GELSENKIRCHEN – 1989 ging es los: Zwei Sängerinnen, ein Lautenspieler, ein Gambenspieler und eine Flötistin gründeten in Gelsenkirchen ein Ensemble für Alte Musik. Sie nannten es „Convivium Musicum“ – „musikalisches Beisammensein“. Im selben Jahr folgte das erste Konzert in der Heßlerkirche. Seitdem die Bleckkirche 1996 nach großen Renovierungen neueröffnet wurde, ist „Cunvivium Musicum“ dort Stammgast. Am Sonntag feierten sie dort mit einem Konzert ihr 30-jähriges Bestehen.
Von den Gründungsmitgliedern gehören noch Ulrich Schumacher (Gambe) und Ingo Negwer (Laute und Gitarre) zum Ensemble. Hagen-Goar Bornmann (Blockflöte), Johanna Kloppert (Blockflöte und Violine), Heike Sierks, Gisela Uhlen-Tuyala (Gamben), Jörg Hilbert (Laute und Gitarre) und Sängerin Renata Grunwald komplettierten am Sonntag das Ensemble. Mit Sinfonien, Canzonen und Sonaten von Claudio Monteverdi, Salomone Rossi und anderen Komponisten widerlegten sie das Vorurteil, dass Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert immer nur ernst und langweilig wäre. Gewichtige Akkorde und kunstvoll miteinander verwobene Melodien gehören genauso zur Musik von „Convivium Musicum“ wie virtuos-verspielte Geigen- und Flötensoli und auch tänzerisch-verspielte Sätze.
Warnung vor Amors Flammen
Mit dem Konzert feierte „Convivium Musicum“ nicht nur das eigene Jubiläum, sondern auch das zweier kaum bekannter Frühbarock-Komponisten: Johann Rosenmüller und Barbara Strozzi. Beider wurden vor 400 Jahren geboren. „Barbara Strozzi war eine sehr erfolgreiche Sängerin“, erklärte Ingo Negwer dem Publikum, „Sie ist in einer großen Musikerfamilie aufgewachsen und gehörte den Künstlerkreisen Venedigs an. Komponiert hat sie Madrigale, Arien, Kantaten und mehr. Ihr Werk ist unüberschaubar groß, vieles ist noch gar nicht herausgegeben worden.“ Welche musikalischen Schätze sich hinter diesem kaum bekannten Namen verbergen, demonstrierte Renata Grunwald mit einigen italienischen Liedern wie „Gib Acht, mein Herz! Schmetterling, nähere dich nicht Amors Flammen …“ Begleitet wurde sie mal vom ganzen Ensemble, mal von nur einer Laute und einer Gambe.
Fundament und Ornament
„Das Ambiente hier in der Bleckkirche ist fantastisch, richtig meditativ. Und dazu diese fröhlich-leichte Barockmusik: herzerwärmend“, lobte die Zuhörerin Susanne Schnell das Konzert. Christiane Schreiter ergänzte: „Ich bin zum ersten Mal hier. In so einer kleinen Kirche fühlt man sich nicht erschlagen und die richtige Musik gehört einfach dazu. Mit so einem Barockkonzert wie heute ist es wunderbar. Das muss unbedingt erhalten bleiben!“
Zum Schluss erklärte Ingo Negwer sein Instrument: „Die Theorbe ist die barocke Basslaute. Die hat man bis weit ins 18. Jahrhundert hinein überall in Europa gespielt – als Soloinstrument, zu Gesang oder in Ensembles.“ Seine Theorbe ist nach einem Instrument aus den 1630er Jahren nachgebaut. Sein Kollege Jörg Hilbert spielte dagegen auf einem Arciliuto, einer Erzlaute. „Die ist so gebaut wie eine kleine Laute, nur mit ein paar zusätzlichen tiefen Saiten“, so Negwer, „Heute war meine Theorbe das Fundament-Instrument und der Arciliuto das Ornament-Instrument.“