„Käthe hatte Frauenpower“

Evangelische und katholische Frauen aus Bulmke staunten über die Stärken der Katharina von Bora

 

Sie waren beeindruckt vom Lebensweg der Katharina von Bora: Die Evangelische Frauenhilfe Bulmke und die Frauen aus der katholischen Nachbargemeinde Heilige Familie. FOTO: CORNELIA FISCHER

Sie waren beeindruckt vom Lebensweg der Katharina von Bora: Die Evangelische Frauenhilfe Bulmke und die Frauen aus der katholischen Nachbargemeinde Heilige Familie. FOTO: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Frauen aus der katholischen Nachbargemeinde Heilige Familie waren kürzlich zu Gast bei der Evangelischen Frauenhilfe Bulmke. Aus diesem An lass hielt Annegret Hindersmann, die Vorsitzende der Frauenhilfe Bulmke, einen Diavortrag über Katharina von Bora. Man merkte der Referentin an, dass sie von Katharina von Bora fasziniert war. Fasziniert von einer Frau, die ihr Leben schon früh in eigene Hände nehmen musste.

Im Jahr 1505, als Katharina sechs Jahre alt war, übergab ihr Vater sie nach dem Tode ihrer Mutter einem Kloster. Mit zehn Jahren wurde sie Klosterschülerin, dann Novizin und schließlich Nonne auf Lebenszeit. Doch die wissbegierige, lernfreudige und lebensneugierige Katharina fühlte sich in den Klostermauern eingeengt. Als sie von Martin Luther hörte, verließ sie zusammen mit elf weiteren Nonnen das Kloster und lebte zunächst in Wittenberg bei der Familie des Malers Lucas Cranach.

Katharina wusste: Frauen galten nur dann etwas, wenn sie verheiratet waren. Sie beschloss daher, zu heiraten – und zwar den von ihr verehrten Martin Luther. Luther zögerte. Er war schon 42 Jahre alt, heiratete die eigenwillige und lebensfrohe „Käthe“ schließlich aber doch, am13. Juni 1525.

Chef im Hause Luther ist eindeutig Katharina. Luther nennt sie in Briefen liebe- aber auch respektvoll „Mein Herr Käthe…“. Luthers sind gastfreundlich. In ihrem großen Hause treffen sich Wittenberger Studenten ebenso wie gebildete Männer aus ganz Deutschland. Katharina hört zu, gibt aber auch Anregungen und diskutiert mit. Zugleich hält sie Haus und Hof zusammenhält, erzieht die Kinder und regelt mit großem Geschick das Finanzielle.

Sie leitet eigentlich nach heutigen Begriffen einen mittelständischen Betrieb, denn zum Anwesen gehören neben großen landwirtschaftlichen Nutzflächen auch ein Brauhaus, ein Waschhaus, zahlreiche Gärten und natürlich auch Vieh. Katharina regelt alles, sie dirigiert die Dienstboten und Tagelöhner und sorgt für eine gute Küche.

Luther stirbt 1546. Dank kurfürstlicher Hilfe gelingt es Katharina, sich und den Kindern ein neues Zuhause zu schaffen. Das große Haus in Wittenberg muss sie jedoch aufgeben, auch die gesellschaftliche Anerkennung bleibt ihr als Witwe versagt. Bis zu ihrem Tode 1552 ist Katharina von einem gerichtlich bestellten „Vormund“ abhängig. Doch wird sie weiterhin vom sächsischen Kurfürsten und einigen Freunden unterstützt. Not muss sie nicht leiden.

In ihrer Beschäftigung mit der Ehefrau des Reformators kam Annegret Hindersmann  zu dem Schluss: „Katharina von Bora hat für damalige Verhältnisse ein sehr selbstbestimmtes, fast möchte man sagen ‚emanzipiertes‘ Leben geführt. Diese Freiheit aber hatte sie auch ihrem Martin zu verdanken, der ihr in allen familiären und finanziellen Dingen freie Hand ließ.“

Die Zuhörerinnen zeigten sich sehr beeindruckt vom Leben und Wirken der Katharina von Bora: „Das war ja eine tolle Frau. Wie die ihr Leben gemeistert hat. Wie die für ihre Familie gesorgt hat. Das muss man wirklich bewundern. Wir haben gar nicht gewusst, dass Martin Luther solch eine kluge und energische Frau hatte.“ Evangelische wie katholische Frauen waren sich darüber einig: „Diese Käthe hatte Frauenpower.“