Kirchraum erleben und Gott nah sein: Mit der Linie 302 zur Alten Kirche Wattenscheid

Wattenscheid – Nach den Stationen Arenakapelle auf Schalke und der Altstadtkirche in Gelsenkirchen wurde diesmal in der Alten Kirche Wattenscheid Halt gemacht. Das Verbindende, die Straßenbahnlinie 302, konnte genutzt werden, um diese verschiedenen Gotteshäuser des evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid anzusteuern.

Pfarrerin Kirsten Sowa hatte gemeinsam mit Presbyterin Nicole Kampmann aus der Emmaus-Kirchengemeinde die Idee zur Tour.

Baukirchmeister Klaus Martin Schmidt-Waldbauer gab interessante Einblicke in die Entstehung der Kirche hier auf dem Alten Markt.

„Wir sind überrascht, was für eine historisch besondere Kirche hier in Wattenscheid steht“, äußerten Besucher aus der Gelsenkirchener Emmaus – Gemeinde, als sie die Alte Kirche auf dem Alten Markt in Wattenscheid betraten. Auch von der besonderen Inneneinrichtung waren die Gäste beeindruckt.

Zu dieser letzten Station kamen etwa gleich viele Interessierte aus Gelsenkirchen und aus Wattenscheid. „Damit haben wir erreicht, dass sich die Menschen auf den Weg machen und Kirchen im gemeinsamen Kirchenkreis entdecken“, freut sich Pfarrerin Kirsten Sowa. Gemeinsam mit Presbyterin Nicole Kampmann aus der Emmaus Kirchengemeinde entstand die Idee zu dieser Entdeckungstour.

Nach Andachten in der recht neuen und zurückhaltend gestalteten Arena Kapelle mitten auf Schalke und in der großen Hallenkirche, Altstadtkirche, auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen, hieß es nun also Kirchraum erleben und Gott nah sein in der Alten Kirche Wattenscheid.

Baukirchmeister Klaus Martin Schmidt-Waldbauer gab interessante Einblicke in die Entstehung der Kirche hier auf dem Alten Markt: „Der Ort der heutigen Alten Kirche Wattenscheid war im Mittelalter ein Freistuhl. Unter einem Walnussbaum wurde hier Recht gesprochen. Später dann gaben die in der Freiheit Wattenscheid geborenen und in Libau, Kurland, heute Liepaja in Lettland, lebenden Halbbrüder Johann Schilder und Dietrich Schmedden 1676 mit der Schenkung des ererbten ehemaligen Freihofes als Grundstück den entscheidenden Anstoß.“ Die Kirche wurde dann an diesem Ort errichtet und am 28.September 1763 eingeweiht.

Auch der Altar ist etwas Besonderes. Ursprünglich gebaut für eine größere Kirche, kam er nach Wattenscheid und musste für die Alte Kirche passend gemacht werden: „In der kleineren Wattenscheider Kirche war für die einzeln aufzustellende Kanzel kein Platz. So fand der Holzschnitzmeister Dietrich Körmann, der laut Vertrag vom 2. Mai1694 den Altar nach den Proportionen, dem vorhandenen Raum in der Kirche, einzurichten versprochen hatte, die geniale Lösung durch die Verschmelzung beider Teile zu einem organischen Ganzen“, erläuterte Schmidt-Waldbauer.  Dadurch blieben aber nur drei Evangelisten auf der Altar - Vorderseite sichtbar. Die Besucher konnten sich direkt von dieser Besonderheit überzeugen und entdeckten den vierten Evangelisten, Matthäus, auf der Rückseite am Treppenaufgang zur Kanzel.

„Das Schöne an dieser Veranstaltungsreihe ist, dass zunächst das jeweilige Gebäude vorgestellt und erkundet wird“, freut sich die Wattenscheider Pfarrerin Sowa. Stets gefolgt von Inhaltlichem. „Wir feiern hier in der Alten Kirche wöchentlich ein ökumenisches Friedensgebet.“ Und so wurde dann auch mit allen Teilnehmenden zum Abschluss dieser besonderen Rundreise für Frieden gebetet.

Pfarrerin Sowa und Presbyterin Kampmann ziehen eine positive Bilanz: „Zunächst den Kirchraum und seine Ausstrahlung erleben und dann die Kirche als spirituellen Raum wahrnehmen, das war eine schöne Kombination!“

Vielleicht wird es eine Weiterführung des Projekts geben, um so Menschen aus beiden Teilen des Kirchenkreises zu verbinden, sie auf besondere Gotteshäuser im jeweils anderen Teil aufmerksam zu machen. Ideen dazu gibt es schon. FHR


Text: Frauke Haardt-Radzik
Fotos: Cornelia Fischer