GELSENKIRCHEN – Das war für Judith Neuwald-Tasbach ein stolzer Tag. Der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchens war die Freude deutlich anzumerken. Mit einem Festakt am 29. Juni in der neuen Synagoge an der Georgstraße wurde an die Einweihung des ehemaligen jüdischen Gotteshauses in der Von-der-Recke-Straße vor nunmehr 50 Jahren gedacht. Kurt Neuwald, der Vater der heutigen Vorsitzenden, war es nämlich, der nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Riga bereits 1945 wieder in seine Heimatstadt zurückkehrte und sich um die Sammlung der wenigen Jüdinnen und Juden bemühte, die die Verfolgung durch die Nationalsozialisten überlebt hatten und wieder nach Deutschland zurückkehrten. Bereits 1946 beteiligte sich Kurt Neuwald an der Gründung eines Landesverbandes jüdischer Gemeinden, zu dem bald auch Gelsenkirchen gehörte. Aber erst im Sommer 1958 war es dann so weit, dass die Gemeinde wieder eine eigene Synagoge einweihen konnte. Im Hinterhaus des Gebäudes in der Von-der-Recke-Straße war ein Betsaal entstanden, der von da an als regelmäßiger Versammlungsraum für Gottesdienste genutzt werden konnte. Zuvor trafen sich die Gemeindeglieder an verschiedenen Orten, um zu beten.
In ihrer Begrüßung zitierte Judith Neuwald-Tasbach aus der Ansprache, die ihr Vater damals vor 50 Jahren gehalten hatte: „Die Rückkehrer wählten einen schweren Weg. Aber wer Familien gründet, hat Hoffnung auf die Zukunft.“
Und dass diese Hoffnung berechtigt war, zeigte die Schar derer, die der Einladung zum jetzigen Festakt gefolgt waren. Neben den Stadtspitzen Gelsenkirchens waren auch Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers, Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek, Landesminister Oliver Wittke und die Vorsitzende des Landesverbandes der jüdischen Gemeinde Chana Sperling erschienen. Natürlich waren auch Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen zugegen. Ministerpräsident Rüttgers erinnerte in seiner Ansprache daran, dass die Schrecken des Holocausts niemals in Vergessenheit geraten dürfen. „Wir danken denen, die uns damals die Hand zur Versöhnung gereicht haben. Es wird keinen Schlussstrich geben. Die Verantwortlichen von damals mögen tot sein. Die Verantwortung für uns aber bleibt.“
Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski brachte in seinem Grußwort die Hoffnung zum Ausdruck, dass die alte Synagoge an der Von-der-Recke-Straße in Zukunft als ein Ausstellungszentrum für die Stadt genutzt werden könnte.
In besonderer und bewegender Weise umrahmte der Chor des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden „Bat Kol David“ (Echo David) den Festakt mit seinen Gesängen. Das von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Abschluss gesungene Lied „Shalom Alejchem“ konnte man mit in seinen Tag nehmen. WE