Die eigenen Erfahrungen mit einbringen

Ein therapeutisches Puppenspiel zog Kinder und Erwachsene in den Bann

 

Ein Gefühl von Geborgenheit auch angesichts des Todes vermittelten die intensiven Szenen.

Ein Gefühl von Geborgenheit auch angesichts des Todes vermittelten die intensiven Szenen.

Sonja Lennecke fand Wege zum Publikum, ohne das ein einziges Wort gesprochen wurde. FOTOS: CORNELIA FISCHER

Sonja Lennecke fand Wege zum Publikum, ohne das ein einziges Wort gesprochen wurde. FOTOS: CORNELIA FISCHER

GELSENKIRCHEN – Es war still im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Bulmke. Still – obwohl es doch eigentlich bei einem Figurentheaterstück recht lebhaft zugeht, wenn Kinder als Zuschauer und Zuschauerinnen im Saal sind. Das lag sicher vor allem an der Thematik des Bühnenspiels, zu dem die Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte in Zusammenarbeit mit dem Gelsenkirchener Hospiz-Verein geladen hatte.

„Über die Trauer hinaus“, lautete der Titel des Figurentheaterstücks, zu dem die Diplom-Heilpädagogin und Puppenspielerin Sonja Lennecke aus Köln die Idee hatte, und das sie auch selbst spielte. Für die heute 44 Jahre alte Frau war die eigene Erfahren des Sterbens der Großmutter und die Begegnung mit dem Buch „Julia bei den Lebenslichtern“ der Anlass, sich intensiver mit dem Thema „Sterben und Tod“ auseinander zu setzen. Schon früh hatte sie Kontakt mit einer Puppenspielerin. Durch eine eigene Erkrankung kam sie selbst zur Spielerei. Inzwischen ist ihr Theater „Hand und Raum“ in ganz Deutschland bekannt und Sonja Lennecke hat als therapeutische Puppenspielerin zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten.

„Über die Trauer hinaus“ soll auch die Darstellung auf der Bühne des Figurentheaters gehen. Die Spielerin findet Wege zu dem Publikum, ohne dass ein einziges Wort gesprochen wird. Da entdeckte der neunjährige Maurice in einer Szene zum Beispiel die Wut, die er beim Tode seines Vaters empfand. „Ich war damals richtig sauer“, erzählte er nach dem Theaterstück. Genau so ist es gedacht: „Die Zuschauer sollen ihre eigenen Erfahrungen mit einbringen“, betonte Sonja Lennecke. Die Pädagogin unterstrich, wie wichtig es ist, bereits Kinder mit den Themen „Tod und Trauer“ in Berührung zu bringen. „Beides gehört nun einmal zum Leben mit dazu.“ Bei der Nachmittagsvorstellung für Erwachsene mit Kindern war dann auch überhaupt nichts Belastendes zu spüren.

Am Abend trafen sich dann rund 60 erwachsene Zuschauerinnen und Zuschauer im Saal des Bulmker Gemeindehauses. Auch hier war eine große Stille spürbar und in keiner Weise beängstigend. Das 50-minütige Figurentheaterstück zog die Menschen voll in den Bann. „Es vermittelte Geborgenheit, auch angesichts des Todes“, brachte es eine Frau aus dem Publikum auf den Punkt. Und eine andere ergänzte: „Sterben kann auch zärtlich sein.“