Freude am gemeinsamen Gesang. Ob mitreißende Harmonien oder berührende Melodien – Gospel ist pure Emotion!
Unsere Gospelchöre 4tune up und Tonlight treten oft auch gemeinsam auf. Wie hier zu sehn beim Pfingstgottesdienst auf dem Geländer der Zeche Consol Geleitet werden werden sie von Kirchenmusiker Ingmar Stiller.
Ob Sie bereits Chorerfahrung haben oder einfach gerne singen– bei uns ist jede Stimme willkommen!
Wenn Sie Interesse daran haben in einem unserer Chöre mitzusingen, können Sie auf den einzelnen Homepages unserer sieben Gemeinden schauen, ob etwas passendes für Sie dabei ist!
Oder, Sie wenden sich direkt an Kirchenmusiker Ingmar Stiller unter:
Tel.: 0176 - 34964349
Mail: ingmar.stiller(at)gmail.com
Impuls gegen die Mutlosigkeit
Unsere Seelsorge im Krankenhaus
1. Dienstag im Monat. 14.30. Die musikalische Andacht im evangelischen Klinikum beginnt. Heute ist auch Frau Schmidt gekommen. Nach einem schweren Schlaganfall ist sie schon seit Wochen im Krankenhaus. Sie ist kraft- und mutlos geworden. In nur ganz kleinen Schritten geht es voran.
Und körperliche Einschränkungen werden zurückbleiben. Die Orgel beginnt, Musik schwingt durch den Raum. Mutmachende Worte hört sie, und immer wieder musikalische Stücke, die Seele und Herz ansprechen.
Nach einer halben Stunde ist die Andacht vorbei. Frau Schmidt wird wieder zur Station gebracht. „Schön war es, mal was anderes. Es tat mir so gut, die Musik, die Worte, das Gebet, dieser schöne Raum. Ich fühle mich gefasster und gestärkt, ich habe etwas Mut gefasst, es gibt doch auch für mich noch Lichtblicke. Ich weiß, ich bin nicht allein, und ich versuche, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Immer wieder durchleben wir Krisen, in unserer Welt, in unserer Gesellschaft und natürlich auch immer wieder in unserem eigenen Leben. Wie gehe ich damit um? Wie verliere ich nicht den Mut? Wie kann ich meiner eigenen Mutlosigkeit widerstehen? Eine Krise verändert mein Leben. Sei es eine schwere Krankheit, Arbeitslosigkeit, Verlust eines lieben Menschen. Mein Leben wird auf den Kopf gestellt. Bisherige Erfahrungen tragen nicht mehr, eine lähmende Müdigkeit überfällt mich, Mutlosigkeit.
Eine Krise ist auch immer ein Wendepunkt im bisherigen Leben. Und sie ist eine Aufgabe, an einen selbst gestellt. Eine Krise verlangt nach Entscheidung, Veränderung, ja Verwandlung der Perspektive. Den Mut nicht zu verlieren ist schwer, und oft scheitern wir daran. Aber wir sind eingeladen, von Gott selbst, uns auf ihn zu verlassen. Gerade in den Krisen, die uns durchschütteln, spricht er uns seine Hilfe zu:“ Ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.“ (Jesaja 41, 13)
Ich brauche nicht allein mein Leben gestalten. Ich brauche nicht allein durch die Krise gehen, Gott nimmt mich bei der Hand, steht mir bei und führt mich durch die Krise. Jede Krise kann mir aufzeigen, was wirklich wichtig im Leben ist, und was in meinem Leben Priorität haben sollte. Sie ermuntert mich, neu anzufangen, nicht aufzugeben, die Mutlosigkeit nicht zum Zuge kommen zu lassen. Hilfreich in Krisen ist eine getroste Gelassenheit, Vertrauen und Mut zum jeweils neuen Tag. Denn Gott hat es mir versprochen, er hält mich an der Hand und hilft mir.
Frau Schmidt änderte ihre Perspektive und fasste neuen Mut. Ende der Woche habe ich Frau Schmidt nochmals besucht. Eine Therapeutin war bei ihr, und unterstützte sie beim Laufen. Sie lächelte mich an und sagte: „Sehen Sie jeden Tag, Schritt für Schritt, komme ich ein Stückchen voran. Darüber freue ich mich sehr.“
Pfarrerin Birgit Böddeker