Halleluja hinter Mauern - Superintendent Montanus feiert Gottesdienst in der JVA Gelsenkirchen

Gelsenkirchen - „Ich bin emotional berührt, weil ich so freundlich, ja: herzlich aufgenommen worden bin“, sagt Heiner Montanus. Der Superintendent des Ev. Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid feierte zum ersten Mal Gottesdienste in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen und war sichtlich beeindruckt.

Superintendent Heiner Montanus (l.) feierte auf Einladung von Gefängnispfarrerin Schart (r.) zusammen mit den Frauen und Männern der JVA Gottesdienst in der anstaltseigenen Frauenkirche.

„Ich bin einer Gemeinde begegnet, die mitmacht. Ob die Chöre mit dem Singen, die Lektoren bei den Lesungen oder beim Gemeindegesang; die Menschen haben mich spüren lassen, dass sie etwas von mir, vom Gottesdienst, von Gott erwarten. Einige sind selbst emotional angerührt und zeigen das auch.“

Immer samstags um 10 Uhr und um 11.15 Uhr finden die beiden Gottesdienste in der anstaltseigenen Frauen- bzw. Männerkirche statt. Rund 30 Frauen und ebenso viele Männer verschiedener Nationalitäten feiern, beten und singen dann jeweils getrennt in ihrem Gottesdienst. Nicht nur evangelische und katholische Christen besuchen die Gottesdienste, auch orthodoxe, muslimische und sogar atheistische Männer und Frauen nehmen daran teil und beteiligen sich an dem Angebot der Gefängnisseelsorge.

„Die Gottesdienste am Samstag sind für die Inhaftierten das Highlight am Wochenende“, erklärt Susanne Schart. Die Gefängnispfarrerin ist seit sechs Monaten in der JVA tätig und betreut zusammen mit ihrer katholischen Kollegin Maria Mauch rund 440 Männer in der Strafhaft und ca. 170 Frauen in Untersuchungs- und Strafhaft sowie im Offenen Vollzug.

„Ich freue mich sehr, dass wir den Superintendenten gewinnen konnten, Gottesdienst mit uns zu feiern“, sagt die Seelsorgerin, denn der lebendige und interaktive Gottesdienst sei für die Gefangenen etwas Besonderes gewesen. Anstelle der klassischen Predigt nahm Montanus die interessierte Gemeinde mit Hilfe des sogenannten Bibliologs mit auf eine Reise in die Lebenswelt des alttestamentlichen Propheten Jeremia. Mit dieser kreativen Methode zur interaktiven Auslegung biblischer Texte konnte Montanus, der schon während seiner Zeit als Gemeindepfarrer im Ev. Kirchenkreis Siegen Kontakt zu der dortigen JVA hatte, das Interesse der Gemeinde sofort wecken

„Die Frauen und Männer waren sehr aufmerksam und beteiligten sich aktiv“, resümiert der Theologe erfreut. „Ich hatte nie das Gefühl, dass die Gemeindeglieder nicht bei der Sache sind.“ Auch die Inhaftierten waren begeistert und honorierten anschließend den Gottesdienst mit großem Applaus. „Nach dieser durchweg positiven Rückmeldung hoffe ich sehr“, so Pfarrerin Schart,dass der Superintendent uns bald wieder auf eine biblische Reise mitnimmt.“                    sue

Foto: JVA Gelsenkirchen