Kreissynode des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid

Zurück in die Zukunft!

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, Frau Judith Neuwald-Tasbach, sprach das Grußwort zur Synode.

Im Vortrag von Dr. Uta Pohl-Patalong gab es Impulse zur Kirche der Zukunft

Viel vorgenommen hat sich der Evangelische Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid für seine Kreissynode. Die Zukunft der Evangelischen Kirche im Hinblick auf die sich ständig verändernde Gesellschaft und die komplexen Herausforderungen sollten gemeinsam in den Blick genommen werden.

 

Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre fand die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid am Montag, den 20. Juni in der Versöhnungskirche in Höntrop, erstmals wieder in Präsenz statt. Parallel wurde die Veranstaltung auch digital übertragen, wovon auch der erkrankte Superintendent Heiner Montanus Gebrauch machen musste. Die Leitung der Kreissynode übernahm deshalb Assessorin Dr. Elga Zachau. Nach einem charismatischen Gottesdienst, bei dem Katechet Gerd Hinsenkamp und Pfarrer Ulrich Mennenöh durch den Bezirksbeauftragten für den Religionsunterricht an Berufskollegs, Pfarrer Andreas Dombrowski, entpflichtet wurden, widmete sich die Synode den Beratungen.

Das Grußwort für die Sommersynode sprach die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, Frau Judith Neuwald-Tasbach. Sie schilderte eindringlich wie zur NS Zeit, aber auch heute wieder verstärkt, Hass und Antisemitismus den Alltag der jüdischen Menschen prägen. Sie betonte dabei die Wichtigkeit des interreligiösen Dialogs und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit unserem Kirchenkreis.

Es folgten Informationen aus der westfälischen Landessynode. Ein Thema war der gewünschte Paradigmenwechsel in der nordrhein-westfälischen Flüchtlings- und Integrationspolitik. Kernanliegen der Evangelischen Kirche von Westfalen sind die Abschaffung des Asylstufenplans und eine beschleunigte Zuweisung der Flüchtlinge in die Kommunen; die Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Flüchtlingsberatung; die Abschaffung von Kettenduldungen; die Vermeidung von humanitären Härten bei Abschiebungen; die Integrationsförderung und Überwindung von Diskriminierung und Rassismus; sowie ein Landesprogramm für die Aufnahme von Flüchtlingen.


Auf den Bericht über die „Klimapauschale“ zur Finanzierung der Klimaschutzkonzeption von 2040 folgten einige kritische Rückfragen der Synodalen zur konkreten Umsetzung in den Gemeinden. Denn um die Finanzierung des Gesamtprozess langfristig zu sichern, ist eine zweckgebundene „Klimapauschale“ in Höhe von mindestens vier Prozent der landeskirchlichen Kirchensteuerzuweisungen geplant, die in den Kirchenkreisen für Klimaschutzmaßnahmen ausgegeben werden sollen. Zu dem beschlossenen Sofortprogramm zur Treibhaus- und Energiekostenreduktion gehören auch die verbindliche und flächendeckende Erhebung und Übermittlung der Energieverbräuche aller Gebäude und Körperschaften innerhalb der Landeskirche unter Verwendung eines einheitlichen Daten-Monitoring-Tools. Dazu kommt ein Planungsstopp für Heizungsanlagen mit fossilen Brennstoffen für sämtliche kirchlichen Immobilien.
„Auch in Zeiten der Klimakrise wird noch einmal deutlich, welche großen Herausforderungen da auf die Gemeinden zukommen“, erklärte Assessorin Zachau.

Dann gab Superintendent Heiner Montanus Informationen zum Prozess der geplanten Verwaltungszusammenführung mit dem Kirchenkreis Herne. Der Prozess war nach dem Bekanntwerden eines Buchungsfehlers in Herne ins Stocken geraten. Superintendent Heiner Montanus betonte, dass eine gemeinsame Verwaltung aber weiterhin für das Gelingen der kirchlichen Arbeit unerlässlich sei.

„Es haben intensive Arbeitsprozesse mit dem benachbarten Kirchenkreis stattgefunden, viel Herzblut und Engagement von beiden Seiten sind schon in die gemeinsame Arbeit eingeflossen. Wir werden daran weiterarbeiten“, so Superintendent Heiner Montanus.

Kurz vor der Pause stellte die Öffentlichkeitsreferentin Jutta Pfeiffer den Synodalen noch das neue Logo des Kirchenkreises vor. In Zukunft stehen bunte Farben und ein Lächeln für die Evangelische Kirche in Gelsenkirchen und Wattenscheid.

Das Kernstück der Synode bildete der gemeinsame Blick mit den Synodalen auf die Entwicklungen unserer Kirchengemeinden und unseres Kirchenkreises. In Arbeitsgruppen wurde sich, nach unterschiedlichen Fragestellungen, rege ausgetauscht. Ein Online-Vortrag der Theologin und Universitätsprofessorin Dr. Uta Pohl-Patalong gab viele Impulse zur Weiterarbeit in den Gemeinden und auf Kirchenkreisebene, denn „Kirche muss sich verändern, wenn sich die Verhältnisse und die Menschen verändern.“  Dabei lieferte Sie verschiedene Ideen, wie die Kirche der Zukunft aussehen kann: Von Kirche als Netz verschiedener kirchlicher Orte, über Kirche als attraktives Feld für ehrenamtliches Engagement.  „Die Entwicklung und das Ausprobieren von neuen Formen ist deshalb fester Bestandteil der Kirche“, so Dr. Pohl-Patalong. Das dies nicht ohne Verlust gehe, sei klar. Dieser muss „ernst genommen und aufmerksam begleitet werden“, sagte sie. Und er solle „nicht daran hindern, sich an neuen und attraktiven Bildern von Kirche zu orientieren – und diese in Beziehung dazu zu setzen, wie die vorhandenen Ressourcen dafür bestmöglich eingesetzt werden.“ Später stand sie per Videoschalte persönlich für die Fragen und Rückmeldungen der Synodalen zur Verfügung. 

Text und Fotos: Jutta Pfeiffer