Gedenkfeier in Gelsenkirchen erinnert an die Opfer der NS-Zeit

Gelsenkirchen – Am 27. Januar 2025 jährte sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum 80. Mal. Aus diesem Anlass fand in der neuen Synagoge Gelsenkirchen eine Gedenkfeier statt, bei der der Millionen Opfer des nationalsozialistischen Regimes gedacht wurde.

Slava Pasku, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen.

Vertreter der Jugendgruppe Chesed zeigten ein Video der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gelsenkirchen e. V. und dem Verein Neue Synagoge e. V. organisiert. Das Interesse war groß, der Saal vollbesetzt. Musikalisch<s> </s>begleitet wurde die Veranstaltung von Viktoria Sarazinski.

Eindrücklicher Auftakt

Die Gedenkfeier wurde durch Slava Pasku, den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, eröffnet. Im Anschluss hielt Oberbürgermeisterin Karin Welge ein eindringliches Grußwort. Sie erinnerte daran, wie wichtig es sei, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, um Parallelen zu heutigen Entwicklungen zu erkennen. Sie warnte vor der Gefahr antidemokratischer Kräfte und betonte: „Es ist wichtig, den Unterschied zwischen menschlich und nicht-menschlich zu erkennen. Zu wissen, was passiert, wenn Hetze und Lüge akzeptiert werden. Das zu verhindern, die Normalisierung des Rechtsextremen zu verhindern – das ist unser aller Aufgabe.“ Ihr Appell, die gesamte Gesellschaft in den Kampf gegen Hass und Hetze einzubinden, fand großen Anklang bei den Anwesenden.

Stimme der Jugend: TikTok, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus

Einen eindrucksvollen Redebeitrag leistete ein Vertreter der Jugendgruppe Chesed der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. Er thematisierten die zunehmende Fremdenfeindlichkeit, den wachsenden Hass und Antisemitismus in den sozialen Medien, insbesondere auf der Plattform TikTok. Gezeigt wurde ein Video der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, in dem sie eindringlich die Parallelen zwischen den Anfängen des Nationalsozialismus und den heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen aufzeigte.

Erinnerungen an Ruth Klüger

Dr. Aurica Jax hielt einen Vortrag über das Leben und Werk der Schriftstellerin und Holocaust-Überlebenden Ruth Klüger (1931-2020). Besonders beleuchtet wurde ihre 1992 erschienene Autobiografie „Weiter leben. Eine Jugend“. Dr. Jax nahm zudem Bezug auf Ruth Klügers Rede im Bundestag am 27. Januar 2016. Klüger hatte der Einladung nur zugestimmt, weil Deutschland seine Grenzen für Geflüchtete geöffnet hatte. Sie lobte Deutschland für seinen Umgang mit der Flüchtlingsfrage und sagte: "Dieses Land, das vor achtzig Jahren für die schlimmsten Verbrechen des Jahrhunderts verantwortlich war, hat heute den Beifall der Welt gewonnen – dank seiner geöffneten Grenzen und der Großherzigkeit, mit der Sie syrische und andere Flüchtlinge aufgenommen haben."

Kantor Stanislav Krasnokutskiy schloss die Gedenkfeier mit dem Gebet „El male Rachamim“ für die ermordeten Jüd*innen Europas.

Die Veranstaltung in der Synagoge war ein eindringlicher Appell, Verantwortung zu übernehmen und aktiv gegen Hass, Diskriminierung und Antisemitismus einzutreten.

KO