GELSENKIRCHEN – Eindrucksvoll sieht sie schon aus, nun klingt sie auch wieder so – die historische Orgel der Firma Seifert aus dem Jahr 1896 in der Evangelischen Kirche in Rotthausen.
Für mehr als 120 000 Euro ist sie in den vergangenen Monaten restauriert worden. Eine Summe von 42 000 Euro setzt sich vor allem aus Kleinspenden zusammen. „Wir sind von Tür zu Tür gegangen und haben die Leute direkt angesprochen und gefragt, ob sie etwas zum Erhalt der Orgel beitragen möchten. Und erstaunlich viele fühlten sich dem Instrument sehr stark verbunden“, erklärte Finanzkirchmeister Reiner Kudies.
Ein landeskirchliches Gutachten aus dem Jahr 2005 brachte es nämlich ans Tageslicht: „Der Orgelsachverständige erklärte uns, dass eine Komplettsanierung des Instruments notwendig ist, da es im Laufe der Jahre immer wieder falsch umgebaut worden sei. Es sind aber noch viele Originalteile erhalten geblieben, die unsere Orgel sehr kostbar machen. Deshalb ist sie Instrument und Baudenkmal zu gleich“, begründete Pfarrerin Sonja Timpe-Neuhaus den notwendigen Schritt.
Ernst Seifert hatte das Kunstwerk einst eingebaut. „Diese Orgel war im Stil der deutschen Spätromantik konzipiert und daher im Klang sehr dunkel. Leider wurde sie im Laufe der Jahre von nachfolgenden Generationen immer weiter umgebaut, weil man eine Barockorgel daraus machen wollte“, sagte der Orgelbauer und Restaurator Dominik Haubrichs. So entstanden bleibende Schäden. Orgelpfeifen wurden abgeschnitten, das wertvolle Posaunenregister wurde ausgebaut und ist seither verschwunden. Ein Teil der Originalpfeifen wurde in einem der beiden Weltkriege zu Munition verarbeitet.
Jetzt sind sämtliche 1550 Pfeifen des Instruments gereinigt und repariert, es gibt ein neues Gebläse und einen größeren Motor. Der Spieltisch bekam neue Tasten, die Drähte wurden komplett neu verkabelt. Seit dem 26. April ist das kostbare Instrument wieder in Betrieb und kann bei Gottesdiensten und Konzerten gehört werden. DB