„Ich bin hier angekommen!“

Pfarrerin Nina Ciesielski möchte die Stadtkirchenarbeit beleben

Gemeinsam mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, hier mit Küster Frank Zielasko, möchte Pfarrerin Nina Ciesielski die Stadtkirchenarbeit in der Altstadtkirche mehr in den Mittelpunkt rücken

GELSENKIRCHEN – Gemeinsam mit dem Küster  Frank Zielasko schiebt die junge Pfarrerin im Altarraum gerade einen Baum mit Teelichten zurecht. Diesen Ort als Kirche inmitten in der Stadtgesellschaft möchte Nina Ciesielski gern mehr in den Mittelpunkt rücken. Wenn sich die Menschen bei den ersten Sonnenstrahlen hier auf  den Treppenstufen niederlassen, dann sollten sie wissen, dass sie auf Kirchenstufen sitzen, findet die sympathische Pastorin.

Um auch von eher Kirchenfernen wahrgenommen zu werden, soll zum Beispiel ein Stand auf dem Feierabendmarkt direkt vor den Toren der Kirche stehen, wenn dieser wieder mehr Fahrt aufnimmt. „Wir wollen rausgehen und mitmischen und zeigen, wir sind da“, wünscht sich Ciesielski.

Die Corona - Pandemie hat vieles ausgebremst, bedauert sie. Gern hätte sie schon viel mehr persönliche Kontakte in der Gemeinde aufgebaut und gepflegt. Sie bemerke beispielsweise schon eine gewisse Unzufriedenheit darüber, dass sie sich nicht in großer Regelmäßigkeit Gruppen und Kreisen zuwenden könne.

Und auch, dass die Konfirmandenfreizeit deswegen ausfallen musste, findet sie schade. „Sehr gern wäre ich mit den Jugendlichen zusammen zur Freizeitstätte nach Gahlen gefahren. Doch vor kurzem erhielt ich von der Jugendgruppe ein Hoodie mit dem Emmaus – Logo und meinem Namen drauf und hinten stand das Logo der Jugendgruppe drauf. Da wusste ich, ich bin hier angekommen.“

Zeit zum Ausruhen gab es für die Pfarrerin, die vor knapp einem Jahr von Castrop – Rauxel nach Gelsenkirchen wechselte, allerdings nicht. Aus dem vierköpfigen Pfarrteam wurde mittlerweile ein interprofessionelles Pastoralteam, kurz IPT. „Als ich hierher kam, gab es dazu die ersten Überlegungen. Konkret wurde es dann, als sich Nicole Stach um die Stelle als Diakonin mit dem Schwerpunkt institutionalisierte Seelsorge bewarb. Sie ist außerdem Prädikantin, feiert also Gottesdienste in unserer Gemeinde, tauft und beerdigt.“

Im Rahmen ihres Schwerpunktes wird die neue Diakonin nun zum Beispiel das Trauercafé und den Trauergesprächskreis fortführen. „Wir sollten über jede hauptamtliche Kraft, die wir in diesen unruhigen Zeiten für Kirche und Gemeinde gewinnen können, sehr froh sein“, stellt Ciesielski dazu erfreut fest.

Drei Pfarrerinnen stemmen nun die enorm vielfältigen Aufgaben der Emmaus – Kirchengemeinde gemeinsam mit der neu hinzugekommenen Diakonin. Es gab eine neue Aufgabenaufteilung, denn, so die junge Pfarrerin, es sei für alle Gruppen enorm wichtig, verlässliche Ansprechpartnerinnen zu haben. So ist Nina Ciesielski nun etwa für die evangelische Martin-Luther-Grundschule zuständig.

Und auf  alle im neuen Team kommen große Aufgaben zu, etwa die Gebäudefrage. Das Schließen mehrerer Gemeindekirchen, das Zusammenziehen gemeindlicher Aufgaben mit einigen Schwerpunkten, all das bringt sehr viel Unruhe. „Viele Gemeindeglieder erleben das Schließen „ihrer“ Kirche verständlicherweise als einen schmerzhaften Prozess. Wir  müssen aber auch die Frage stellen, wie wollen wir als Gemeinde zukünftig sein.

Viel Arbeit für das neue Team, sehr viel. „Jede von uns ist jetzt schon am Limit. Wir bräuchten eigentlich dringend noch eine weitere Kollegin, einen weiteren Kollegen. Wir wollen ja den Kontakt zu den Menschen ausweiten, nicht reduzieren“, stellt Ciesielski fest. „Auch wenn es vielleicht etwas abgedroschen klingt, aber ohne das Bewusstsein quasi in höherem Dienst zu stehen, hätte wohl schon so mancher das Handtuch geworfen.“ 

Mit der Stadtkirchenarbeit möchte die junge Pfarrerin gern bald Menschen auf die Vielfalt gemeindlichen Lebens aufmerksam machen und sie damit eben auch für Kirche und Glauben neu begeistern.  

Text und Foto: Frauke Haardt-Radzik