GELSENKIRCHEN – Einen Besuch besonderer Art hatten die Studierenden der Abteilung „Heilerziehungspflege“ des Sozialpädagogischen Berufskollegs an der Königstraße eingeladen. Zu Gast waren der Betheler Pastor Wolfgang Döring, der in den von Bodelschwinghschen Anstalten unter anderem in der Altenseelsorge arbeitet, und Pastorin Vera Maaß, die ebenfalls in Bethel tätig ist und darüber hinaus gehörlose Menschen im gesamten Kirchenkreis Bielefeld als Seelsorgerin betreut. Die Gäste aus Ostwestfalen konnten den angehenden Heilerziehungspflegerinnen und –pflegern aber nicht nur über ihren jeweiligen Arbeitsbereich berichten, sondern beide zählen selbst zu den Menschen, die mit einer Behinderung leben. Wolfgang Döring hat seit seiner Geburt eine Spastik, die zum Teil auch die Sprechwerkzeuge betroffen hat, sowie eine angeborene Bewegungsunruhe. So ist er dauernd auf einen Rollstuhl sowie eine Assistenz angewiesen. Vera Maaß kam mit einer spastischen Lähmung beider Füße auf die Welt und ist dadurch gehbehindert. Den Rat ihrer Lehrerinnen, das Kind auf eine Sonderschule zu schicken, befolgten damals (zum Glück) ihre Eltern nicht.
Die beiden Gäste konnten den Studierenden in buchstäblich hautnaher Weise vermitteln, was es bei einem Menschen mit Behinderungen bewirkt, wenn er auf die ständige Hilfe anderer angewiesen ist. Zur Einstimmung diente dabei ein Text aus der Feder von Wolfgang Döring, in dem der Autor unter dem Titel „Über Pflege, Dokumentation und Menschenwürde“ konstruktiv, kritisch und auch satirisch über das nachdenkt, was in Menschen abläuft, wenn ihnen „berufsmäßige“ Zuwendung in der Pflege zuteil wird.
Den jungen Menschen war die Betroffenheit deutlich anzumerken und bei dem Gespräch mit den Gästen mussten sie erst ein gutes Stück Befangenheit abarbeiten. Sicher werden sie aber in ihrer künftigen Berufstätigkeit manches Mal an die Begegnung mit Wolfgang Döring und Vera Maaß zurückdenken und sich immer wieder bewusst machen, dass sie nicht „an“ Klienten und Klientinnen arbeiten, sondern dass sie es bei ihrem Tun stets mit Menschen zu tun haben, die – genau wie sie selbst – Gefühle empfinden und eine unverlierbare Würde besitzen. WE