GELSENKIRCHEN – Im Jahr 2030 werden die Evangelischen wahrscheinlich rund 28 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Gelsenkirchen ausmachen. Das geht aus einem Zahlenwerk hervor, das Pfarrer Ulrich Brockhoff-Ferda der Synode des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid im Juni vorgelegt hat.
Danach verliert der Kirchenkreis bis 2030 rund ein Drittel seiner Mitglieder (2007: 105.504/ 2030: 68.150). Entsprechend wird auch die Kirchensteuerzuweisung sinken.
Neben der Prognose für die Jahre bis 2030 gibt die Statistik wichtige Einblicke in die derzeitige Situation. Von den 105.504 Evangelischen im Kirchenkreis sind 4.915 Kinder (bis einschließlich 9 Jahre), 10.143 sind 10 bis 19 Jahre alt, 11.521 sind 20-29 Jahre alt, 27.349 sind 30 bis 49 Jahre alt und 51.576 sind 50 Jahre und älter. Anders gesagt: Die Generation 50+ macht schon jetzt 49 Prozent aller Mitglieder der Evangelischen Kirche in GE und WAT aus. Diese Zahl wird bis 2030 auf 54 Prozent steigen. Zugleich sinkt der Anteil der Kinder und Jugendlichen (0 bis einschließlich 19 Jahre) von jetzt 14 auf 11 Prozent. Der Kirchenkreis wird also deutlich älter.
Interessant ist auch ein Blick auf die Anteile der jungen Evangelischen an der Gesamtbevölkerung: Während in Norden Gelsenkirchens die unter 20-jährigen Kirchenmitglieder 31 Prozent ihrer Altersgruppe ausmachen, sind es im Süden nur 22 Prozent (für Wattenscheid liegen entsprechende Vergleichszahlen nicht vor). Bis 2030, so die aktuellen Prognosen, wird sich der Unterschied zwischen Nord und Süd weiter vergrößern. Dazu Brockhoff-Ferda: „Bestimmte Wohnbereiche nördlich des Kanals sind für evangelische Gemeindglieder, besonders jüngere (mobilere?) und solche mit Kindern und Jugendlichen, besonders attraktiv.“ KB
Zum Hintergrund
Pfarrer Ulrich Brockhoff-Ferda ist mit halbem Dienstumfang für den Arbeitsbereich „Gemeindeberatung“ des Kirchenkreises zuständig. Beim Vergleich der Bevölkerungsanteile orientierte er sich an den Prognosen der Stadt Gelsenkirchen. Dazu schreibt er:
„Eine Bevölkerungsprognose ist keine ‚Wahrsagerei’, sondern die nach allgemein anerkannten Regeln durchgeführte Fortschreibung eines Anfangszustands. Eine derartige Prognose kann niemals überraschende Veränderungen ankündigen (etwa die Öffnung der Grenzen in Europa ab 1989). Sie erbringt dann und nur dann einigermaßen zutreffende Ergebnisse, wenn die Rahmenbedingungen stabil bleiben. Biologische Faktoren wie die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Frau oder die Sterbewahrscheinlichkeit sind allerdings über die Jahre ziemlich konstant. Nach der Auffassung der Stadtverwaltung Gelsenkirchen stellen diese den Hauptimpuls bei der Bevölkerungsentwicklung dar. Die Stadt rechnet deshalb ihre Bevölkerungsprognosen nur anhand der biologischen Faktoren ohne Berücksichtigung von Wanderungen. Die so ermittelten Zahlen sind in der Regel höher als die tatsächlich eintretenden, aber deshalb nicht etwa unbrauchbar. Sie markieren vielmehr eine Obergrenze, die sehr wahrscheinlich nicht überschritten wird. Für die meisten städtischen Infrastrukturplanungen ist es ausreichend, diese Obergrenze zu kennen. Das Land NRW (www.it.nrw.de) versucht demgegenüber, bei seinen Prognosen die Wanderungen einzubeziehen.“