Friedhofsführung mit den Maxikindern des Ev. Familienzentrum Harkortstraße

Wattenscheid – Gras wegpusten, ein ausgehobenes Grab bestaunen, Honig naschen. All das und mehr erlebten die Maxikinder des Ev. Familienzentrums Harkortstraße kürzlich auf dem Ev. Friedhof in Wattenscheid.

Friedhofsleiter Holger Sense (l.) erklärte den Maxikindern das Grab des kleinen Dante. Mit dem dazugehörigen Sandkasten ist es wohl das bunteste auf dem Gelände.

Die kleinen Entdecker*innen hatten viel Spaß beim ausprobieren des Laubbläsers.

Biologin Beate Groth-Thiem erklärte den Kindern im "offenen Klassenzimmer" die Tier- und Pflanzenwelt auf dem Friedhof.

Highlight zum Abschluss: Es durfte frischer Honig aus der Wabe genascht werden.

Gemeinsam mit ihren betreuenden Kindergärtnerinnen, Katja Kopp-Owerdieck und Andrea Stas, hatten die 15 Kinder die Möglichkeit, den Friedhof, der direkt an den Außenspielbereich des Familienzentrums angrenzt, zu entdecken. Die Aktion ermöglichte eine spielerische Annäherung an die Natur und die Bedeutung des Friedhofs als Ort des Gedenkens und der Ruhe – und der biologischen Vielfalt. Zudem war es eine einzigartige Gelegenheit, die Themen Tod und Trauer und die damit verbundenen Rituale kennenzulernen. Der Rundgang über den Friedhof begann mit einem Besuch der von den Kindern gepflanzten Bäume, die eine symbolische Verbindung zwischen der Kita und dem Friedhof darstellen. Von dort ging es zu dem vielleicht außergewöhnlichsten Grab auf dem Gelände: Spielzeug, bunt bemalte Steine, ein Regenbogen und ein Sandkasten finden sich auf der Ruhestätte des kleinen Dante: ein Wunsch seiner Eltern. Holger Sense, Leiter des Ev. Friedhofs in Wattenscheid, erklärte den Kindern dabei einfühlsam die Bedeutung und Gestaltung des Grabes.

Aber auch Arbeit gehört zum Alltag auf dem Friedhof. Die jungen Entdecker*innen bekamen daher die Möglichkeit, große wie kleine Arbeitsgeräte zu bestaunen. Während der große Bagger nur angeschaut werden konnte, durften die Kinder den elektrischen Laubbläser einmal selbst bedienen und bekamen erklärt, wofür die verschiedenen Geräte auf dem Friedhof benötigt werden. Holger Sense führte die Kinder zu einem kürzlich mit dem Bagger ausgehobenen Grab und erklärte ihnen den Ablauf einer Beerdigung. Neugier aber auch Ehrfurcht vor der tief ausgehobenen Grabstätte war den Kindern anzumerken. Es sei aber wichtig, den Umgang mit Tod und Trauer nicht zu tabuisieren, sondern offen damit umzugehen und Fragen zu klären, so Holger Sense.

Dass neben dem Tod auch das Leben in verschiedenen Formen gehört, konnten die Kinder im Anschluss im „offenen Klassenzimmer“ mit Biologin Beate Groth-Thiem lernen. Hier hatten die Kinder die Möglichkeit, verschiedene Pflanzen, Blätter und Pilze zu betrachten und anzufassen und lernten etwas über die Flora und Fauna auf dem Friedhof. „Es ist wichtig Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Friedhöfe nicht nur Orte des Gedenkens und der Ruhe sind, sondern auch eine bedeutende Rolle bei der Erhaltung der Biodiversität spielen. Sie bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten und tragen somit zur Aufrechterhaltung der ökologischen Vielfalt bei“, kommentierte Holger Sense. Aufgrund einer kleinen Untersuchung weiß er beispielsweise, dass es allein auf dem Wattenscheider Friedhof über 100 Nachtfalterarten gibt - darunter auch seltene und bedrohte.

„Wo steht denn der Sarg?“, „Was passiert bei einer Trauerfeier?“- In der Kapelle des Friedhofs beantwortete Holger Sense die Fragen jungen Besucher*innen einfühlsam und informativ und erläuterte den „typischen“ Ablauf einer Beerdigung. Der offene Umgang mit allen Fragen und Erlebnissen des Tages, soll den Kindern dabei helfen ihre Sozial- und Bildungskompetenzen zu entwickeln. Der Ausflug sollte nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch das Verständnis für verschiedene Lebensbereiche fördern.Zum Abschluss gab es dann noch ein besonderes Highlight: Beim Besuch der Bienenstöcke durfte frischer Honig direkt aus der Wabe probiert werden. Eine kleine Besucherin fasste den Ausflug mit Holger Sense kurz zusammen: „Heute war ein schöner Tag mit dir!“.

 

Fotos: Cornelia Fischer
Text: Katrin Oelbracht