„Ich begrüße Sie alle zum heutigen Trauergottesdienst.“ Mit diesen Worten begann Pfarramtskollege Dieter Eilert eine launige Begrüßung zu Beginn des Gottesdienstes. Traurig seien sie schon, die Amtskolleginnen und Kollegen aus der Apostelgemeinde, dass er, Pfarrer Rosinski, mit dem heutigen Tag aus seinem Amt als langjähriger Gemeindepfarrer nun ausscheiden wird. Doch ein Trauergottesdienst wurde es natürlich nicht. „Damit hat mich Dieter Eilert tatsächlich überrascht. Aber diese Art miteinander umzugehen war und ist typisch für uns im Pastoralteam“, freut sich der scheidende Pfarrer. „Ich hab mich gefreut, dass die Kirche so voll war, viele Besucher und Besucherinnen hatte ich schon lange nicht mehr gesehen!“
Fröhlich und festlich, so die Stimmung beim Gottesdienst zur Entpflichtung des Gemeindepfarrers. „Geh aus mein Herz und suche Freud“, mit diesem Lied von Paul Gerhardt stimmte auch die Gemeinde vielstimmig ein. Und mit einem flotten Boogie Woogie, Every time I feel the spirit, ging es mit den Chören und Kreiskantor Andreas Fröhling am Piano schwungvoll weiter. Gern hätte Pfarrer Rosinski wohl auch diesmal mitgesungen.
„Nach der Entpflichtung ist Schluss mit diesem Leben. Dann gibt’s ein Davor und ein Danach.“ Mit diesen Worten ging er in seiner Predigt auf die Verabschiedung und das nun folgende hoffentlich lange Danach ein. „Davor - danach. Im Kirchenjahr befinden wir uns auch dazwischen. Wie immer - Ostern, erst fünf Wochen sind vergangen, dass wir die Auferstehung Jesu von den Toten feierten, in zwei Wochen begehen wir das Pfingstfest. Jesus – seit seiner Himmelfahrt bei Gott – schickt uns den Heiligen Geist. Und der stärkt uns, gibt Kraft, Trost und Mut. - Gott sei Dank.“ An diesem Sonntag, Rogate, steht das Beten im Mittelpunkt, so auch in Rosinkis Predigt: „Alle machen`s! Ja. Wirklich alle. Schon kleine Menschen beginnen damit. Manche schwören darauf, andere lachen verbittert, weil`s ja doch nichts hilft. Genau. - Das Beten.“ Dies lasse sich erlernen, in der Familie, der Tageseinrichtung, oder in der Schule.
„Und wenn nicht da, lehrt uns das Leben, oft die Not das Beten. In den vielen Situationen, die wir allein nicht in den Griff bekommen, die uns aus dem Ruder laufen, also die ganz normalen alltäglichen Ereignisse in unserem menschlichen Leben, erfahren wir dies. Jedes „Gott sei Dank“, jedes „Achgottachgott“ ein Gebet, ein Seufzer, eine Klage, ein Danke.“
Und gerade in dieser aktuellen Zeit, wo es eher Deal statt Barmherzigkeit, Krieg statt Verständnis, Ausbeutung statt Bewahrung, Gewinn statt Teilen heißt, soll Beten helfen? „Gott – so glaube ich - steht immer mit offenen Armen da und er hört. Hört mir zu. Beten hilft. Immer. „Da hilft nur noch Beten“ meint zum einen mein Eingeständnis, dass ich nicht alleine aus mir heraus in der Lage bin, eine Situation zu lösen. „Da hilft nur Beten“ meint aber vielmehr und ganz besonders meine Zuversicht, dass Veränderung nur mit der Unterstützung des Heiligen Geistes möglich sein wird und nur so sein kann“, bekräftigte der nun scheidende Gemeindepfarrer in seiner letzten Predigt in der Nicolai-Kirche.
Die fröhliche Stimmung dieses Gottesdienstes spiegelte sich auch in den Worten des Superintendenten, Heiner Montanus, an und über Rainer Rosinski. Er sei ein stets zuversichtlicher und anpackender Pfarrer gewesen: „Kirche ist für die Schwachen da, und die hast du hier in Ückendorf reichlich getroffen!“ Nun sei es für ihn sicher auch schön, im Chor und im Posaunenchor weiter mitzumachen, einfach so, ohne den Ton angeben zu müssen.
In der dann folgenden feierlichen Entpflichtung im großen Kreis gaben viele der bisherigen Wegbegleiter*innen dem scheidenden Kollegen persönliche Worte mit auf den Weg. Und auch wenn Rainer Rosinski hier nun eine Lücke hinterlässt, denn seine Pfarrstelle wird nicht wieder neu besetzt, geht er mit einem guten Gefühl in den Ruhestand: „Wir sind hier schon seit längerem ein gut eingespieltes Interpastorales Team. Alle sind bereits in der Gemeinde bekannt und da wird es gut weitergehen.“
Sein zukünftiger Weg wird ihn nun häufiger als bisher gemeinsam mit seiner Ehefrau nach Ostfriesland führen, auch, wenn er nach wie vor in Gelsenkirchen wohnen bleiben wird. FHR
Text und Fotos: Frauke Haardt-Radzik