GELSENKIRCHEN – Als Pfarrer Michael Grimm in sein Amt in der Evangelischen Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Horst eingeführt wurde, fragten ihn auswärtige Freunde mit Blick auf die zahlreichen Helfer: „Woher hast du die vielen Männer?“ „Die gehören zum Abendkreis“, war seine Antwort.
Den Abendkreis der Männer gibt es in Horst seit 25 Jahren. Eine Hand voll Männer tat sich am 13. Januar 1984 zusammen. Sie wollten es den Frauen der Gemeinde gleichtun, denn ein Abendkreis der Frauenhilfe Horst-Süd war acht Jahre zuvor gegründet worden. „Die Männer pochten auf Gleichberechtigung“, erinnerte sich Ursula Sgodda, die Leiterin des Abendkreises der Frauenhilfe.
So ging es denn los. „Ein Rentner, zwei Katholiken, sechs Raucher, vier Männer, die schon lange keine Kirche mehr von innen gesehen hatten, und ein ehemaliger Presbyter gründeten den Männerkreis“, berichtete bei der Jubiläumsfeier am 18. Januar Klaus Paßfeld, der jetzige Leiter der Gruppe. Pfarrer i.R. Ernst Klein wies auf das mögliche Erfolgsrezept hin: „Der Abendkreis ist aus eigener Initiative entstanden. Es gab und gibt keinen Vorstand und keine Satzung.“ Wohl aber Ziele: Der Abendkreis soll nach allen Seiten offen bleiben; jeder kann unabhängig vom Alter und von der Konfession mitmachen. Der Abendkreis ist ein integrierter Teil der Kirchengemeinde. Und jeder Teilnehmer soll sich in die Gestaltung der Abende einbringen.
Bis heute treffen sich die Männer alle zwei Wochen freitags. Gesellschaftliche, politische und kirchliche Themen standen bisher auf der Tagesordnung. Die Geschichte Polens, das Betreuungsrecht, die Gefängnisseelsorge oder Israel waren nur einige der Themen, mit denen man sich im Laufe der Jahre beschäftigte. Zu Gast war, neben Pfarrerinnen und Pfarrern der Gemeinde und des Kirchenkreises, auch ein Militärseelsorger, der über die Lage im Kosovo berichtete.
Natürlich wussten die Männer auch zu feiern. Grill- und Spielabende sowie Geburtstagsfeiern standen ebenso auf der Tagesordnung wie die Vorbereitung des alljährlichen Gemeindekarnevals.
Heute hat der Männerkreis 19 Mitglieder. Paßfeld resümierte: „Jetzt gehören zu uns elf Rentner, ein katholischer Bruder, keine Raucher, der Gottesdienst ist für uns längst nichts Fremdes mehr und Presbyter aus dem Abendkreis machen richtig Karriere.“ DB