„Ich bin hier, um meinen Weg zu Gott zu finden“

Reza Eisazadeh ist Mitglied der Trinitatis-Kirchengemeinde Buer

Reza Eisazadeh, hier in der Apostelkirche, fühlt sich von der Trinitatis-Kirchengemeinde Buer gut aufgenommen und möchte gern Pfarrer werden. FOTO: FRAUKE HAARDT-RADZIK

Reza Eisazadeh, hier in der Apostelkirche, fühlt sich von der Trinitatis-Kirchengemeinde Buer gut aufgenommen und möchte gern Pfarrer werden. FOTO: FRAUKE HAARDT-RADZIK

GELSENKIRCHEN – 1980 in Teheran geboren, ist er ist ein Kind der Islamischen Revolution. Ein Jahr zuvor hatten die religiösen Führer den Iran zur islamischen Republik erklärt. Nach dem Abitur studiert der Sohn eines Ingenieurs an der High School Mathematik, später an der Uni Teheran Englisch. Er arbeitet als Englischlehrer und führt Touristen in seinem Land herum und zeigt ihnen wichtige touristische Attraktionen.

Seine Familie beschreibt er als religiöse Moslems, doch er selbst, so sagt er, habe von Kindheit an stets einen eigenen Weg gesucht. Ein besonderer Augenblick in seinem Leben, daran erinnert sich Reza sehr eindringlich, war, als er in der Wohnung seiner Großeltern eines Tages in einem besonderen Raum ein großes Foto der Darstellung des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern sah: „Auf meine erstaunten Fragen gab mein Großvater kaum Antworten, blieb eher wortkarg. Ich erinnere mich aber, dass dieses Bild für ihn eine große Bedeutung hatte.“


Im Koranunterricht gefremdelt

Wenn der heute 39-Jährige über seine Familie und über den Iran spricht, werden Emotionen in ihm wach. Sein Familienname, Eisazadeh, habe eine besondere Bedeutung, erklärt er eifrig und habe ihm damit auch seinen besonderen Weg im Leben gewiesen. „Eisa“ stehe im Altpersischen für „Jesus“ und „Zadeh“ bedeute so etwa „von Geburt her“, so seine überraschende Erklärung.

Damit war für ihn auch klar, dass er im Koranunterricht, der irgendwann in der Schule auf dem Lehrplan stand, mit so einem Familiennamen nichts zu suchen hätte. Einer seiner Freunde aus der Jugendzeit war gebürtiger Christ. Der durfte seinen Glauben, wenn auch unter Schwierigkeiten, im Iran leben: „Dieser Freund sagte eines Tages zu mir, Reza, öffne Deine Hand Gott gegenüber. Und nun sitze ich hier in einer Kirche mitten in Gelsenkirchen.“ Dabei huscht ein Lächeln über das Gesicht des jungen Familienvaters.


Alles über Jesus erfahren

Doch zurück in den Iran. Mit einem Freund besuchte Reza die Armenische Wank – Kirche in Isfahan. Dort betete er für eine todkranke Freundin, bald danach wurde diese wieder völlig gesund. Das wertete er als persönliche Erleuchtung. Er wollte zum Christentum übertreten, doch in seiner Heimat würde ihm dafür die Todesstrafe drohen. Intensive Gespräche mit seiner Frau Fatime folgten, schließlich stand der Entschluss fest: Die junge Familie verließ die Heimat und landete auf verschlungenen Wegen schließlich in Bielefeld und bald darauf in Olpe. Das ist zwei Jahre her.

„In Olpe wurde ich zum zweiten Mal geboren“, stellt er rückblickend fest. Hier traf Reza auf den evangelischen Pfarrer Wolfgang Schaefer. In dem Ort hatte sich eine Gruppe Exiliraner zusammengefunden, die sich nun evangelisch taufen lassen wollte. Doch zunächst hieß es lernen und verstehen, was es mit dem christlichen Glauben auf sich hat. „Wir wollten alles über Jesus und sein Leben erfahren“, bekräftigt Reza Eisazadeh.


Drei Monate Unterricht

Pastor Schaefer übersetzte für diese besondere Gruppe vieles aus der Bibel ins Englische, Reza dann für seine Landsleute ins Persische. „Reza war so etwas wie die Mutter der Kompanie“, erinnert sich Schaefer schmunzelnd, „Er hat die Leute zusammengetrommelt, er hat für sie übersetzt. Reza vermittelte auch ein Ehepaar, das sich dann hier in Olpe christlich hat trauen lassen.“

Nach drei Monaten Taufunterricht wurden schließlich am 1. Dezember 2018 Reza, seine Frau Fatime und deren Sohn Radin sowie 25 weitere Iraner in der Evangelischen Kirche in Olpe getauft. Die Feier fand dreisprachig statt. Zunächst sprach Pfarrer Schaefer zur anwesenden Gemeinde auf Deutsch, dann übersetzte er die Worte ins Englische und Reza danach für seine Landsleute ins Persische.


Die Taufe ist erst der Anfang

Nach seiner Taufe wollte Reza noch viel mehr über Jesus und den christlichen Glauben erfahren. Wichtiger Schritt in seine weitere Zukunft in Deutschland war nun das Erlernen der hiesigen Sprache. Nach einigem hin und her wies ihn das Bundesamt für Migration schließlich nach Gelsenkirchen, hier landeten Reza plus Familie in der Apostelkirche bei Pfarrrerin Karla Wessel. „Ich wurde hier in der Gemeinde gut aufgenommen. Zuerst habe ich die Liturgie nicht so richtig verstanden. Aber mit meiner Taufe hat ja auch alles erst angefangen. Ich bin hier, um meinen Weg zu Gott zu finden!“


Mit Tatkraft auf einen langen Weg

Und dann reifte in dem tatkräftigen Reza, der diesen seinen persönlichen Weg immer wieder neu sucht, der Wunsch, selbst Pfarrer zu werden. Doch davor steht eine große Hürde, er benötigt das Sprachkurszertifikat C1, um für das Studium überhaupt zugelassen zu werden. Der Weg dahin wird noch lang und steinig, doch Reza ist sich sicher, dass er auch diesen schaffen wird. „In fünf Jahren“, schmunzelt er spitzbübisch, „möchte ich ein einflussreicher Iraner in Gelsenkirchen sein.“ Und er verrät gleich noch einen Plan. Er möchte schon bald eine spezielle Webseite kreieren, für Perser, die im Iran zum Christentum konvertieren möchten. Bei so viel positiver Energie und mit diesem christlichen Nachnamen wird Reza Eisazadeh auch das ganz gewiss gelingen.