GELSENKIRCHEN – „Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.“ So lautet das Fazit nach einem dreiviertel Jahr ökumenischen Engagements für Geflüchtete im Gelsenkirchener Norden. Eigentlich platzt der Helpladen, der seit dem Buß-und Bettag 2015 im Eine-Welt-Laden an der Apostelkirche als Untermieter angesiedelt ist, aus allen Nähten. „Manchmal weiß ich nicht, wo ich zuerst hinschauen muss, wenn mehrere Besucher auf einmal da sind: die Familie aus Nigeria mit den beiden Kindern, die am liebsten toben wollen, der Mann aus Syrien, der Beratung bei der Wohnungssuche braucht und die Frau aus Eritrea, die ein Kinderbett sucht“, beschreibt einer der zwölf Ehrenamtlichen die Situation.
Ebensfalls schwierig ist es, mal eben ein paar Spenden anzunehmen, da das Ladenlokal dafür zu klein ist. Nicht ausgeschlossen, dass demnächst ein Umzug notwendig wird. Zumindest ist in einer katholischen Kirche Raum zur Zwischenlagerung von Möbeln gefunden. Das hat Astrid Kramwinkel vermittelt, die zur Katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in Resse gehört: Sie war sofort bereit, im Helpladen-Team mitzumachen, als sie davon hörte. Lager- und Transportmöglichkeiten braucht es auch, denn die Ausstattung von Wohnungen für Geflüchtete ist eine der wichtigsten Aufgaben für das ehrenamtliche Team: Gebraucht werden Betten, Sofas, Schränke, Stühle und Tische, Geschirr und Töpfe – eben alles, was eine Familie so benötigt, wenn ein Erstbezug ansteht.
Max und Ulrike Tullney sind von Anfang an dabei. Sie haben sich schon vorher bürgerschaftlich engagiert, sind Mitglieder der Friedenswerkstatt, er singt im Kirchenchor der Trinitatisgemeinde. Die ehemalige Lehrerin ist auch oft als Französisch-Übersetzerin gefragt. Probleme bei der Kommunikation gibt es kaum, denn es findet sich immer jemand, der Englisch oder sogar Arabisch kann. Sonst geht es auch mit Händen und Füßen oder mit der App auf dem Smartphone. So ging es Abdoul und David aus Guinea, die neulich im Helpladen waren. Das Team konnte ihnen eine Wohnung und Sprachkurse vermitteln, jetzt geht es um eine Schlafcouch und einen Schrank. Nach einigen Telefonaten ist auch das geregelt.
Zum Team gehört auch Ehepaar Orlowski, die ihre Gemeindewurzeln in der Freien Evangelischen Gemeinde Am Spinnweg haben. Roland Orlowski bringt auch schon mal seinen Akku-Schrauber mit, wenn es etwas zu reparieren gibt, außerdem kennt er sich mit der Dropbox und Facebook gut aus. Denn auch das ist wichtig: vernetzt sein untereinander und mit den anderen Initiativen in der Stadt. Die Task Force für Flüchtlingshilfe, die seit kurzem auch einen Helpladen in der Gelsenkirchener Altstadt hat (Von der Recke-Straße 3), ist wichtigster Kooperationspartner. Jürgen Hansen, der sie als überparteiliche Initiative ins Leben gerufen hat, ist häufiger Gast in der Koordinationsrunde, die sich regelmäßig im Gemeindehaus Apostel trifft. Die Taskforce hat einen Transporter mit Fahrer, der abgerufen werden kann. Zuletzt war Markus Fröhlich von der Flüchtlingshilfe in Erle zu Besuch in der Koordinationsrunde, in der auch die Initiatoren der drei beteiligten Gemeinden sitzen. Auch in Erle startet die ehrenamtliche Arbeit für geflüchtete Menschen. Wer mit Angeboten helfen oder in die praktische Arbeit mit einsteigen möchte, ist herzlich willkommen!
Der Helpladen an der Horster Straße 35 in Gelsenkirchen-Buer ist an zwei Tagen in der Woche geöffnet: Montag von 10.00-12.00 Uhr und Mittwoch von 14.00-16.00 Uhr. Die Mitarbeitenden sind erreichbar unter Telefon 0209-3195748 und E-Mail helpladen-buer@web de. Neuigkeiten gibt es auch auf Facebook unter Help-Lade Gelsenkirchen-Buer.