GELSENKIRCHEN – „Ich will schauen, wie das Leben hier tickt“, meinte Andrea Neß im Blick auf ihre neue Aufgabe als Pfarrerin im Entsendungsdienst. Geboren und aufgewachsen als Älteste von vier Geschwistern im Sauerländischen Lüdenscheid, hatte die 31-jährige das Ruhrgebiet nie gesehen. Und so kam sie sich schon etwas fremd vor, als sie 2005 ihr Vikariat in der Evangelischen Kirchengemeinde Resse begann. Aber schnell lernte sie die neue Welt zwischen Bergbausiedlung und Taubenzüchterverein schätzen und lieben. Gefragt nach ihrem Eindruck vom Ruhrgebiet, antwortete Neß entschieden: „Na, ich bleib’ ja hier!“
Und dabei hat Andrea Neß schon einiges von Deutschland gesehen. Nach ihrem Abitur 1996 leistete sie in Bethel ein Soziales Jahr. Gern blickt sie auf diese Zeit zurück: „Im Miteinander habe ich die Menschen schätzen gelernt. Ich war beeindruckt, wie viele Gesangbuchlieder und Gebete gerade die Älteren auswendig konnten.“ Unter diesem Eindruck begann sie ihr Studium der Evangelischen Theologie 1997 an der Kirchlichen Hochschule Bethel. Im Sommer 1999 zog es sie dann nach Heidelberg. Hier entwickelte sie eine Vorliebe für das Fach Kirchengeschichte. Ihrem musikalischen Hobby – Neß singt gerne und spielt Klavier – gab sie hier eine theoretische Grundlage, indem sie auch den Studiengang Musikwissenschaft belegte.
Nach ihrem Vikariat bleibt Pfarrerin Neß dem Kirchenkreis erhalten. Seit 1. Mai versieht sie in der Evangelischen Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Horst 50 Prozent ihres Entsendungsdienstes. Sie betreut einen Teilbezirk seelsorgerlich, hält regelmäßig Gottesdienste und steht in Kontakt zur Grundschule am Schloss Horst. Weitere 25 Prozent ihres Dienstes widmet sie Erwerbslosenprojekten im Industrie- und Sozialpfarramt.
„Mich interessieren die Menschen, und das sind total unterschiedliche Menschen“, bemerkte Pfarrerin Neß. Im Blick auf ihren Verkündigungsauftrag hielt sie fest: „Ich finde es spannend zu schauen, wie ich die Botschaft des Evangeliums in das konkrete Leben jedes und jeder einzelnen übersetzen kann. Ich will nichts Totes und Vergangenes verkündigen, sondern zeigen, dass Gott im konkreten Leben spürbar werden kann.“ DB