Über die Gemeindegrenzen hinaus

„Kantorei an der Nicolai-Kirche“ feierte 100-jähriges Bestehen

Die Kantorei an der Nicolai-Kirche und der Kirchenchor St. Josef waren mit Begeisterung und Konzentration bei der Sache. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Die Kirchenmusik hat es dieser Tage nicht leicht. Häufig führt der finanzielle Druck in den Gemeinden dazu, dass Stellen für haupt- oder nebenamtliche Musiker und Musikerinnen reduziert oder gar gestrichen werden. Dass aber die Freude an der Kirchenmusik nach wie vor ungetrübt ist, beweist die „Kantorei an der Nicolai-Kirche“ in Ückendorf, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert hat.

Mit einem Auftritt im Gottesdienst zum Volkstrauertag beging die Kantorei den Abschluss des Jubiläumsjahres. Unter Leitung von Kreiskantor Andreas Fröhling und unterstützt vom Kirchenchor St. Josef brachte sie Teile der Orgelmesse von Félix-Alexandre Guilmant zu Gehör. Dabei zog der Chor alle Register seines Könnens. Das Kyrie begann verhalten, schwang sich zu einem eindringlichen Christe eleison empor und klang leise aus. Das Gloria brachte die Stimmen zum Strahlen und gipfelte in einem triumphalen Amen. Beim Agnus Dei erhob sich der Gesang flehentlich dem Anlass des Tages entsprechend zum Friedensruf „Dona nobis pacem“. Neben der Orgelbegleitung von Harry Hoffmann ragten die solistischen Einlagen von Jutta Carstensen (Sopran) und Jochen Stein (Bariton) heraus.

Für den guten Ruf der „Ückendorfer Kantorei“ (so der Name bis 2006) über die Gemeindegrenzen hinaus zeichnet neben Andreas Fröhling vor allem Friedrich Grünke verantwortlich. Er leitete den Chor von 1949 bis 1995. „Wir waren in der Region mit die ersten, die nach dem Krieg regelmäßig Kirchenmusik gemacht haben“, erinnert sich Grünke. Im Laufe der Jahre kamen dann neben vielen anderen Werken fast 60 Bachkantaten, die sechs späten Messen von Joseph Haydn, „Der Messias“ von Händel oder auch „Das jüngste Gericht“ von Dietrich Buxtehude zur Aufführung. Gerade mit dem letzten, selten gehörten Werk bewies die Ückendorfer Kantorei Mut zu komplexeren Werken.

Andreas Fröhling setzte die erfolgreiche Arbeit Grünkes fort. Es kam zu zahlreichen Aufführungen, auch in Kooperation mit anderen Chören. Beispielsweise seien genannt: 1997 das „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart, 1999 die „Schöpfung“ von Joseph Haydn oder 2005 das „Magnificat“ von Johann Sebastian Bach.

Unter dem Namen „Kantorei an der Nicolai-Kirche“ wurde 2006 die „Johannes-Passion“ Johann Sebastian Bachs und 2008 das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms aufgeführt. Der neue Name nimmt die Entwicklung der vergangenen Jahre auf. So sind schon seit langem Sängerinnen und Sänger über die Gemeindegrenzen hinaus in der Kantorei aktiv.

Auch in der Leitung haben sich Veränderungen ergeben. Seit 2008 ist Harry Hoffmann neben Andreas Fröhling für die Leitung der Kantorei verantwortlich. DB