Zu den Menschen hin

Pfarrerin Dr. Zuzanna Hanussek entwickelt liturgische Formen für Menschen mit Demenz

Zuzanna Hanussek geht während des Gottesdienstes auf die Teilnehmenden zu. So erfahren sie liebevolle Zuwendung und Gemeinschaft. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Menschen mit einer Demenz haben teilweise oder ganz die Fähigkeit verloren, Liturgie und Predigt kognitiv zu verfolgen. Ein eigener gottesdienstlicher Rahmen kann ihnen dabei helfen, den Zuspruch des Evangeliums zu erleben.

Pfarrerin Dr. Zuzanna Hanussek hat am 1. April im Johanniter-Stift in der Resser Mark einen solchen Gottesdienst durchgeführt. „Das Besondere an diesem Gottesdienst sind die zahlreichen Wiederholungen etwa der Lieder. Auch gibt es keine Ansprache. Dafür rückt das Abendmahl in den Mittelpunkt. Ganz wichtig dabei ist die liebevolle Zuwendung“, erklärte Hanussek.

Elf Bewohnerinnen und Bewohner hatten sich in der kleinen Kapelle versammelt. Die Pfarrerin begrüßte sie persönlich mit Handschlag. „Mein Name ist Zuzanna Hanussek. Ich freue mich, dass sie im Gottesdienst sind.“ Eine Bewohnerin antwortete: „Mein Name ist Schuldig, ich bin aber unschuldig.“

Die Lieder waren den Teilnehmenden vertraut. „So nimm denn meine Hände“, „Großer Gott, wir loben dich“ und „Stern, auf den ich schaue“ konnten sie auswendig mitsingen. Während des Singens bewegte sich die Liturgin auf die Sängerinnen und Sänger zu. Denn „nur wenn man sich zu den Menschen hin bewegt, dann singen sie mit“, erläuterte Hanussek. Zu dem Lied „Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang“ konnten die Seniorinnen und Senioren kleinere Bewegungen machen. Sie hoben ihre Hände und senkten sie wieder, passend zum Text des Liedes.

„Wir erinnern an Jesus, der durch das Kreuz in das Leben gekommen ist. Daran wollen wir Anteil haben.“ Mit diesen Worten leitete Hanussek das Abendmahl ein. Die Einsetzungsworte wurden von Einzelnen mitgesprochen, ein Zeichen für den hohen Stellenwert der traditionellen Formen. Die Austeilung selbst verlief wie gewohnt.

„Wir wollen jetzt an die Menschen denken, die nicht unter uns sein können. Auch sie sind ein Teil unserer Gemeinschaft. So beten wir das Gebet, das größer ist als alle Gebete“, sprach die Liturgin und alle stimmten in das Vaterunser ein. Es war das dritte Mal, dass das Vaterunser in diesem Gottesdienst gebetet wurde.

Den Segen am Ende des Gottesdienstes sprach Hanussek jedem und jeder Einzelnen persönlich zu. Diese Stärkung tat allen sichtlich gut, so zumindest lässt sich der zufriedene Gesichtsausdruck auf den Gesichtern der Beteiligten deuten. DB