Evangelischer Kirchenkreis erhält Klima-Preis für nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung

Bleckkirche ist Teil des „Schwammstadt“-Projekts – Vorbildfunktion für Gelsenkirchen

Gelsenkirchen. Ein nachhaltiges Projekt des evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen wurde mit dem „Wasser-Zeichen“-Preis ausgezeichnet. Dieser wird von der Zukunftsinitiative „Klima-Werk“ verliehen und prämiert den vorbildlichen Umgang mit Regenwasser. Die Bleckkirche im Stadtteil Bismarck steht im Mittelpunkt des ausgezeichneten Projekts, das nicht nur den Umweltschutz stärkt, sondern auch zur klimatischen Entlastung beiträgt.

"Unsere Bleckkirche dient der Schöpfung", so Superintendent Heiner Montanus.

Über 100 Auszeichnungen bereits vergeben

Das „Wasser-Zeichen“ wurde in den letzten Jahren bereits über 100-mal verliehen. Die Initiative, der neben der Emschergenossenschaft auch 17 Kommunen der Region angehören, hat in diesem Rahmen etwa 500 Projekte zur naturnahen Regenwasserbewirtschaftung umgesetzt. Andrea Rickers von der Emschergenossenschaft betonte: „Eigentlich hätten sie alle diese Auszeichnung verdient.“

Das Ziel dieser Projekte: Städte wie Gelsenkirchen sollen zur „Schwammstadt“ werden, in der Regenwasser nicht mehr in die Kanalisation, sondern zurück in den natürlichen Wasserkreislauf geführt wird. Gerade in dicht bebauten Großstädten mit vielen versiegelten Flächen sei das wichtig, so Andreas Giga von „Klima-Werk“.

Neues Regenwassermanagement an der Bleckkirche

Doch was genau wurde an der Bleckkirche verändert? Das Regenwasser, das bisher in die Kanalisation geleitet wurde, fließt nun auf eine umliegende Grünfläche, wo es in zwei großflächigen Mulden und darunterliegenden Rigolen aufgefangen wird. Diese Flächen dienen künftig als Überflutungsflächen, in denen das Wasser versickern kann.

Sascha Potrafke, Architekt des Kirchenkreises, erklärte: „Wir haben neun Monate Arbeit in die Planung und Umsetzung gesteckt.“ Rund 45.000 Euro wurden investiert, davon 20.000 Euro von der Emschergenossenschaft gefördert. Nun sollen weitere Liegenschaften des Kirchenkreises auf ähnliche Maßnahmen geprüft werden.

Stadt Gelsenkirchen unterstützt das Projekt

Auch die Stadt Gelsenkirchen war beteiligt: Eine Grünfläche, die teils im Besitz der Stadt ist, wurde dem Kirchenkreis für das Projekt zur Verfügung gestellt. Tobias Unterbäumer, zuständiger Sachgebietsleiter bei der AGG Gelsenkanal, sagte: „Wir unterstützen das Projekt und alle Menschen, die sich dafür engagieren wollen.“


Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel

Trotz der begrenzten Wirkung einer Einzelmaßnahme betonte Andreas Giga, dass viele kleine Projekte zusammen eine große Veränderung bewirken können. Preisverleihungen wie diese sollen zudem andere Immobilieneigentümer ermutigen, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen.


Historischer Rückblick: Wasser und die Bleckkirche

Die Bleckkirche hat eine besondere Verbindung zum Wasser: Schon 1735, als Johann Hermann Franz Graf von Nesselrode nur widerwillig die Kirche für seine evangelischen Untertanen bauen ließ, war der Standort am „Bleck“ – einer sandigen Erhebung – bekannt für häufige Überschwemmungen. „Die evangelischen Gläubigen bekamen nasse Füße, aber keine kalten und freuten sich, endlich einen Ort zu haben, an dem sie öffentlich Gottesdienst feiern konnten“ so erinnert Superintendent Montanus an die Geschichte des Ortes.

Heute, fast 300 Jahre später, hat das Wasser an der Bleckkirche eine neue Bedeutung: Es wird nicht mehr als Last, sondern als Ressource und Zeichen des Wandels betrachtet. „Und wären die Frauen und Männer von damals heute dabei und würden das Wasser.Zeichen sehen, würden sie wahrscheinlich fröhlich lächeln. Und feststellen: Was anfangs als kleine Bosheit gedacht war, wandelt sich zum Segen. Unsere Bleckkirche dient der Schöpfung, so Montanus.

Mit der Auszeichnung des „Wasser.Zeichen“-Preises trägt die Bleckkirche nicht nur zur Bewältigung des Klimawandels bei, sondern zeigt auch, dass nachhaltige Maßnahmen oft tief in die Geschichte eines Ortes verwurzelt sind – ein Zeichen des Wandels im Einklang mit der Schöpfung.

JP