GELSENKIRCHEN – Gut zweieinhalb Jahre ist es her, dass Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe durch das so genannte „Arbeitslosengeld Zwei“ (ALG II) abgelöst wurden. Am 1. Januar 2005 trat das vierte „Gesetz für moderne Dienstleistung am Arbeitsmarkt“ in Kraft. Nach Peter Hartz, dem Vorsitzenden der Kommission, die alle vier Gesetze erarbeitet hat, ist es bis heute als „Hartz IV“ in aller Munde.
Zwar gibt es Untersuchungen über die Effektivität des Gesetzes. Es ist allgemein bekannt, dass es nicht wie geplant für die Senkung der Kosten, sondern im Gegenteil für eine Explosion der Aufwendungen für Sozialleistungen gesorgt hat. Doch wie sich Hartz IV auf das Leben der Betroffenen auswirkt, darüber gibt es bisher fast kein empirisches Material.
Das soll sich jetzt ändern. Das Industrie- und Sozialpfarramt (ISPA) des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid hat im Juni eine Erhebung unter Hartz IV-Betroffenen gestartet. Alle Bezieherinnen und Bezieher von ALG II, die in Nordrhein-Westfalen wohnen, können sich an dieser Umfrage beteiligen. „Wir wollen keinen repräsentative Stichprobenerhebung machen, sondern die Untersuchung auf eine möglichst breite Grundlage stellen“, sagte Marlies Mrotzek, die den Rücklauf der Fragebögen im Auftrag des ISPA sozialwissenschaftlich untersuchen und auswerten wird. Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig hat das erste Projekt dieser Art beim Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung in Hessen kennen gelernt und es jetzt ins Ruhrgebiet geholt. „Bei einer Erhebung dieser Art ist der O-Ton von Betroffenen gefragt“, sagte er. „Ihre Erfahrungen und ihre Lage sollen erfasst und auf eine gesicherte wissenschaftliche Grundlage gestellt werden.“
„HARTe Zeiten“ heißt das Projekt in Anlehnung an verschiedene Aktionen, die der Kirchenkreis in den letzten Jahren zusammen mit der Hartz IV-Gruppe beim ISPA durchgeführt hat. Der Fragebogen steht im Internet unter www.harte-zeiten-umfrage.de und kann bei ISPA abgeholt oder angefordert werden (ISPA, Pastoratstraße 10, 45879 Gelsenkirchen, Telefon 0209/17 98 211). Darüber hinaus wird er an verschiedenen Stellen ausliegen. Die Umfrage läuft bis zum 31. Dezember 2007. KB