GELSENKIRCHEN/ WATTENSCHEID – Bis zum Jahr 2013 soll in Deutschland für jedes dritte Kind unter drei Jahren ein Krippenplatz zur Verfügung stehen. Das ist das Ergebnis des so genannten „Krippen-Gipfels“ bei Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen unlängst in Berlin.
Im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid macht der Apostel-Kindergarten in Buer seit knapp zwei Jahren gute Erfahrungen mit einer „altergemischten Gruppe für Kinder unter drei Jahren“ (AG I). „Die Zusammensetzung der Gruppe bringt sowohl den großen als auch den kleinen Kindern etwas“, sagte Gruppenleiterin Michaela Schrandt. „Die Kleinen lernen, weil sie den Großen nacheifern, und bei den Großen entwickelt sich das Sozialverhalten: Sie nehmen Rücksicht, setzen ihre Sprache bewusster ein und helfen den Kleinen.“
Inzwischen werden auch vier Evangelische Einrichtungen in Wattenscheid (Ludwig-Steil-KiTa und Martin-Luther-Kinderhaus Wattenscheid, Pastor-Viertmann-Kindergarten Höntrop, Kindergarten Unter’m Regenbogen Leithe) von unter dreijährigen Kindern besucht. Diese Kindergärten profitieren vom „Sonderprogramm U3“ der Stadt Bochum, die für acht unter Dreijährige je eine Fachkraft finanziert.
Zu einem Erfahrungsaustausch treffen sich neuerdings regelmäßig Erzieherinnen aus diesen Einrichtungen. „Wir wollen voneinander lernen und profitieren“, sagte Michaela Schrandt. In dem „Arbeitskreis U3“ wird geklärt, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen und welcher Personalschlüssel für die Arbeit mit unter Dreijährigen erforderlich ist. Eines der ersten Ziele ist die Erstellung eines einheitlichen Aufnahmebogens für die Eltern. Die Angaben zu Tagesrhythmus, Essgewohnheiten, Hygiene oder Erfahrungen mit einer Trennungsphase helfen bei der schnellen Integration von Kleinkindern. Um Kinder unter drei Jahren aufnehmen zu können, müssen in den Kindergärten zunächst bestimmte Rahmenbedingungen geschaffen werden. Im „Arbeitskreis U3“ überlegen die Erzieherinnen z.B. gemeinsam, welche Möbel neben Wickeltischen und Kinderbetten angeschafft werden müssen.
„Aber die Vorbereitungen auf eine AG 1 beschränken sich nicht auf solche äußeren Veränderungen“, sagte Michaela Schrandt aus Buer. „Auch die inhaltliche Arbeit muss der neuen Situation angepasst werden.“ So ist beispielsweise bei Kindern von zwei bis drei Jahren das Sprachzentrum am stärksten ausgeprägt. „Es ist also sinnvoll, gerade bei den kleinen Kindern spielerisch die sprachliche Entwicklung zu fördern“, erläuterte Schrandt. Auch ein erster Kontakt mit Mengen, Formen oder Farben sei in diesem Alter angebracht. „Je früher man hier ansetzt, desto weniger braucht man eventuell später zusätzliche Förderprogramme, um Entwicklungsverzögerungen auszugleichen“, sagte sie. Daneben gelte es, die unter Dreijährigen in das Kinderturnen sowie ins musikalische bzw. künstlerische Gestalten einzubeziehen.
Um ihren Kolleginnen den Einstieg in die Arbeit mit Kleinkindern zu erleichtern, planen die Mitglieder des „Arbeitskreises U3“ die Einrichtung von Fortbildungen. Außerdem haben sie Kontakt zu den Fachschulen aufgenommen, damit angehende Erzieherinnen schon während ihrer Ausbildung auf die neue Herausforderung vorbereitet werden. „Wir sind froh, Fachlehrer als konkrete Ansprechpartner zu haben, die ihrerseits an einer Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Ausbildungsphase interessiert sind“, sagte Schrandt. AR