"Ich hatte immer die Vorstellung, dass dieses Gebäude auch für Ausstellungen genutzt werden könnte." Hans-Jörg Loskill, Kulturredakteur der WAZ in Gelsenkirchen, ist die Freude deutlich anzumerken. Gerade hatte er in der neu erbauten Synagoge in der Gelsenkirchener Innenstadt eine Ausstellung des Holzschneiders und Lyrikers Heinz Stein aus Ückendorf eröffnet und damit ein weit über die Grenzen der Stadt hinaus bedeutendes Ereignis eingeleitet. Präsentation christlicher Kunst in einem jüdischen Gotteshaus - das ist in der Tat nicht alltäglich. Zustande gekommen ist diese Besonderheit vor allem durch den Einsatz von Wolfgang Schab und Judith Neuwald - Tasbach von der Gelsenkirchener "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit". Ihnen ist es wichtig, dass die Verbindung zwischen beiden Religionen immer wieder unterstrichen wird.
"Verkündigung", so hat Heinz Stein einen Zyklus von zehn Holzschnitten überschrieben, den er Anfang des Jahres 1982 als Auftragsarbeit für die "Missionare der Heiligen Familie" in Rom anfertigte. Inspiriert wurde er dazu durch eine Israelreise, die er im Jahr zuvor durchführte. "Ohne diese Reise wäre es wohl kaum möglich gewesen, diesen Zyklus zu schaffen," erzählt der Künstler. Die in der Landschaft Israels empfundenen Ocker- und Brauntöne finden sich in seinen hier gezeigten Bildern immer wieder. Von der Ankündigung der Geburt durch einen Engel bis hin zur Erinnerung daran, dass der Mensch sterblich ist, spannt sich der Bogen der zehn Holzschnitte in diesem Zyklus. Die gezeigten Werke sind jeweils mit Texten unterlegt, die ebenfalls aus der Hand des Künstlers stammen. Heinz Stein hat sich nämlich auch als Lyriker einen Namen gemacht. Mehr als 80 Bände mit seinen Texten sind inzwischen in der Gelsenkirchener "Edition Xylos" erschienen.
Die Ausstellung in der neuen Synagoge in der Altstadt ist im Rahmen der regelmäßigen Führungen durch das Gebäude zu besichtigen. Termine sind über Wolfgang Schab beim Katholischen Bildungswerk "Das Forum" (Tel. 26645) zu erfragen.
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