Was haben wir mit unserer Macht getan?

Zum Jahreswechsel empfing der Kirchenkreis zahlreiche Gäste

Zusammen mit Kreiskantor KMD Andreas Fröhling am Flügel brachte Wolfram Boelzle kabarettistische Elemente in den Empfang ein. Chansons von Georg Kreisler und ein Ausschnitt aus der ‚Ursonate‘ von Kurt Schwitters ernteten begeisterten Beifall.

Zusammen mit Kreiskantor KMD Andreas Fröhling am Flügel brachte Wolfram Boelzle kabarettistische Elemente in den Empfang ein. Chansons von Georg Kreisler und ein Ausschnitt aus der ‚Ursonate‘ von Kurt Schwitters ernteten begeisterten Beifall.

Superintendent Rüdiger Höcker (vorne rechts) und Oberbürgermeister Frank Baranowski begrüßten die Gäste.

Superintendent Rüdiger Höcker (vorne rechts) und Oberbürgermeister Frank Baranowski begrüßten die Gäste.

Die ‚Evangelische Zeitansage' machte in diesem Jahr Sigrid Beer. PHOTOS: CORNELIA FISCHER

Die ‚Evangelische Zeitansage' machte in diesem Jahr Sigrid Beer. PHOTOS: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – „Helmut Schmidt und Otto von Bismarck haben erklärt: ‚Mit der Bergpredigt lässt sich keine Politik machen.‘ Die Bibel ist in der Tat kein Handbuch für politische Entscheidungen, die Bergpredigt ist nicht die Fassung einer Rechtsverordnung, sondern Verheißung. Eine Verheißung, die uns alle teilhaben lässt an der Leidenschaft Gottes für diese Welt und die uns alle, egal ob mit oder ohne politisches Amt, in die Verantwortung nimmt für das Gemeinwohl, für die Bewahrung der Schöpfung, für den Beistand und die anwaltschaftliche Vertretung derjenigen, die schwach sind, die bedroht sind, die sonst keine Stimme haben.“ Das sagte Sigrid Beer beim Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, der traditionell im Advent stattfindet und so auf den Beginn des neuen Kirchenjahres hinweist.

Beer ist Parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Ehrenamtlich ist die Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen. Superintendent Rüdiger Höcker hatte sie diesmal für die ‚Evangelische Zeitansage‘ beim Neujahrsempfang eingeladen, weil die Reformationsdekade im Jahr 2014 das Thema  ‚Reformation und Politik‘ in den Blick nimmt.

Unter der Überschrift „Mit unsere Macht ist nichts getan? Was Reformation und Politik sich heute zu sagen haben“ zeigte Beer Problemfelder auf, in denen Christinnen und Christen ebenso wie die Politik besonders gefordert sind. Dabei ging es um Börsenspekulationen ebenso wie um Flüchtlingsschicksale, die Energiewende und den Pflegenotstand. Gottes Wort, so Beer, regiere nicht den Staat. „Aber Gottes Wort kann die Herzen der Menschen regieren und bewegen.“ In diesem Sinne forderte sie die zahlreichen Gäste dazu auf, sich die Frage zu stellen „Was haben wir mit unserer Macht getan?“

Superintendent Rüdiger Höcker legte in seiner Begrüßungsansprache Wert darauf, die öffentlichen Transferleistungen an Kirche und Diakonie ins rechte Licht zu rücken. „Die Gesellschaft braucht starke Partnerinnen und Partner. In diesem Sinne braucht sie auch die Kirche und ihre Diakonie.“ Die Diakonie erhalte leistungsbezogene Vergütungen ebenso wie andere Träger und setze sie zum Wohle aller ein. Die Kirchensteuer sei ein Mitgliedsbeitrag und das Einziehen derselben lasse sich der Staat „mehr als auskömmlich“ erstatten.

Auch Frank Baranowski, Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen, wies auf die Partnerschaft zwischen Kirchenkreis und Kommune hin. „Bei vielen Themen sind der Kirchenkreis und das Diakoniewerk wichtige Partner der Stadt. Vieles von dem, was Sie leisten, trägt zum guten Leben und Zusammenleben in Gelsenkirchen bei. Das beginnt bei der Gemeindearbeit, die Menschen in den Stadtteilen zusammenbringt; und das reicht bis zu unverzichtbaren Angeboten wie der Ausländer- und Flüchtlingsberatung und all den anderen Diensten, die den Menschen in unserer Stadt ein besseres Leben ermöglichen.“