Unter dem Dach des Höchsten

Maroder Dachstuhl der Alten Kirche in Wattenscheid wartet auf dringende Sanierung

Beim Gang durch das Innere des Dachstuhls zeigten sich für Architekt Christoph Harder deutlich die vorhandenen Schäden.

Ein ganzer Katalog an verschiedenen Maßnahmen wird nötig sein, um die Schäden im Dachstuhl der Alten Kirche in Wattenscheid zu beheben.

MdB Axel Schäfer (Mitte) informierte sich über den Sanierungsbedarf der Alten Kirche Wattenscheid und signalisierte, dass er sich für den Förderantrag beim Bund stark machen wolle. Rechts neben Schäfer der Baukirchmeister der Gemeinde, Klaus Martin Schmidt-Waldbauer, links neben Schäfer Gemeindepfarrer Frank Dressler.

„Dies hier ist sowohl mit eines der ältesten Gebäude im Kirchenkreis plus eines der jüngsten“, formuliert Pfarrer Frank Dressler das Besondere dieser Kirche.

Die vor mehr als 350 Jahren erbaute Alte Kirche hat 2015 ein neues Gemeindezentrum erhalten. Dieses befindet sich mit unter dem Dach des alten Gotteshauses. Die Gemeinde öffnet sich zum Marktplatz, zur Gesellschaft hin. „Hier ist ein guter Ort, wo auch in Zukunft Gemeindeleben stattfinden soll“, wünscht sich Baukirchmeister Klaus Martin Schmidt-Waldbauer. Und Pfarrer Dressler fügt hinzu: „Wir versuchen ein offenes Haus zu sein, öffnen uns damit auch bewusst den besonderen sozialen Herausforderungen Wattenscheids.“

Mit zukunftsweisenden neuartigen Gottesdiensten etwa möchte die Gemeinde den Menschen vor Ort auch zukünftig ein christliches Zentrum unter dem Dach des Höchsten sein.

Damit dieses Dach auch weiterhin ein bergendes bleibt, müssen sowohl der außergewöhnliche Dachstuhl als auch der Giebel dieser vor mehr als 350 Jahren erbauten Kirche dringend saniert werden. Gut 310.000 Euro werden für die umfangreiche Sanierung benötigt und dies wurde Anfang des Jahres, vor Beginn des Ukraine - Kriegs und den daraus resultierenden gestiegenen Kosten, veranschlagt.  Sowohl beim Bund als auch beim Land wurden dafür Förderanträge gestellt.

Gut, wenn diese Anträge hochkarätige Unterstützung erfahren. MdB Axel Schäfer hörte sich die Sorgen der Gemeinde an, besichtigte die Schäden, kam mit Verantwortlichen ins Gespräch. Architekt Christoph Harder aus Hagen wird die Sanierungsmaßnahmen leiten. Das erstellte Gutachten umfasst 20 Seiten. „In dem dreigeschossigen Dachstuhl befindet sich ein Wald aus Hölzern, er hält bis heute, ist aber noch nicht saniert worden“, so Harder zum Zustand des Dachstuhls. „Der bunte Nagekäfer ist hier z.T. aktiv, Holschutzmittel sind in der Vergangenheit schon an verschiedenen Stellen eingesetzt worden. Wo ursprünglich Eichenholz verarbeitet wurde, werden wir auch wieder Eiche einsetzen."

Dann steigt die Runde an diesem Nachmittag dem Gotteshaus unters Dach. Hier zeigt sich das ganze Ausmaß der Schäden. Es müssen dringend schadhafte Hölzer im Dachstuhl behandelt, teilweise auch ausgetauscht werden. Und dann der Dachreiter. Eigentlich sollte er mal ein kleiner Glockenturm werden, seine Statik ist stark angegriffen. „Er schwingt beim Läuten der großen Glocke stark mit und muss dringend überholt werden“, stellen Pfarrer und Baukirchmeister unisono fest.

All die angedachten Sanierungsmaßnahmen an diesem Denkmal geschützten Gebäude müssen mit dem Bauordnungsamt, der Denkmalschutzbehörde, dem evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid und der Landeskirche abgestimmt werden.

Etwa die Hälfte der veranschlagten Sanierungssumme will die Kirchengemeinde Wattenscheid selbst stemmen, um die andere Hälfte bemüht sich die Gemeinde mit Förderanträgen und prominenten Unterstützern wie etwa Axel Schäfer. Dieser zeigt sich vom Konzept der Gemeinde beeindruckt, will sich bei den Beratungen im Bund für die Kirche einsetzen. „Wir müssen schauen, dass Nordrheinwestfalen bei den Bewilligungen ausreichend bedacht wird. Wir hoffen, dass wir das zum Wohle der Gemeinde hinbekommen“, so Schäfer dazu.

Wenn es dann im nächsten Jahr soweit ist und die Sanierung beginnen kann, wird der Kirchenbetrieb ruhen. Architekt Christoph Harder rechnet mit einem halben Jahr Bauzeit. In diesem Zeitraum wird es keine Gottesdienste in der Kirche geben. Sowohl der einzigartige barocke Kanzelaltar als auch die Orgel in der Alten Kirche werden dann zum Schutz abgedeckt und gesichert, die Räume des Gemeindezentrums können aber weiter genutzt werden.

Die Gemeinde hofft, dass die Alte Kirche den Menschen in Wattenscheid dann bald wieder ein schützenden Dach bieten kann. 

 

Text: Frauke Haardt-Radzik

Fotos: Cornelia Fischer