Not und Elend der Kinder in deutschen KZs

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht im Wattenscheider Rathaus

Schülerinnen und Schüler der Realschule Höntrop hefteten sich gelbe Judensterne an ihre Kleidung und verteilten diese auch an alle Anwesenden im Wattenscheider Rathaus. PHOTO: CORNELIA FISCHER

Schülerinnen und Schüler der Realschule Höntrop hefteten sich gelbe Judensterne an ihre Kleidung und verteilten diese auch an alle Anwesenden im Wattenscheider Rathaus. PHOTO: CORNELIA FISCHER

WATTENSCHEID – „Weißt Du wieviel Sternlein…?“ 15-jährige Schülerinnen und Schüler der Realschule Höntrop erinnerten auch mit diesem Wiegenlied im vollbesetzten Saal des Wattenscheider Rathauses sehr eindrücklich an das unsägliche Leid der Kinder unter der Nazi-Herrschaft und in den Konzentrationslagern.

Bei der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 9. November zeigten die Realschüler Zeichnungen und Bilder von Kindern aus Konzentrationslagern, Fotos von Leichenbergen ermordeter Kinder. „Es war ein schweres Thema, eine sehr dichte Veranstaltung, die Jugendlichen haben es sehr würdevoll vorgetragen“, stellt Pfarrerin Ute Riegas-Chaikowski nachbetrachtend fest.

Demonstrativ steckten sich die Schülerinnen und Schüler Davidsterne an, verteilten sie auch an die gut 200 Teilnehmer der Veranstaltung als Mahnung zum Widerstand gegen Ausgrenzung. Damit Deutsche niemals wieder derart unsägliches Leid über andere Menschen und Völker bringen.

„Ich finde es sehr mutig von Euch, unseren Blick heute auf die Kinder zu lenken“, wandte sich Pfarrerin Ute Riegas-Chaikowski in ihrer Rede direkt an die anwesenden Realschüler. „Kinder, die von ihren Eltern geliebt wurden wie Ihr, wie hoffentlich die meisten von uns, mit Eltern und Geschwistern, die sich eine Zukunft ohne sie nicht vorstellen konnten und wollten. Da wird der Schrecken spürbar, weil wir, wenn es um unsere Kinder geht, verletzlich sind wie sonst nie. Und weil wir alle alles Menschenmögliche tun würden, um unsere Kinder zu retten.“ Kinder einzuteilen in jene, die spielen dürfen, die behütet werden und jene, denen das Lebensnotwendigste vorenthalten werde, die gequält und getötet werden, das sei ein Ausdruck tiefster Abscheulichkeit des Denkens und Handelns. „Und da macht es keinen Unterschied, ob es einzelne, gesellschaftliche Gruppen, Parteien, ganze Gesellschaften, Diktaturen oder Terroristen sind. Kinder zu benutzen, zu missbrauchen, zu quälen und das organisiert, oder einfach nur wegzusehen, wenn sie verhungern, ertrinken auf der Flucht, oder gezwungen werden zu töten. Da gibt es auch keine Ausreden und kein Wegsehen macht es erträglicher. Beim Blick auf dieses Grauen - Ihr zeigt uns, dass in all dem Schrecklichen dennoch die wunderbare Kraft des Lebens immer wieder aufleuchtet. Wir stehen über alle von Menschen gemachten Grenzen hinweg gemeinsam in der Verantwortung mit all unserer Kraft einzustehen, für jedes Kind, was das Licht der Welt erblickt. Hier in unserer Stadt, in unserer Gesellschaft , in unserem Land, in Europa weltweit.“ Riegas-Chaikowski betonte, dass es heute in Erinnerung an die Gräueltaten der Nazi-Herrschaft auch darum gehe, das Grundgesetz gegen neue antisemitische, antidemokratische und rassistische Tendenzen zu verteidigen. Anschließend zogen die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung zum Nivelles-Platz, vorbei am Ort der ehemaligen Synagoge, zu den Stelen, die an die 87 in der Reichspogromnacht in Wattenscheid getöteten Menschen jüdischen Glaubens erinnern sollen. FHR