GELSENKIRCHEN – In einem feierlichen Gottesdienst ist am vergangenen Freitag Pfarrer Heiner Montanus als Superintendent des Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid eingeführt worden. Gleichzeitig wurde Rüdiger Höcker von diesem Amt entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. Viele Ehrengäste begleiteten den Festgottesdienst in der Altstadtkirche, würdigten in ihren Grußworten Rüdiger Höcker, der dieses Amt seit 2004 bekleidete, und hießen Heiner Montanus herzlich willkommen.
Verantwortung, Möglichkeiten und Herausforderungen
In ihrer Ansprache zur Einführung von Superintendent Montanus sagte Präses Annette Kurschus: „Nun bist du seit 16 Tagen Superintendent. Du bekleidest ein Amt, das es in sich hat!“ Auf der einen Seite sei es ein Amt mit hoher Verantwortung und allerlei Möglichkeiten, auf der anderen ein Amt, in dem auch so manche Herausforderung stecke. Dies verdeutlichte die Präses, indem sie auf die vierte These der Theologischen Erklärung von Barmen verwies, in der es heißt: „Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.“ Kurschus stellte heraus, dass ein gleichberechtigtes Miteinander in der verfassten Kirche, in der es ohne Leitung nun mal nicht geht, erreicht werden könne: „Wem Macht und Leitungsverantwortung anvertraut sind, der soll diese zum Wohle aller wahrnehmen.“
Das Amt des Superintendenten sei eine Aufgabe, die unter den anderen hervorrage. „Es wird wichtig sein, dass du diese Position annimmst“, richtete sie sich an Montanus. „Christus sagt, echte Dienstgemeinschaft, in der keiner höher und keiner niedriger ist als die anderen, kann wirklich gelingen. Weil der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern diene. Da liegt der springende Punkt: Wir sind in der Kirche alle miteinander im Auftrag eines Herrn unterwegs. Er hat mit seinem Leben und seinem Sterben gezeigt: Wirkliche Macht haben diejenigen, die mit Achtung und Respekt auf andere blicken, die andere wahrnehmen und ernstnehmen.“
Abschied von einem Weggefährten
Frank Baranowski, Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen, blickte in seinem Grußwort auf die zurückliegenden zwölf Jahre zurück: „Das ist kein leichter Tag für mich“, richtete er das Wort direkt an Höcker, „weil ich mit Ihnen nicht nur einen geschätzten Gesprächs- und Verhandlungspartner verabschiede, sondern weil ich es auch als einen Abschied von einem Weggefährten empfinde.“ Beide hatten im Jahr 2004 ihren Dienst aufgenommen, mussten für die Stadt Gelsenkirchen gemeinsame Aufgaben bewältigen und sich verschiedenen herausfordernden Situationen stellen – beispielsweise den hohen Arbeitslosenzahlen und dem demographischen Wandel.
Diese machten es nötig, „kreative, aber auch mutige Entscheidungen zu treffen, die oft weh taten, um am Ende aber dazu beizutragen, den Kirchenkreis zukunftsfähig aufzustellen.“ Kirche sei auf lokaler Ebene nie von Politik zu trennen. Kirche stehe dafür, Verantwortung für eine Gemeinde und für ein Gemeinwesen zu übernehmen – das sei stets zu spüren gewesen. Dass dies auch in Zukunft so sein werde, ist sich Baranowski sicher. „Die gemeinsamen Herausforderungen gehen uns ja nicht aus: Bei großen Aufgaben ist es gut, Kirche und Diakonie an unserer Seite zu wissen“, sagte er und begrüßte Montanus in seinem Amt, den er auch als neuen politischen Akteur in Gelsenkirchen herzlich willkommen hieß.
Der Festgottesdienst wurde stimmungsvoll musikalisch umrahmt von Kreiskantor Andreas Fröhling, der Solistin Julia Hagemann sowie Andreas Roth an der Posaune. Der anschließende Empfang im Gemeindehaus gab allen Anwesenden die Möglichkeit, sich persönlich von Rüdiger Höcker zu verabschieden und Superintendenten Heiner Montanus zu begrüßen.