Wo ist das ‚a’ in Elefant?

Evangelische Kindergärten beugen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben vor

Jetzt können sie Kindern das Hören, Lauschen und Lernen spielerisch nahebringen: 16 Erzieherinnen aus Evangelischen Kindergärten in Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne mit Fachberaterin Sigrid Fastabend (hinten). FOTO: CORNELIA FISCHER

Jetzt können sie Kindern das Hören, Lauschen und Lernen spielerisch nahebringen: 16 Erzieherinnen aus Evangelischen Kindergärten in Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne mit Fachberaterin Sigrid Fastabend (hinten). FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Vier ganze Tage haben sie gemeinsam gebüffelt und an drei Nachmittagen praktische Erfahrungen ausgetauscht. Jetzt haben 16 Erzieherinnen ihre Zertifikate über die Fortbildungsmaßnahme „Prävention von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (LRS) im Kindergarten“ erhalten.

Bereits seit 2003 wird das Präventionsprogramm in den Evangelischen Kindergärten durchgeführt. Dazu gehört das „Bielefelder Screening“. Mit Hilfe dieses Tests können die Erzieherinnen schon vor der Schulzeit herausfinden, ob die Kinder in der Gefahr sind, Schwächen beim Lesen oder Rechtschreiben zu entwickeln. Ist das der Fall, dürfen sie in den nächsten 20 Wochen jeden Tag für zehn Minuten spannende Spiele machen. „Hören – Lauschen – Lernen“ heißt dieses Förderprogramm, mit dem bestehende Schwächen ausgeglichen werden können.

„Es war jetzt an der Zeit, die nächste Generation von Erzieherinnen in diesem Bereich zu schulen“, berichtete Sigrid Fastabend. Sie ist Fachberaterin für Kindergärten beim Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid, hat eine der ersten Fortbildungen gemacht und sich inzwischen zur Moderatorin für das Präventionsprogramm ausbilden lassen. Die Hälfte der Teilnehmerinnen an ihrer Schulung kam aus den Kindergärten im Nachbarkirchenkreis Herne – ein echter Synergieeffekt, denn die Nachfrage war zwar in beiden Kirchenkreisen da, aber nur zusammen ergab sich eine sinnvolle Lerngruppe.

Wie kann man Schwächen bei Lesen und Rechtschreiben vorbeugen, bevor die Kinder es überhaupt lernen? „Anfangs hat man vielfach gemeint, solche Schwächen seien visuell bedingt“, berichtete Sigrid Fastabend. „Inzwischen hat man entdeckt, dass häufig ein auditives Problem zugrunde liegt.“ Wenn also ein Kind die Laute in einem Wort nicht einzeln hören und identifizieren kann, bekommt es später Probleme dabei, diese Laute den Buchstaben zuzuordnen. Lesende Menschen können sich das fast nicht vorstellen, doch manchen Fünfjährigen fällt es schwer, das ‚a’ im Wort ‚Elefant’ als einzelnen Bestandteil zu erlauschen. Hier hilft das spielerische „Hören – Lauschen – Lernen“. Es beginnt mit dem Erraten von Geräuschen, etwa wenn Wasser in ein Glas gegossen wird. Am Ende stehen komplexe Spielaufgaben wie das Nachsprechen von Pseudowörtern (z.B. Riesolama) und das ‚Zerlegen des Elefanten’ in seine Lautbestandteile oder umgekehrt: Die Erzieherin spricht die einzelnen Laute und die Kinder setzen sie zu einem Wort zusammen.