Hoffnung eine Heimat geben

Diakoniefest zur Flüchtlingshilfe im Ruhrgebiet

Bleiben und Frieden finden: Saleh Tibi flüchtete aus der zerbomten Stadt Aleppo in Syrien. FOTOS: CORNELIA FISCHER

Oberbürgermeister Frank Baranowski (links) und Diakoniepräsident Ulrich Lilie (Mitte)

Auf dem Fest am Gelsenkirchener Neumarkt kamen Flüchtlinge, Mitarbeitende der Diakonie und Bürgerinnen und Bürger zusammen.

GELSENKIRCHEN – Sie helfen Asylanträge zu stellen, organisieren Wohnungen, Sprachkurse und Ausbildungsplätze – Tausende professionelle und ehrenamtliche Helfer der Diakonie sind im Einsatz, um Flüchtlingen in Deutschland eine neue Heimat zu geben.
Ihr großes Engagement hat die Diakonie am 13. Juni mit einem Gottesdienst und einer Open-Air-Veranstaltung in Gelsenkirchen gewürdigt. Mit dabei: Diakoniepräsident Ulrich Lilie und Flüchtlinge wie der Syrer Saleh Tibi. Sein Finger fährt über die Fluchtkarte der Ausstellung, die auf dem Marktplatz in der Gelsenkirchener Innenstadt über die Fluchtwege und Schicksale einiger Flüchtlinge informiert, die heute in der Ruhrgebietsstadt leben. „Ich hatte eine andere Fluchtroute gewählt,“ sagt der Syrer Saleh Tibi. Und er zeichnet mit dem Finger seine Flucht nach, die ihn vor drei Jahren nach Deutschland führte. Aus Aleppo, wo er seine Eltern und seine Schwester in der zerbombten Stadt zurückließ, um sich ein neues Leben aufzubauen.

Endlich in Frieden leben

Doch Saleh Tibi braucht dabei Unterstützung. Sein Deutsch könnte besser sein, seine Zeugnisse als Informatiker sind noch nicht anerkannt. Auf dem Flüchtlingsfest in Gelsenkirchen hofft er darauf, dass ihm Mitarbeiter der Diakonie helfen, in Deutschland Fuß zu fassen, bald einen Job und eine eigene Wohnung zu finden. „Hier möchte ich bleiben und in Frieden leben“, sagt er. „Noch habe ich die Geräusche des Krieges im Ohr, aber ich hoffe, das hört irgendwann auf. Flüchtlinge, Mitarbeiter der Diakonie und Bürger zusammenbringen, damit Hoffnung auf Heimat konkret werden kann: das war auch ein Ziel der Gelsenkirchener Veranstaltung, die das Diakoniewerk Gelsenkirchen und Wattenscheid in Zusammenarbeit mit der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe und dem Bundesverband Diakonie Deutschland am vergangenen Wochenende veranstaltete. Auf dem Marktplatz gab es bei Kaffee, internationalen Gerichten und Musik die Gelegenheit, die verschiedenen Projekte und Beratungsangebote der Flüchtlingshilfe kennenzulernen.

Den Helfern eine Bühne geben

Außerdem sollte das Fest den engagierten Helferinnen und Helfern der Flüchtlingsarbeit in Gelsenkirchen, aber auch bundesweit „eine Bühne geben“, wie Diakoniepräsident Ulrich Lilie im Festgottesdienst erklärte. Er stellte die neue Plakatkampagne der Bundesdiakonie „In der nächsten Nähe“ vor, die den Einsatz von Mitarbeitenden in der Pflege, der Behinderten- oder Altenarbeit zeigt. Das Festplakat aus Gelsenkirchen mit dem Motto „Hoffnung eine Heimat geben“ werde in die bundesweite Kampagne eingebunden, kündigte Lilie an. Im Miteinander vor Ort könnten die alten Verheißungen der Bibel wieder lebendig werden, betonte der Theologische Vorstand des Gelsenkirchener Diakoniewerkes, Pfarrer Ernst Udo Metz. „Gott segnet all jene, die einen neuen Anfang wagen und diejenigen, die ihn mit ermöglichen.“ Damit Flüchtlinge in Deutschland tatsächlich eine Heimat finden könnten, müssten aber auch die politischen Rahmenbedingungen verbessert werden, forderte der Diakoniepräsident. „Wir brauchen die bundesweite Einführung einer Gesundheitskarte für Asylbewerber und ein Europa, in dem wir unsere Grenzen öffnen.“

Den Zufluchtsort menschlich gestalten

Krieg und Krisen auf dieser Welt gingen auch die Menschen in Deutschland etwas an, ergänzte der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski. „Wir können uns nicht abschotten in Europa.“ Knapp 800 Flüchtlinge hat die Ruhrgebietsstadt laut Baranowski im vergangenen Jahr aufgenommen, 2015 werden es vermutlich doppelt so viele sein. „Ihnen ein Dach über dem Kopf zu geben, ist erst der Anfang eines langen Prozesses der Integration.“ Den Zufluchtsort Deutschland menschlich zu gestalten, dazu brauche es die Diakonie, würdigte der SPD-Politiker die Arbeit der ehrenamtlichen und angestellten Mitarbeitenden. „Sie helfen den Menschen, hier tatsächlich anzukommen und eine Heimat zu finden.“