Warum war Luther nie in Gelsenkirchen?

Beim Neujahrsempfang des Kirchenkreises gab es Kabarett

Dieter Heisig (links) und Superintendent Heiner Montanus hielten die Andacht im Dialog.

Dieter Heisig (links) und Superintendent Heiner Montanus hielten die Andacht im Dialog.

Rund um das Kirchenschiff gab es in der runden Friedenskirche viel Raum für Begegnungen. Vorne Ulrich Reif (Architekt beim Kirchenkreis, links) und Klaus-Dieter Salinga (Verwaltungsleiter i.R.).

Rund um das Kirchenschiff gab es in der runden Friedenskirche viel Raum für Begegnungen. Vorne Ulrich Reif (Architekt beim Kirchenkreis, links) und Klaus-Dieter Salinga (Verwaltungsleiter i.R.).

Kleine Tischgruppen luden zum Verweilen ein: Sinnie Hammink (blaue Jacke), ehemals Vorsitzende der Mitarbeitendenvertretung des Kirchenkreises) im Gespräch mit Bettina Alker, der jetzigen MAV-Vorsitzenden (links daneben). PHOTOS: CORNELIA FISCHER

Kleine Tischgruppen luden zum Verweilen ein: Sinnie Hammink (blaue Jacke), ehemals Vorsitzende der Mitarbeitendenvertretung des Kirchenkreises) im Gespräch mit Bettina Alker, der jetzigen MAV-Vorsitzenden (links daneben). PHOTOS: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – „Die Evangelische Kirche ist – wie immer – allen anderen voraus.“ So eröffnete Martina Rudowitz, Bürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen, ihr Grußwort beim Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid am 8. Dezember. Ob das programmatisch gemeint war oder sich ausschließlich auf den Termin des Neujahrsempfangs bezog, ließ sie bewusst offen. Im Jubiläumsjahr ‚500 Jahre Reformation’, so die Bürgermeisterin weiter, habe die Evangelische Kirche „eine ganz besondere Sichtbarkeit erlangt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie noch länger die Folgen dieses Jahres spüren werden.“

Bezirksbürgermeister Manfred Molszich aus Wattenscheid blickte in seinem Grußwort auf herausragende Ereignisse der Zusammenarbeit mit den Evangelischen Ortsgemeinden zurück. Er gratulierte zu deren Zusammenschluss, zeigte sich begeistert vom neuen Evangelischen Familienzentrum an der Harkortstraße und versprach weiterhin gute Zusammenarbeit.

Nicht zum Beginn des Kalenderjahres, sondern zum Beginn des Kirchenjahres feiert der Evangelische Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid seinen Neujahrsempfang – immer in der Woche nach dem 1. Advent. Eine gute Tradition, findet Superintendent Heiner Montanus „aber als mir jemand zu Beginn der Woche ‚ein frohes neues Jahr’ wünschte, war ich trotzdem erst einmal baff.“ Gemeinsam mit seinem Stellvertreter, Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig, hielt er zum Auftakt des Empfangs die „Andacht mit Evangelischer Zeitansage“.

Erstmals hat der Neujahrsempfang in einer Kirche stattgefunden, der Friedenskirche in Schalke. Rund 220 Menschen waren der Einladung gefolgt und kamen beim Imbiss rund um das Kirchenschiff miteinander ins Gespräch. Statt einer Festrede gab es diesmal Kabarett. „Hier stehe ich, ich kann auch anders“ hieß das Programm von und mit Okko Herlyn. Der Bochumer Theologe zog seine evangelische Kirche nach allen Regeln der Kabarett-Kunst durch den Kakao – voller Zuneigung und mit scharfem Blick für die Stilblüten, die das Bemühen um Gegenwartsbezüge, Freundlichkeit und Verständigung manchmal treibt. Statt des trinitarischen Eingangsvotums (Wir halten diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes) sei heute zu Beginn des Gottesdienstes durchaus zu hören „Einen wunderschönen guten Morgen allerseits. Wir halten diesen Gottesdienst im Namen des Vorbereitungskreises.“

Auch zum Reformationsjubiläum machte Herlyn sich Gedanken. Martin Luther habe doch bei der Bibelübersetzung „dem Volk auf’s Maul schauen’ wollen. „Warum hat sich der Mann dann eigentlich nie hier in Gelsenkirchen blicken lassen? Da hätte er doch so richtig aus dem Vollen schöpfen können?“ Und er legte dem Reformator Wortschöpfungen wie ‚nä ne' (Der Jupp ist gestern im Krankenhaus gekommen, Herzkasper. Watt sachse nu? – Nä ne?) oder 'usselich' (Also dat Wetter iss – echt usselich!“) ans Herz.