GELSENKIRCHEN – „Geldausgeben will gelernt sein“ oder „Das Kind im Trotzalter“ – so hießen die ersten Kurse der „Evangelischen Mütterschule“. 1963 wurde sie ins Leben gerufen. Ihr Haus an der Franzistraße in Gelsenkirchen-Erle war ein Geschenk der Zeche Graf Bismarck an den Kirchenkreis. Bis 2005 fanden hier zahlreiche Kurse statt, die Mütterschule wuchs stetig, wurde zur Familienbildungsstätte und erhielt schließlich den Namen von Elisabeth Käsemann. 2006 musste das Haus in der Franzistraße aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Die Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte zog um ins Kreiskirchenamt – und bietet im 50. Jubiläumsjahr rund 370 Kurse an. Die finden natürlich nicht alle im Haus des Kirchenkreises an der Pastoratstraße statt. Im Gegenteil, die meisten Kurse haben eine Heimat in Gemeindehäusern gefunden oder – wenn es um Fitness, Toben oder Wasserspaß geht – in Turnhallen und Schwimmbädern an vielen verschiedenen Orten in Gelsenkirchen und Wattenscheid. Ein wichtiger Anlaufpunkt ist auch die Lehrküche. Sie konnte im Schalker Katharina-von-Bora-Haus untergebracht werden und bietet Kindern und Erwachsenen kulinarische Erlebnisse der gesunden Art. Vier pädagogische Mitarbeiterinnen stellen das Programm auf und verantworten die Durchführung der Kurse. Dabei setzen sie rund 100 Honorarmitarbeitende ein und werden unterstützt von einer Verwaltungsfachfrau und eine Reinigungskraft.
Geschulte Fachkraft für AD(H)S-Kurs
Auch im Jubiläumsjahr setzt das Team einerseits auf bewährte Angebote und ergänzt sie andererseits durch Kurse, die neu angefragt werden oder aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufgreifen. Susanne Krieger und Astrid Barczewski (Fachbereich “Mit Kindern leben“) haben die immer schnell ausgebuchten PEKiP-Kurse ausgebaut und zugleich Neues ins Programm genommen: Väter können mit ihren Kindern an einem Nachmittag ins Weltall reisen. Da wird eine Turnhalle zum Weltraum mit vielen aufregenden Erlebnissen. Deutlich abstrakter, aber dennoch ganz praktisch ausgerichtet ist das „Elterntraining bei AD(H)S“. Betroffene Eltern hatten nach bezahlbaren Kursen für dieses schwierige Thema gefragt. „Hier entdecken Eltern die Stärken ihren Kindes wieder neu und die Familienatmosphäre kann sich entspannen“, so Susanne Krieger, die froh darüber ist, für diesen Kurs eine besonders geschulte Fachkraft gewonnen zu haben.
Ganz schön anspruchsvoll: Gedächtnistraining
Ein „Grundkurs Kochen“ ist ebenfalls neu im Programm. „Viele Menschen wissen gar nicht mehr, was sie mit einem Herd anfangen können“, hat Brigitte Bogler beobachtet und spricht deshalb Anfängerinnen und Anfänger besonders an. Dabei räumt sie gleich mit dem Vorurteil auf, dass es eher die Männer sind, die keine Grundkenntnisse haben. „Das hat sich mittlerweile fast umgekehrt: Die Jungen haben daheim ein wenig aufgeschnappt und die Mädchen keinen Fuß in die Küche gesetzt.“
Ihrer Zeit weit voraus war die Familienbildung, als sie bereits vor zwölf Jahren das erste Gedächtnistraining anbot. „Damals war das noch so ein wenig verpönt“, berichtete Heidi Wiesner, „nach dem Grundsatz: Wer das Gedächtnis trainieren muss, gehört schon zum ganz alten Eisen.“ Heute liegt die Stimulation der grauen Zellen voll im Trend, so dass die Zahl der Kurse erhöht werden musste. Und wer einmal dabei mitgemacht hat, bekommt Spaß an der Sache. „Das ist ganz schön anspruchsvoll, wenn etwa den Buchstaben Zahlen zugeordnet und dann aus den Zahlen Wörter gebildet werden.“ Zwischen 50 und 94 Jahren alt waren die bisherigen Teilnehmenden. „Die Kurse haben oft noch einen weiteren Effekt“, so Wiesner. „Neulich traf ich zwei Teilnehmerinnen beim intensiven Gespräch im Café. Sie hatten sich im Kurs kennen gelernt und Freundschaft geschlossen.“
Wer erkennt sich auf dem Foto?
Zum 50. Geburtstag findet am 25. April um 11 Uhr in der Friedenskirche Schalke ein Festgottesdienst mit anschließendem Empfang statt. Dafür hat das Team natürlich im Archiv gestöbert – und dabei eine erstaunliche Entdeckung gemacht. „Wir kommen uns so modern dabei vor, Kurse für Väter anzubieten. Dabei hat schon die Mütterschule Babywickelkurse angeboten, an denen auch die werdenden Väter teilnahmen.“ Sogar ein Foto gibt es davon – leider ohne Datum, doch Frisuren und Mode deuten auf die später 60-er Jahre hin.
Wer sich oder andere auf diesem Foto erkennt, ist herzlich gebeten, sich bei der Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte zu melden: 0209 – 17 98 120 oder fbs@ekvw.de.