Würdige Form des Abschied-Nehmens

Erste ökumenische Gedenkfeier für „Unbedacht Verstorbene“ in Gelsenkirchen

 

Für jeden Verstorbenen wurde eine Kerze angezündet. FOTO: CORNELIA FISCHER

Für jeden Verstorbenen wurde eine Kerze angezündet. FOTO: CORNELIA FISCHER

Damit sie nicht „unbedacht“ bleiben, sollen solche „Ruhesteine“ für die Verstorbenen gesetzt werden. FOTO: PRIVAT

Damit sie nicht „unbedacht“ bleiben, sollen solche „Ruhesteine“ für die Verstorbenen gesetzt werden. FOTO: PRIVAT

GELSENKIRCHEN – Es gab Zeit für sie und ein sichtbares Zeichen. Zeit, um ihre Namen zu hören und eine Kerze für sie anzuzünden. Zeit, um auf tröstende Worte aus der Bibel zu hören. Worte, die gewiss machten, dass Gott keinen Menschen vergisst, dass die Verheißung des Geborgenseins bei Gott allen gilt unabhängig davon, wie das Ende ihres irdischen Lebens ausgesehen hat.

Erstmals hat in Gelsenkirchen eine Ökumenische Gedenkfeier für die „Unbedacht Verstorbenen“ stattgefunden. Damit sind diejenigen gemeint, für die bei ihrer Beisetzung keine Trauerfeier stattgefunden hat – weil sich keine Angehörigen, Freunde oder Bekannten finden ließen.

Die 32 Namen derjenigen, die im zweiten Quartal des Jahres in Gelsenkirchen ohne Trauerfeier beigesetzt wurden, waren zuvor in einer unentgeltlichen Anzeige der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) veröffentlicht worden, verbunden mit der Einladung zum Gedenkgottesdienst. Rund 130 Menschen kamen am 14. Juli in die Propsteikirche St. Augustinus, um Abschied zu nehmen von ihnen.

„Sie waren vielleicht allein am Ende ihres Lebens“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski in seinem Grußwort vor Beginn des Gottesdienstes, „doch indem wir heute hier sind, zeigen wir, dass sie ganz allein nicht waren.“ Superintendent Rüdiger Höcker begrüßte es ausdrücklich, dass es nun gelungen sei, „diese würdige Form des Abschied-Nehmens zu entwickeln, für all die, die ansonsten unbegleitet und unbenannt beerdigt worden wären.“

In Zukunft wird ein solcher Gedenkgottesdienst viermal im Jahr stattfinden. Gemeinsam mit der Stadt haben die Evangelische und Katholische Kirche in Gelsenkirchen darüber hinaus eine neue Form der Beisetzung für „Unbedacht Verstorbene“ gefunden. An jedem ersten und dritten Dienstag im Monat werden die Urnen von der Trauerhalle des Hauptfriedhofes in Buer in einem Trauerzug  zu den Gräbern gebracht und von Geistlichen beider Konfessionen beigesetzt.

Pfarrerin Dr. Zuzanna Hanussek bat in der Abkündigung des Kollektenzwecks um Spenden für die Initiative „Ruhesteine“. Der Steinmetzbetrieb Herz hat die Idee entwickelt und die ersten 15 Ruhesteine gestiftet.