Und die Chöre singen dazu – Ein Abendgottesdienst voller Musik zu Natur und Naturerleben

WATTENSCHEID – „Mich, ruft der Baum in seiner Pracht, mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht; bringt unserm Schöpfer Ehre!“ Chorwerke der Renaissance und Romantik erklangen, Musik, die sich mit Natur und dem Naturerleben beschäftigt. „Geschaffen sind wir, Gottes Welt zu bewahren“, formulierte Pfarrerin Monika Vogt zur Begrüßung an diesem sonnigen Sonntagabend und freute sich über die vielen Gottesdienstbesucherinnen und Besucher.

Mit Mendelssohn Bartholdys „Abschied vom Walde“ erklang gleich zu Beginn ein vielstimmiger Chorgesang, sowohl vom Kleinen Chor als auch dem Neuen Chor der Gemeinde, unter der Leitung von Kirchenmusiker Ingmar Stiller.

Und auch die Gemeinde sang bei den Liedern, die sich passend zum Thema des Gottesdienstes mit der Natur und dem Naturerleben beschäftigten, kräftig mit: „Wer mißt dem Winde seinen Lauf? Wer heißt die Himmel regnen? Wer schließt den Schoß der Erde auf, mit Vorrat uns zu segnen? O Gott der Macht und Herrlichkeit, Gott, deine Güte reicht so weit, so weit die Wolken reichen.“

In ihrer Ansprache ging Pfarrerin Monika Vogt auf die Stimmung solch eines schönen Sommerabends ein: „Manchmal höre ich die Geräusche eines fröhlichen Sommerabends in meiner Nachbarschaft. Menschen sitzen im Garten auf der Terrasse vor dem kleinen Gartenhaus, essen, trinken und unterhalten sich.  Die Luft bleibt noch lange warm an diesen Sommerabenden. Viele Abendlieder nehmen diese Stimmung auf.“ Doch die Bibel erzähle eben auch von der anderen Seite, einem Riss mit diesen Geschichten. So sei den Menschen von Gott die Verantwortung für die Schöpfung übertragen worden. „Als Gottes Ebenbilder sollen sie in der Welt leben und über die Schöpfung herrschen. Eine Formulierung, die es leider mit sich gebracht hat, dass Menschen von der Schöpfung genommen haben, was sie nehmen wollten. Zu ihrem Nutzen. Wir sagen heute: die Natur wird ausgebeutet. So war es aber nicht gemeint. Wenn man etwas weiterliest, gibt es da eine Formulierung, die heißt: Er – der Mensch – sollte den Garten Gottes bebauen und bewahren. Also gestalten ja, aber eben nicht zerstören. Da geht so etwas wie ein Riss durch die Natur. Mitten in der Schönheit gibt es auch Leid und Schmerz. Wir spüren, wie wunderbar Gottes Schöpfung ist, wie wunderbar er uns geschaffen hat, und zugleich klagen wir ihm das Leid, das wir erleben.“ Diesen Riss zu heilen, gelingt uns Menschen nicht, stellt Pfarrerin Vogt klar. Es sei gut, wenn wir zu unserer Verantwortung stehen, denn wir können das Klima schützen, können bedrohte Tierarten erhalten, Gesetze erlassen, die den Baumbestand schützen, Zukunft für die nächsten Generationen schaffen. „Aber wir warten und hoffen auf etwas ganz anderes. Wir erwarten das Heil. Das Heil, das nicht nur uns betrifft, nicht allein die Seele, wie es manchmal gesagt wird. Wir hoffen auf das Heil, das die ganze Natur betrifft. Unsere Hände und Füße. Unsere Katzen und Hunde. Die Wölfin Gloria. Den Baumbestand in Brasilien. Und hier auch. Die Elefanten. Die ganze Welt. Wir hoffen auf Frieden und Heil für die Welt. Aus dem Propheten Jesaja, aus dem 65. Kapitel: Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ So werde Gottes neue Welt sein. Das Leid, das wir erleben, in der Natur, an uns selbst, das Leid werde nicht mehr sein. „Wir werden nicht mehr an dieser Welt leiden. Sondern Frieden erleben. Das ist Gottes Zukunft. Aber nicht nur. Es ist nicht nur Zukunft. Denn Gott selbst ist ja schon in dieser Welt. Er ist gekommen als Mensch, in Jesus Christus. Er ist gekommen, um zu heilen. Die Risse in unserem Leben will er heilen. Und die Risse in dieser Welt. Das muss wohl so etwas wie ein Fenster zum Himmel sein, das schon offensteht.“

Draußen strahlender Sonnenschein, drinnen jubilieren die Chöre, gemeinsam mit der Gemeinde. „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, aus vielen Kehlen erklang sodann dieses Lied von Paul Gerhardt: „Mach in mir deinem Geiste Raum, daß ich dir werd ein guter Baum, und laß mich Wurzel treiben. Verleihe, daß zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben, und Pflanze möge bleiben.“

Eine „bunte Mischung“, eine kleine gefüllte Samentüte, zusammengestellt vom fleißigen Gottesdienstteam, sollte es für jede und jeden als Erinnerung mit auf den Heimweg geben. Und dann waren doch tatsächlich so Viele in die Friedenskirche gekommen, dass die kleinen Samentüten nicht für alle ausreichten. Doch sofort gab es regen Austausch, manche Tüte wurde gar spontan mit dem Sitznachbarn geteilt. Samen, die nun bald in manchen Gärten für neues Leben und bunte Blütenvielfalt sorgen mögen. FHR

Text: Frauke Haardt-Radzik
Fotos: Cornelia Fischer