GELSENKIRCHEN – 90 Jahre, das ist ein ehrwürdiges Alter. Für Hilde Herrmann ist ihr 90. Geburtstag am 26. Oktober allerdings kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Nach wie vor ist sie aktiv in der Gemeinde. In der Frauenhilfe und in der Offenen Seniorenstube ist sie regelmäßig dabei. Für die Menschen in ihrer Umgebung hat sie ein offenes Ohr und auch für die, die weiter weg leben. „Vieles geht am Telefon – auch wenn ich der Telefonseelsorge keine Konkurrenz machen will“, sagte sie augenzwinkernd. Vergleicht man das Foto im Gemeindebrief „Moment mal“ der Kirchengemeinde Schalke zu ihrem 75. Geburtstag im Jahr 1995, fällt sofort ihre veränderte Frisur ins Auge. „Mir hat mal jemand gesagt, der Dutt am Hinterkopf hieße auch ‚Wuppertaler Entsagungsknoten‘“, erzählte die Jubilarin. Wenn Hilde, wie sie ihrer Gemeinde genannt wird, aus ihrem Leben erzählt, könnte der Eindruck entstehen, es sei tatsächlich voller Entsagung gewesen. Aber die Art, wie sie davon erzählt, und ihre leuchtenden Augen dabei sprechen eine ganz andere Sprache. Auch heute nimmt sie ihr Leben an, wie es ist. Ein Haustier? „Bloß nicht, ich hätte gar nicht die Zeit, mich darum zu kümmern.“ Kinder und Enkel? „Keine eigenen, aber jede Menge Gemeindekinder!“ sagte sie nachdrücklich.
Ihre Gemeindekinder, das sind die vielen Menschen, die sie betreut hat, seit sie 1946 als Fürsorgerin und Gemeindehelferin in die Feldmark kam. Bis 1984 war sie hauptamtlich tätig, seitdem ist sie im Ehrenamt nicht minder aktiv. „Die Gemeindearbeit“, so sieht sie es heute im Rückblick, „ist im Grunde immer gleich geblieben: Es ist Aufbauarbeit, bei der das Wort Gottes die wichtigste Rolle spielt.“
Ihren 90. Geburtstag will Hilde Herrmann so feiern, wie sie ist: bescheiden. Zur Offenen Altenstube am Mittwoch kommen auch die Frauenhilfe und ihre persönlichen Gäste. Es gibt Streuselkuchen. Sie wünscht sich möglichst viel Geld – in Form von Spenden. Schweren Herzens hat sie dafür drei aus den vielen Hilfsorganisationen, die ihr am Herzen liegen, ausgewählt: Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, Ärzte ohne Grenzen und SOS Kinderdörfer.