Religionsmonitor 2008

Deutschland – kein Land der Religionslosen

Dr. Christian Hellmann kommentiert die Ergebnisse des Religionsmonitors 2008. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Es hat den Anschein, als wäre die Religion zumindest in Deutschland auf dem Rückzug. Und doch melden sich Stimmen zu Wort, die von einer Wiederkehr der Religion sprechen. Eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann Stiftung, der „Religionsmonitor 2008“, hat weltweit 21000 Menschen auf ihr religiöses Weltbild hin befragt. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor.

Der Bezirksbeauftragte für den Berufskolleg, Pfarrer Dr. Christian Hellmann, fasst die wichtigsten Ergebnisse in Bezug auf die Religiosität der Deutschen zusammen: „Den Megatrend Religion scheint es hierzulande wohl nicht zu geben. Aber Deutschland ist auch kein Land der Religionslosen.“ So gilt jeder fünfte in Deutschland als hochreligiös, 52 Prozent der Deutschen gelten als religiös und nur ein gutes Drittel gilt als nichtreligiös.

Die hohe Bereitschaft zum ehrenamtlichen Einsatz für die eigene Religion ist insgesamt gepaart mit einer großen Toleranz und Akzeptanz Andersgläubiger. Auch Konfessionslose interessieren sich für religiöse Fragen und setzen sich mit Religion intellektuell auseinander.

Das Christentum zeigt sich gegenwärtig nicht stärker, aber auch nicht wesentlich schwächer als in den letzten 15 Jahren. „Ein Traditionsbruch bei den Jüngeren konnte nicht eindeutig bewiesen werden. Ältere Menschen sind in der Regel frömmer, aber auch weite Teile von ihnen gehen auf Distanz zur Kirche“, meint Hellmann in Bezug auf die unterschiedlichen Generationen.

Ein wichtiges Ergebnis stellt Hellmann deutlich heraus: „Die Religion orientiert sich am eigenen Erleben. Nur was man selber erfährt, wird als Dreh- und Angelpunkt religiösen Fragens angesehen. Das religiöse Erleben in der Kindheit bestimmt die späteren religiösen Formen.“ Theologie, so schlussfolgert er, muss deshalb die Erfahrungswirklichkeit erschließen.

Zu kritisieren ist, dass die vorliegende Untersuchung das mediale Interesse am Geheimnisvollen nicht berücksichtigt. So findet die Fülle an Fernsehsendungen mit übernatürlichen Inhalten, die bei Jugendlichen großes Interesse hervorrufen, kaum Beachtung.

Hellmann fasst zusammen: „Religiöse Fragen sind da. Aufgabe der Kirche ist es nun, diese religiösen Fragen als Dialogpartner aufzunehmen und das eigene Bildungsangebot zu stärken. Dabei muss sie die religiöse Sozialisation der jungen Generation stets im Blick behalten, denn was in der Kindheit angelegt wird, das bleibt auch für das ganze Leben.“

Über den Religionsmonitor 2008 kann man sich im Internet unter www.religionsmonitor.de eingehend informieren. DB