GELSENKIRCHEN – Für die evangelischen Kirchen ist Europa ein wichtiger Referenzrahmen für ihre Reflexionen und ihr Handeln. Es bedarf der Zusammenarbeit aller Ebenen kirchlichen Handelns, um ihren Einfluss und ihre Erfahrung wirksam einzubringen in die Gestaltung Europas.
Das sagte Rüdiger Noll, stellvertretender Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), beim Neujahrsempfang des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid. „Als Kirchen müssen wir eben dort präsent sein und unsere Stimme einbringen, wo über das Leben der Menschen oder ihren Lebensraum entschieden wird“, sagte der Leiter der KEK-Kommission für Kirche und Gesellschaft mit Büros in Brüssel und Straßburg.
Weit mehr als 50 Prozent der Gesetze, die das Leben der Menschen in Europa bestimmen, würden mittlerweile in Brüssel vorbereitet bzw. entschieden. Deswegen sei die Mitwirkung der evangelischen Kirchen sowohl an den Visionen für Europa als auch am politischen Tagesgeschäft gefordert.
Noll nannte konkrete Beispiele für beide Arbeitsfelder. Die in der Ökumene geläufige Metapher von der „versöhnten Verschiedenheit“ habe nicht zuletzt durch die Arbeit der KEK Eingang in den Reformvertrag der Europäischen Union gefunden. Und im Blick auf die Sozialpolitik sei eine intensive Zusammenarbeit vieler Institutionen auf allen Ebenen erforderlich gewesen, um die ursprüngliche Fassung der Dienstleistungsrichtlinie so zu modifizieren, dass die Diakonie ihre Qualitätsstandards beibehalten kann. Die KEK mache sich dafür stark, dass die soziale Dimension integraler Bestandteil aller europäischen Politik sein muss. „Wir müssen uns kritisch einmischen, als Bürgerinnen und Bürger wie als Christen und Kirchen – für ein gerechtes, friedliches und partizipatorisches Europa“, sagte Noll.
Traditionell begrüßt der Kirchenkreis das Neue Jahr bereits im Dezember und verbindet auf diese Weise den Beginn des neuen Kirchenjahres am 1. Advent mit dem Ausblick auf das neue Kalenderjahr. Superintendent Rüdiger Höcker konnte rund 120 Gäste aus Kirche und Arbeitswelt, Politik und Verwaltung begrüßen. Dazu gehörten auch Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski und die Bochumer Bürgermeisterin Erika Stahl. KB