GELSENKIRCHEN – Christel Wardel ist die Aufschneiderin der Gruppe – sagt Pfarrer Dieter Eilert. Allerdings ist hier von Brötchen die Rede: „Da schneidet sie mal auf – sonst nie.“ Überhaupt: Die vier Frühstücksfrauen der Apostel-Kirchengemeinde hantieren zwar viel mit scharfen Gegenständen, machen dabei aber einen entspannten Eindruck.
Jeden ersten Dienstag im Monat und in den Sommerferien sogar jeden Dienstag zaubern Christel Wardel, Rita Birraß, Monika Boll und Renate Wojtkowiak für rund 50 Gäste ein Frühstück, das keine Wünsche offen lässt. „Wer hier frühstückt, der geht auch nicht Mittagessen“, meint Pfarrer Eilert. Rund 160 Termine haben die vier Frauen inzwischen absolviert und – Eilert hat es ausgerechnet – etwa 7000 Frühstücke serviert. Der Termin ist in der Apostel-Kirchengemeinde so beliebt, dass der Pfarrer eigentlich gar keine Reklame dafür machen darf.
Viel Arbeit auch zwischendurch
Angefangen hat das alles im Sommer 2006. Gruppen und Kreise machen während der Ferien Pause. Renate Wojtkowiak hatte die Idee, in diesen ereignislosen Wochen wenigstens einen Treffpunkt anzubieten. So entstand das wöchentliche Gemeindefrühstück in der Christuskirche. „Nach den Ferien wollten wir damit aufhören. Doch es gefiel allen so gut, dass wir einfach weiter gemacht haben.“
Die vier Frauen sind ein eingespieltes Team. Bereits um 7 Uhr sind Rita Birraß und Monika Boll beim Bäcker und beim Metzger. Renate Wojtkowiak schmeißt die Kaffeemaschine an und Christel Wardel schmückt die Tische. Um 8.15 Uhr treffen die ersten Gäste ein. Um 9 Uhr wird gesungen „Danke für diesen guten Morgen“ und die Losung des Tages gelesen. Erst danach ist das reichhaltige Büffet eröffnet. Fertig mit der Arbeit sind die vier gegen 12.30 Uhr. Dann sieht die Küche wieder picobello aus und die Tische sind abgeräumt. Eine Menge Arbeit, aber die Frauen nehmen es mit Gelassenheit und Humor. Was sie zusätzlich noch alles „mal eben’ erledigen, muss im Interview mühsam erfragt werden.
Sie machen machen weiter
Da werden frische Blumen aus dem Garten geopfert oder man trifft sich am Abend zuvor, um eine besondere Tischdekoration zu basteln. Christel Wardel macht die Marmeladen und Gelees „natürlich“ selbst und auch die Früchte dafür werden in den eigenen Gärten geerntet oder von Nachbarn gespendet („Wie jetzt: kaufen? Das wäre viel zu teuer.“). Monika Boll wäscht die Tischdecken daheim, trocknet sie auf dem Balkon und bügelt sie. „Von Hand?“ fragt die Interviewerin beeindruckt. – „Nein, ich nehme dazu schon ein Bügeleisen“, lautet die trockene Antwort. Renate Wojtkowiak fungiert nebenher als Finanzministerin: „Jeder Gast zahlt 3,50 Euro. Wenn dann mal etwas übrig bleibt, kaufen wir davon eine neue Tischdecke oder kleine Geschenke für die Gäste. Und wenn mehr übrig bleibt, spenden wir das für die Jugendfreizeit der Gemeinde.“
Sie sind ein fröhliches Quartett und sie machen, so Rita Birraß „weiter, so lange wir krauchen können, zur Not auch mit Rollator.“ Renate Wojtkowiak: „Wenn der Raum sich füllt und wir sehen in die freudigen Gesichter – das ist Grund genug.“ Christel Wardel fasst die Motivation der Viererbande in einer Sentenz zusammen: „Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück.“