Gemeinsam mit Kirchenmusiker Ingmar Stiller (Harmonium und Orgel) spannte Kreiskantor Fröhling an der Orgel einen weiten Bogen von Charles Ives über Johann Sebastian Bach, gefolgt von Dietrich Buxtehude, Marcel Dupré, Jean Langlais, César Franck und abschließend wieder zu Johann Sebastian Bach.
Die Kirche blieb während des Konzerts bis auf die Empore dunkel. Und dann begann Ingmar Stiller ganz verhalten, suchend, fragend leise am Harmonium. „The unanswered question“ des amerikanischen Komponisten Ives. Dann plötzlich kommt die Orgel, gespielt von Andreas Fröhling, hinzu, unterbricht die getragene Ruhe des Harmoniums, schwirrt schrill zwischenrein, nach Antworten suchend. Das Harmonium bleibt, wie ein durch diese Wirren tragender Fluss, ruhig, gewiss, beständig. Auch wenn die Frage der Existenz unbeantwortet bleibt, diese Konzerteröffnung war sehr beeindruckend.
„Johann Sebastian Bach stellt in diesem Programm quasi eine Konstante, einen Rahmen dar“. Fröhling erläuterte die Wahl der einzelnen Musikstücke. Mit dem Präludium h-Moll und zum Schluss der Fuge h-Moll, BWV 544, entstand eine Art Konstante, eine Beständigkeit, Gewissheit, die die sich ständig wiederholenden Phrasen in dieser Musik Bachs erzeugen.
Die beiden Musiker Fröhling und Stiller, mal einzeln, mal gemeinsam an der Orgel oder dem Harmonium boten ein beeindruckendes Konzert und zelebrierten dabei die große Bandbreite, Virtuosität und Vielseitigkeit der Sauer-Orgel.
Auch die Werke der französischen Komponisten im Mittelteil des Konzerts, beschließend mit César Francks Andantino, unterstrichen das Motto dieses Emporenkonzerts, das Suchen, den Weg zur Besinnung.
Reichlich Applaus gab es für beide Musiker. Der Gast, Ingmar Stiller, bedankte sich mit einer Zugabe des Komponisten und Organisten Zsolt Gárdonyi („Raten Sie mal, was Sie hier hören“). Ein erkennendes Lächeln machte sich schnell auf vielen Gesichtern breit. Der Mond ist aufgegangen, ein harmonischer Abschluss des Konzertes.
Diese „Wege zur Besinnung“ waren eine gelungene Stunde der musikalischen Auszeit von all den politischen und gesellschaftlichen Aufgeregtheiten unserer Zeit.
Text: Frauke Haardt-Radzik
Fotos: Cornelia Fischer