Schlange stehen für Zita Nauratyill und ihr Orgelspiel 2. Konzert des Orgelfestival Ruhr in der Altstadtkirche

Gelsenkirchen – In Köln jubelten unlängst viele Tausend Menschen der britischen Organistin Anna Lapwood wie einem Superstar zu. Hierzulande gilt Orgelmusik doch eher als ernste musikalische Angelegenheit mit einer eher kleinen, ruhigen, oft älteren Fangemeinde. Doch am Sonntag, beim 2. Konzert des Orgelfestival Ruhr in Gelsenkirchen, zog auch die gebürtige Ungarin Zita Nauratyill viele begeisterte Menschen in ihren Bann.

Zita Nauratyill, geboren in Ungarn und mehrfache Preisträgerin internationaler Orgelwettbewerbe.

Kirchenmusiker Ingmar Stiller (l.), Kreiskantor Andreas Fröhling (m.) und Zita Nauratyill (r.) begrüßten die Gäste.

Auch bei diesem Konzert konnten alle Besucherinnen und Besucher alle Bewegungen der Organistin per Videoübertragung verfolgen.

 

Vor der Altstadtkirche wurde die Schlange der wartenden Besucher, die ein Konzertticket ergattern wollten, immer länger.

„Wir haben es in Köln gelesen und sind extra hierhergekommen, um ein tolles Orgelkonzert zu hören“, formulierte ein junges Pärchen die Erwartungen an diesen Abend. Und sie und die vielen anderen Besucher und Besucherinnen wurden nicht enttäuscht.

Auch Nauratyills Programm folgte dem Motto des diesjährigen Orgelfestival Ruhr, Grenzgänge. Im Zentrum ihres Programms stand dabei Franz Liszts Fantasie und Fuge über den Choral „Ad nos, ad salutarem undam“.

Doch zunächst startete die international gefragte und vielfach ausgezeichnete Musikerin mit der „Sonata per organo“ des italienischen Komponisten Nino Rota. „Manch einem ist vielleicht noch die Musik aus dem Film „Der Pate“ bekannt“, machte Kreiskantor Andreas Fröhling in seiner Begrüßung auf den Einstieg ins Konzertprogramm aufmerksam. Rota komponierte weltberühmte Filmmusiken, wurde für seine Arbeit an „Der Pate“ für einen Oskar nominiert.

Nauratyill begann ihr Spiel sehr konzentriert, die Begeisterung für diese Musik war ihr deutlich anzumerken. Das Stück kam spielerisch, doch auch mit ordentlich Dramatik daher, mit filmmusikreifem Abschluss. Es folgte die Komposition des Ungarn Dezsö Antalffy-Zsiross „Toteninsel“, nach einem Bild von Arnold Böcklin. Getragen, dunkel, doch auch hellere Lichtblicke, Hoffnungsschimmer war herauszuhören.

Auch bei diesem Konzert konnten alle Besucherinnen und Besucher der Organistin per Videoübertragung auf eine Großbildleinwand über die Schulter, auf Finger und Füße schauen.

So konnten alle die große Spielfreude, die Leidenschaft für diese Musik der jüngst zur Professorin für Orgel berufenen Nauratyill auch bei der großen Orgelfantasie von Franz Liszt, erleben. „Eine sinfonische Komposition par excellence für Orgel“, umschrieb Andreas Fröhling dieses Werk, das mit gut 30 Minuten Spieldauer die zweite Hälfte des Konzertabends bestritt. Liszt erzählt in dieser Fantasie und Fuge über den Choral „Ad nos, ad salutarem undam“ eine musikalische Geschichte, melodiös, bildreich, sinfonisch angelegt.

Nauratyill gelingt es wunderbar, den großen sinfonischen Erzählbogen zu spannen, von kraftvollen Akkorden im 1. Teil, über das langsamere Adagio in Fis-Dur, melodiös mit lyrischen Momenten, bis zur abschließenden Fuge, die mit prächtigem, triumphalen Orgelklang endet.

„Was für eine Leistung!“ Solche Begeisterung war von vielen Konzertbesuchern zu hören. Es gab reichlich Applaus und Bravorufe für ein wirklich beeindruckendes Konzert in der Altstadtkirche.

 

Text: Frauke Haardt-Radzik
Fotos: Cornelia Fischer