Etwas fürs Leben lernen

Auf den Evangelischen Ferienfreizeiten machen Kinder und Jugendliche viele neue Erfahrungen

Eine Gruppe von Jugendlichen hat Spaß am Strand von Le Grau de Roi in Südfrankreich: Um im Sand zu buddeln, ist man schließlich nie zu alt.

Auch am Abend lässt es sich am Strand gut aushalten. Hier verbringt eine Gruppe der Evangelische Jugend Höntrop zwei Wochen Ferien. FOTOS: PRIVAT

GELSENKIRCHEN UND WATTENSCHEID – „Eltern machen Urlaub, um sich zu erholen, Kinder fahren auf Freizeiten, um etwas fürs Leben zu lernen.“ Barbara Eggers, Jugendreferentin im Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid, bringt damit auf den Punkt, was sie und ihre Kolleginnen und Kollegen der Kinder- und Jugendarbeit jedes Jahr aufs Neue beobachten. „Während der Freizeiten machen viele Kinder und Jugendliche ganz neue Erfahrungen und werden selbstständiger. Dazu gehört zum Beispiel, seine Sachen selbst in Ordnung zu halten, den Tisch mit abzuräumen und mit anderen auf dem Zimmer klarzukommen. Man merkt, dass sie in diesem sozialen Miteinander viel dazulernen.“

In diesem Jahr führen die Sommerfreizeiten der Evangelischen Jugenden im Kirchenkreis nach Borkum, Preußisch Oldendorf, Dänemark, Großbritannien, Frankreich und Kroatien. Sie haben gemeinsam, dass neben den Lektionen fürs Leben der Spaß nicht zu kurz kommt und von den Betreuenden ein abwechslungsreiches Ferienprogramm auf die Beine gestellt wird. Am schnellsten ausgebucht war in diesem Jahr die Fahrt nach Frankreich der Evangelischen Jugend Höntrop. „Mundpropaganda ist die beste Werbung“, so Eggers. Sie vermutet, dass zu dem Erfolg das Ergebnis des Video-Workshops beigetragen hat, der im letzten Jahr veranstaltet wurde. Die Jugendlichen produzierten ein Video, das Eltern, Familien und Freunde darüber ins Bild setzte, was sie im französischen Le Grau de Roi erlebten – und was die Daheimgebliebene alles verpassten.

Häufig treffen Familien „kurz vor Schluss“, also kurz vor oder während der Sommerferien, die Entscheidung, ob sie ihr Kind auf eine Freizeit schicken. Das sei für die Familien auch eine Kostenfrage, vor allem wenn die Freizeit zusätzlich zu dem Familienurlaub finanziert werden soll, gibt Eggers zu Bedenken. Sie hat in den vielen Jahren als Jugendreferentin beobachtet, welche Faktoren die Entscheidung noch beeinflussen: „Es gibt verschiedene Gründe, warum Eltern ihre Kinder nicht gerne für 14 Tage verreisen lassen möchten. Die einen möchten sie einfach nicht entbehren, während andere sich große Sorgen machen, wenn sie nicht selbst bei ihrem Kind sein können.“ Dies treffe vor allem dann zu, wenn Kinder und Jugendliche Allergien oder Krankheiten mitbringen, die die Vergabe von Medikamenten erfordern.

Für Eltern, die unsicher sind, ob eine Freizeit das richtige Ferienformat für ihre Kinder ist, hat Eggers den Tipp, zuerst im Kleinen anzufangen: „Ich empfehle dann, über das gesamte Jahr auf kurze Ferienangebote zu achten. Eine Gruppenfahrt zu einem Ponyhof oder zur Freizeitstätte nach Gahlen eignet sich sehr gut, um zu testen, ob eine Trennung für ein Wochenende klappt. Dorthin ist es nicht weit, falls ein Kind wegen Heimweh abgeholt werden möchte. Aber das kommt ganz selten vor.“ Und was ist ihr Rezept, wenn es dann doch ein Kind trifft? „Zuerst versuchen wir den Auslöser herauszufinden und schauen, ob wir ihn gemeinsam abstellen können. Wenn ein Kind sich mit den anderen auf dem Zimmer nicht versteht, reicht schon eine neue Konstellation. Ein Telefonat mit den Eltern ist oft nicht hilfreich, da die vertrauten Stimmen das Heimweh verstärken können“, weiß Eggers. „Am besten hilft, das Kind durch Beschäftigung abzulenken und durch Zuwendung aufzufangen.“