GELSENKIRCHEN – „Ansonsten bleiben die Erinnerungen.“ Der Journalist einer großen Tageszeitung aus dem Ruhrgebiet hat völlig Recht mit der Feststellung, die er an den Schluss seiner Berichterstattung über den Abriss des Gelsenkirchener Parkstadions setzte. Die Erinnerungen an manch großes Ereignis in dem weiten Rund im Berger Feld werden noch lange Bestand haben, wenn in Zukunft nur noch ein paar Erdhügel an der Stelle zu sehen sind, wo zwischen 1974 und 2001 Zuschauerinnen und Zuschauer mal mehr und mal weniger begeistert die Spiele des Ruhrgebiets-Kultvereins FC Schalke 04 mit erlebten. Aber auch internationale Sportereignisse wurden hier gefeiert. Bei der Fußballweltmeisterschaft 1974 konnte beim Spiel der Nationalmannschaften aus dem damaligen Jugoslawien und dem afrikanischen Staat Zaire mit dem Ergebnis von 9:0 für Jugoslawien einer der höchsten Siege bei einem Weltturnier miterlebt werden.
Neben dem Fußball bot das Parkstadion auch anderen Sportarten eine Heimstatt. Allein drei Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften wurden hier veranstaltet und fanden ein begeistertes Publikum. Aber auch außerhalb des Sportes bot das Stadion den Zuschauerinnen und Zuschauern manches Ereignis. Rockgrößen wie Michael Jackson, Pink Floyd oder die Rolling Stones waren hier zu Gast, und auch Marius Müller-Westernhagen ließ es sich nicht nehmen, in dem Rund aufzutreten.
Dass das Parkstadion auch eine „kirchliche Vergangenheit“ hat, wird (hoffentlich) ebenfalls vielen Menschen in Erinnerung bleiben. So war die Sportstätte am 9. Juni 1991 der Ort, an dem die wohl größte Abendmahlsfeier im Ruhrgebiet stattfand, und zwar beim Abschlussgottesdienst des 24. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Mehr als 85 000 Menschen waren zusammengekommen, um Gott für die Begegnungen, Gespräche und Veranstaltungen beim ersten Kirchentag nach der Wiedervereinigung zu danken. Im weiten Rund des Stadions standen überall Abendmahlstische, an denen Pastorinnen und Pastoren Brot und Wein austeilten und die Gegenwart des auferstandenen Christus feierten. Die Musik des vielstimmigen Posaunenchores wird den Beteiligten noch in guter Erinnerung sein. Eine Kollekte von mehr als 220 000 DM wurde damals zusammengelegt.
Auch die römisch-katholische Kirche wird das Gelsenkirchener Parkstadion in lebendiger Erinnerung behalten. Am 2. Mai 1987 landete der damalige Papst Johannes Paul II. mit einem Hubschrauber auf einem Nebenplatz, um dann mit dem kugelsicheren „Papamobil“ in das Stadion einzufahren. Zahlreiche Bischöfe feierten damals mit dem Papst die Messe. „Lasst den auferstandenen Christus auch heute wieder in Euren Lebensraum eintreten“, forderte das römische Kirchenoberhaupt an diesem Tag in seiner Predigt.
Bauwerke sind vergänglich. Das hat der Abriss des Parkstadions wieder einmal deutlich gemacht. Einige hundert Meter weiter steht seit nunmehr sieben Jahren die ARENA und bietet nicht nur dem Fußball des FC Schalke 04 eine Heimstatt. Das Parkstadion ist Vergangenheit. Es genügte den Anforderungen längst nicht mehr. „Ansonsten bleiben die Erinnerungen.“ Sicher auch bei denjenigen, die die Gottesdienste damals mit gefeiert haben. WE