Ein großer Menschenfreund mit Leidenschaft für Schalke 04: Pfarrer Ernst-Martin Barth im Gottesdienst verabschiedet

Gelsenkirchen – „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, dieser Vers aus Psalm 31 nahm im Festgottesdienst zur Verabschiedung des Gemeindepfarrers Ernst-Martin Barth eine wichtige Rolle ein, drückt er doch gleichzeitig die Verzweiflung und die Zuversicht eines Gläubigen in schwierigen Zeiten aus.

Pfarrer Ernst-Martin Barth (l.) wurde von Superintendent Montanus (r.) entpflichtet.

Beim Abschiedsständchen durften auch die Schalke-Fähnchen nicht fehlen.

Ich habe fertig, Schicht im Schacht!“ Damit verabschiedete sich Ernst-Martin Barth im Gottesdienst von seiner Gemeinde.

Und Zeiten des Umbruchs werden nun auf die Gemeinde zukommen. Barths Stelle wird nicht neu besetzt, all die Aufgaben werden nun die anderen Pfarrkollegen in der Christus - Kirchengemeinde mit übernehmen, so gut es geht. Viele von Ihnen waren bei Barths Verabschiedung anwesend, und die Gemeindeglieder konnten sie nach dem Gottesdienst bei lockerem Zusammensein schon einmal ansprechen und kennenlernen.

Vieles hat Ernst-Martin Barth in seiner 40-jährigen Dienstzeit als Pfarrer an der Matthäuskirche angestoßen, mit aufgebaut: Die Gründung eines Trauercafés, Meditationsabende, Exerzitien, Klosterwochenenden und eine Reihe von Gemeindestudienreisen. Auch die neue KiTa Sonnenstrahl, direkt neben der Matthäuskirche errichtet, hat Barth mit auf den Weg gebracht.

Als Musikbegeisterter lag und liegt ihm die Kulturarbeit in der Matthäuskirche sehr am Herzen. Kek, Kunst entdeckt Kirche, ist seit nun schon 28 Jahren ein fester Bestandteil der kulturellen, musikalischen Arbeit der Matthäuskirche. Berührende Begegnungen mit Musikern, Künstlern, bei Instrumental- und Vokalkonzerten, in der besonderen Atmosphäre und hervorragenden Akustik der Matthäuskirche. Bei allem Umbruch und Neuanfang, den der Abschied nun mit sich bringen wird, Ernst-Martin Barth bleibt zunächst als 1. Vorsitzender dem Verein KeK erhalten.

Immer war er ein Pfarrer zum Anfassen. Das blieb er auch nach dem Zusammenschluss der vier Gemeinden Erle, Middelich, Resse und Resser Mark zur großen Christus-Kirchengemeinde-Buer. „Ich mache kein Online-Banking. Wenn ich hier zur Sparkasse gehe, komme ich automatisch mit den Menschen aus dem Stadtteil ins Gespräch.“ Doch zukünftig wird man ihn im Schlappenbereich, wie Barth es nennt, deutlich weniger sehen. „Unsere Kirche ist im Umbruch. Die Kollegen werden die Arbeit hier vor Ort aufteilen müssen.“

Auch Superintendent Heiner Montanus betonte in seinen Abschiedsworten: „Immer wieder war die Straße dein Raum der Begegnung gewesen. Du warst vor Ort, vor allem in Middelich und auf Schalke. Die Menschen erlebten einen Pfarrer, der zugewandt ist und zuhören kann. Mit der Arbeit auf Schalke hast du Menschen begleitet.“

Seelsorge war für den zweifachen Vater immer ein Schwerpunkt seiner Pfarrtätigkeit. „Wir müssen die Leute im Blick haben und behalten“. Überzeugt fügt Barth hinzu: „Kirche muss dahin gehen, wo die Menschen sind!“ Und das tat er dann auch, als er 2014 mit der halben Pfarrstelle seinen Dienst als Seelsorger in der Arena Kapelle des FC Schalke 04 antrat. Taufen, Trauungen, Gedenkfeiern für verstorbene Fans, Begleitung der „Herzenswünsche“ an Spieltagen. Die Liste ist lang und seit 2021 ist er zusätzlich im Ehrenrat des Vereins tätig.

„Sorget nicht um euer Leben“, sagt Jesus und blickt dabei über die sanften Hügel Galiläas.“ Barth ging in seiner Predigt auf die alltäglichen Sorgen und Nöte ein, die die Menschen bedrücken. „Martin Luther sagte mal: Du kannst nicht verhindern, dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Kopf fliegen. Aber dass sie Nester in deinen Haaren bauen, das kannst du schon verhindern.“  Doch wir würden eben auch spüren, dass unsere Kraft begrenzt ist und die Zukunft - eben auch in den kirchlichen Aufgaben - kein „Seelenbad“ sei. Wichtig sei, dass die Kirche auch zukünftig einladende Seelsorgeorte anbieten würde, solche, die als geistliche, christliche Orte klar erkennbar seien. „Und selbst in einem Fußballstadion, der Arena Auf Schalke“ gibt es einen Ort, einen „Raum der Seele“. Wo Menschen in ihren tiefsten Sorgen und Fragen erfahren, geliebt zu sein, „egal, wo du wechkommst!“

„Ich habe fertig, Schicht im Schacht!“ Damit verabschiedete sich Ernst-Martin Barth im Gottesdienst von seiner Gemeinde. Doch wie sang einst schon Trude Herr: Niemals geht man so ganz, und ganz müssen die Gelsenkirchener auch nicht auf ihn verzichten. Aufgaben wie Taufen, Trauungen in der Arena Kapelle auf Schalke übernimmt der 66-Jährige von nun an ehrenamtlich. Und im Ehrenrat von Schalke 04 wird er auch weiterhin vertreten sein. Zum Schluss gab’s dann Gänsehautmoment pur: Alle stimmten in der Matthäuskirche in das Lied ein, „Blau und weiß, wie lieb ich dich, Blau und weiß, verlass mich nicht“. Und hier und da wurden fröhlich kleine blau-weiße Fähnchen geschwenkt. Zum Abschied mit Wehmut und Zuversicht. FHR

 

Text: Frauke Haardt-Radzik

Fotos: Cornelia Fischer