Immerhin ist dieses Gotteshaus, direkt gegenüber des Eingangs zum Gelsenkirchener Zoo gelegen, die älteste evangelische Kirche Gelsenkirchens. Sodann aber auch die bittere Feststellung: „Aktuell haben wir für die Kirche keinen Bedarf.“
Was also lässt sich tun? „Wie gehen wir mit baulichen Beständen um?“ Schließlich seien Kirchen Sehnsuchtsorte für die verlorene Einheit von Mensch und Kosmos, betonte Prof. Achim Pfeiffer, der das Projekt „Bauen im Bestand“ an der FH Dortmund leitete. Keine Denkmalschutzvorgaben, keine Beschränkungen der Fantasie. Die Studierenden durften ihren Ideen und Vorstellungen von neu genutztem Kirchenraum in direkter Nachbarschaft zum Zoo freien Lauf lassen. Mit überraschenden Ergebnissen!
„Neues Leben in der „Kirche“: Bei einer Veranstaltung in der, in der Rokoko-Zeit erbauten, Bleckkirche wurden sie vorgestellt. 13 Entwürfe zeigten die äußerst fantasievollen Ideen, die Studierende in diesem Projekt entwickelten: Eine Kirche als Pflanzenherberge, oder ein moderner Glasanbau, der das Gotteshaus zum Zoo hin öffnet. Auch eine einzigartig gestaltete Dorfsituation, die das Gemeinschaftserlebnis kurzerhand aufs Dach des Gotteshauses verlegt, war mit dabei. Mindestens ebenso ungewöhnlich der Entwurf „Kirchen Nester“. Frei im Raum hängende Vogelnester, die den Kirchraum neu besiedeln. Die Nachbarschaft zum Zoo war hier sicherlich auch ideenstiftend. Und auch eine Nutzung als Hostel oder auch als Gastronomiebetrieb dabei. Allesamt tolle Entwürfe! Zwei der an diesem Projekt beteiligten Studentinnen waren an diesem Abend bei der Vorstellung in Gelsenkirchen anwesend.
Mögen die insgesamt außergewöhnlichen Umnutzungsideen der ehrwürdigen Bleckkirche nun einen Denkprozess der Verantwortlichen im Kirchenkreis anstoßen. Denn bisher gibt es noch keinerlei konkrete Vorstellungen dazu, was mit der Bleckkirche zukünftig geschehen soll, was inhaltlich an Neuem denkbar wäre. Dabei gilt es, wie wohl bei jeder Kirchenumnutzung, das Alte mit Neuem harmonisch zu verbinden. So machte Dr. Ulrich Althöfer, Kulturhistoriker der Evangelischen Kirche von Westfalen, auf die überragende Bedeutung der Bleckkirche, insbesondere des vielleicht in ganz Deutschland einzigartigen Altars aufmerksam. In der auf die Ideenvorstellung folgenden Diskussion wurden in einer angeregten Atmosphäre die außergewöhnlichen Entwürfe der Studierenden noch einmal intensiv begutachtet. „Kirchliches Gebäude im Ruhestand trifft auf junge Ideen“ – so vom Superintendenten zusammengefasst, zeigt sich vielleicht die Chance, die sich mit diesem Studierendenprojekt für die Bleckkirche als zukünftige Nutzung ergeben könnte.
Text: Frauke Haardt-Radzik
Fotos: Cornelia Fischer