„Vertraut den neuen Wegen“ Großer Andrang zum Abschied vom Gemeindezentrum Leithe

Wattenscheid – Nun hieß es Abschied nehmen. Die Evangelische Kirche Gelsenkirchen – Wattenscheid trennt sich von der Kreuzkirche in Wattenscheid – Leithe. Dass der Abschied kommen würde, war klar, trotzdem war es ein trauriger Moment. Viele Gemeindeglieder besuchten zum letzten Mal „ihr“ Gemeindezentrum, gingen noch einmal durch die Räume, nahmen angebotene Erinnerungsstücke, etwa eine Tasse der Frauenhilfe oder eine Vase, eine Kerze mit.

Volles Haus: Etwa 200 Gäste kamen zum Letzen Gottesdienst der Kreuzkirche

Abschied nehmen: In einem feierlichen Akt wurden die liturgischen Gegenstände aus der Kirche hinausgetragen.

Nach gemeinsamem Kaffeetrinken am Samstag warf der Evangelische Gesellen- und Meisterverein Wattenscheid dann draußen den Grill an. „Es war ein Zusammenkommen, was gern angenommen wurde“, freut sich Gemeindepfarrerin Monika Vogt im Rückblick.

Am Sonntag strömten dann etwa 200 Personen zum letzten Gottesdienst ins Gemeindezentrum. „Es kamen viel mehr, als wir erwartet haben. Der Platz reichte gar nicht aus für alle Besucher“, so Pfarrerin Vogt. Superintendent Heiner Montanus ging in seiner Predigt auf das Thema Abschiednehmen ein. Und die Kinder der Kita „Unterm Regenbogen“ stellten eine Geschichte dar, in der es um Veränderungen geht. Und darum, dass jede Veränderung in sich auch die Chance für etwas Neues beinhaltet. „Vertraut den neuen Wegen“ erklang im Gottesdienst, der Bläserkreis und der Jugendchor waren musikalisch mit dabei.
In einem feierlichen Akt wurden dann die liturgischen Gegenstände aus der Kirche hinausgetragen. Doch sie bleiben der Gemeinde erhalten. Bereits am folgenden Sonntag wird das historische Abendmahlsgeschirr bei der Einführung des neu gewählten Presbyteriums in der Friedenskirche eingesetzt.

Damit endet nun nach bald 100 Jahren dieses Kapitel der evangelischen Gemeindegeschichte in Wattenscheid. „Natürlich ist es für Viele schmerzlich“, stellt Vogt fest. „Einige, die diesem Gemeindezentrum ganz besonders eng verbunden waren, sind zum gemeinsamen Abschied nehmen leider nicht gekommen.“ Doch immerhin werden Kirche, Gemeindehaus, Kita und Pfarrhaus nicht etwa für einen neuen Supermarkt abgerissen. Die Diakonie Ruhr plant hier ein Seniorenzentrum, Oberbegriff „Leben und Wohnen im Alter“ zu errichten, bestätigt die Pfarrerin. Und dies ausdrücklich verankert im Quartier.

Zunächst verbleibt noch der Kindergarten „Unterm Regenbogen“ im Gemeindezentrum bestehen. Spätestens zum Sommer 2025 soll er geschlossen werden. Sollten allerdings noch weitere Eltern ihre Kinder schon jetzt in anderen Kitas anmelden, könnte die Zahl der verbleibenden Kinder zu gering werden, um die Kita tatsächlich bis zum nächsten Jahr aufrecht zu halten.

Was allerdings bleibt und sogar weiter ausgebaut wird, sind ökumenische Veranstaltungen und Gottesdienste. „Dafür wird die benachbarte katholische St. Johannes - Kirche Räume zur Verfügung stellen“, freut sich Pfarrerin Vogt, die dies gemeinsam mit der katholischen Gemeindereferentin Anke Wolf auf den Weg gebracht hat. 

 

Text: Frauke Haardt-Radzik

Fotos: Cornelia Fischer