GELSENKIRCHEN – Drei Pfarrer erzählen sich, wie sie versucht haben, ihre Kirchen von Fledermäusen zu befreien. Die ersten beiden waren nicht erfolgreich. Sagt der dritte: „Es ist doch ganz einfach. Ich habe sie konfirmiert – und sie haben sich nie wieder blicken lassen.“
Der Witz ist uralt. Und offenbar auch total überholt. Cora Kuhfeldt (14) und Jonas Neumann (13) gehören zu den 366 Mädchen und Jungen, die im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid auf ihre Konfirmation warten müssen. Das finden beide sehr traurig und der wichtigste Grund dafür ist: „Jetzt können wir noch keine Teamer werden.“ Teamer, das sind (nicht nur) in der Apostel-Kirchengemeinde junge Leute, die den kirchlichen Unterricht mitgestalten oder in Kinder- und Jugendgruppen Verantwortung übernehmen. „Die Konfirmation soll möglichst kein Endpunkt sein,“ sagt Pfarrer Norbert Deka, „sondern ein Übergang in andere Formen der Beteiligung am Gemeindeleben.“
Wer Teamer werden will, nimmt nach der Konfirmation an Schulungen durch das Jugendreferat des Kirchenkreises teil. Erst wenn die „Juleika“, die Jugendleiterkarte, erworben ist, können die jungen Leute so richtig mitmachen. Cora freut sich besonders darauf, beim nächsten Jahrgang des kirchlichen Unterrichts Angst und Schrecken zu verbreiten. „Beim Konfi-Camp haben wir eine Grusel-Nacht gemacht und die Teamer haben sich Einiges einfallen lassen.“
Pfarrer Deka ist froh, dass die Freizeit mit seinen 19 Konfis Anfang März noch stattfinden konnte. „Wir mussten zwar drei Läden abklappern, um genug Klopapier zu kaufen, aber sonst war da von Corona noch nicht viel zu spüren.“ Am 17. Mai wären Jonas und Cora mit den anderen konfirmiert worden. „Es gab bei den Eltern großes Verständnis dafür, dass wir den Termin schließlich absagen mussten.“
Jonas‘ Familie hatte bereits im Januar die Einladungen verschickt und einen Raum im Restaurant reserviert. „Aber das konnten wir noch rechtzeitig rückgängig machen.“ Deka: „Wir hatten als Gemeinde Unterstützung zugesagt, falls zusätzliche Kosten durch Stornierungen entstehen, doch es gab offenbar keine Probleme.“
Dass die Konfirmationsgeschenke nun auf sich warten lassen, finden Cora und Jonas nicht weiter schlimm. Cora hätte sich von den Geldgeschenken eine Kamera gekauft. Jonas denkt langfristig und will das Geld sowieso zurücklegen: „Für den Führerschein.“ In einer Hinsicht findet Cora die verschobene Konfirmation sogar gut: „Ich hatte noch keine Idee, was ich anziehen wollte. Inzwischen habe ich das geklärt.“
Am 20. September soll die ausgefallene Konfirmation nachgeholt werden – auch wenn sie vielleicht ziemlich „ausgefallen“ gefeiert werden muss. Deka: „Wir müssen halt gucken, was bis dahin geht.“ Ihm ist das gemeinsame Abendmahl wichtig. „Das gehört zur Konfirmation konstitutiv dazu. Eventuell kann jeder nur die engste Familie mitbringen oder wir feiern zweimal hintereinander. Das lässt sich jetzt noch gar nicht absehen.“ Er bleibt mit seinen Konfis und deren Eltern im Kontakt und will das Projekt Konfirmation 2020 mit ihnen gemeinsam gestalten.