WATTENSCHEID – „Du siehst mich!“ / Hier bin ich!“ / „Wo bist Du?“ Am Abend des Reformationstages ließen in ökumenischer Eintracht zwei evangelische und eine katholische Gemeinde in Wattenscheid ihre Kirchtürme durch ausgewählte Bibelworte hell erstrahlen. Gestartet wurde in dieser besonderen Nacht in der Friedenskirche. Etwa 300 Besucher verfolgten den Gottesdienst, der sich um die Frage „Wo bist Du?“ drehte - dem Spruch, der bis Mitternacht den Kirchturm dieses Gotteshauses hell erleuchtete.
„Das Projekt insgesamt wurde sehr positiv aufgenommen, es kamen viele Menschen in die Stadt, um am vielfältigen Programm der drei Gemeinden teilzunehmen“, stellte die Pfarrerin der Friedenskirche, Monika Vogt, rückblickend dankbar fest. „500 Jahre nachdem Luther eine Kirche als Projektionswand seiner Thesen genutzt hat, schreiben wir Worte auf die Türme und Außenwände unserer Kirchen.“
Und die Besucher blieben auch nach dem Gottesdienst und pilgerten hinüber zu den anderen beiden Kirchen, der katholischen Propsteikirche und der evangelischen Alten Kirche. Beide Gotteshäuser wurden durch ein blaues Lichtband verbunden, das sich über den Marktplatz erstreckte.
„Der Platz war voller Menschen, ein sehr eindrückliches Erlebnis“; erinnerte sich Pfarrer Ulrich Brockhoff-Ferda. „Es war eine warmherzige Veranstaltung und ein einladendes Fest. Ich war überrascht, wie viele Menschen kamen und wie stark offenbar der Wunsch war, am Reformationsfest in dieser Form teilzunehmen.“
In Wattenscheid hatte man früh entschieden, das Reformationsjubiläum in ökumenischer Eintracht mit der katholischen Gemeinde zu begehen. „“Du siehst mich!“ ermutigte dort auf dem Kirchturm die katholische Propsteikirche St. Gertrud die Menschen. „Damit machen wir deutlich, dass unsere Kirchen viel mehr verbindet als trennt“, erläuterte Pfarrer Uwe Gerstenkorn das gemeinsame Anliegen der katholischen und evangelischen Christen. „Wir haben dafür bewusst den Alten Markt gewählt, der ein historischer Ort und seit 600 Jahren das Zentrum der Ortschaft ist.“
Unter der Überschrift „Reformation des Herzens“ luden dann auch die beiden Konfessionen zu einem besonderen Kooperationsprojekt, der offenen ökumenischen Nacht zwischen dem Reformationsfest und Allerheiligen, ein.
Da ließen sich Menschen durch Handauflegen segnen, sangen andernorts gemeinsam Lutherlieder, stärkten sich bei Essen und Trinken, um dann weiterzuwandern hin zu einer Videoinstallation zum Thema „Gnade“ oder um an einem Bibliolog teilzunehmen.
Und viele blieben tatsächlich bis zum Ausklang, nahmen als katholische oder evangelische Christen gemeinsam am Taizé-Gottesdienst in der Propsteikirche teil, der nach Mitternacht am dann beginnenden katholischen Allerheiligenfeiertag endete. Die Menschen unterwegs zwischen den beiden Kirchen symbolisierten ein starkes ökumenisches Band der christlichen Verbindung.