Der Nahostkonflikt plötzlich mitten unter uns Bedrückende Stimmung bei der Pro - Israel Kundgebung vor dem Bochumer Rathaus

Bochum-Überall stehen Polizistinnen und Polizisten, bewaffnet, dicht an dicht. Tags zuvor fand hier an gleicher Stelle eine Pro-Palästina – Kundgebung statt. Es blieb friedlich. Zur heutigen Veranstaltung hat die studentische Organisation Aktionsbündnis gegen Antisemitismus der Ruhr-Universität Bochum aufgerufen.

Bochum Oberbürgermeister Thomas Eiskirch betonte in seinen Grußworten die besondere Verantwortung Deutschlands für den Schutz jüdischen Lebensraums.

Erinnern an die Opfer des Hamas Terrors und Solidarität mit Israel zeigen, dazu versammelten sich am Mittwochnachmittag einige hundert Menschen auf dem Rathausvorplatz in Bochum.

Einige Teilnehmer:innen hielten Fotos mit den Namen von der Hamas Entführter oder Ermordeter hoch.

500 Teilnehmer wurden erwartet, laut Polizei kamen jedoch weniger. Angst als möglicher Grund einer friedlichen Kundgebung fernzubleiben? Gut möglich. Immerhin trafen die politischen Kontrahenten des Nahostkonflikts an diesem Oktobertag in Bochum beinah direkt aufeinander. Auf dem Rathausvorplatz wurde Solidarität mit der Bevölkerung Israels bekundet, wenige Schritte weiter, direkt hinter der langen, geschlossenen Kette der Polizeibusse skandierten lautstark Teilnehmer einer Pro-Palästina – Demo ihre Parolen. Viele Unterzeichner, darunter auch die Evangelische Kirche in Gelsenkirchen und Wattenscheid, hatten zu dieser Kundgebung gegen Antisemitismus und Terror aufgerufen.

„Auf dem Rathausbalkon weht die israelische Flagge – aus Anteilnahme und Solidarität!“ Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch begrüßte die Teilnehmer der Kundgebung: „Alles, was in Israel, aber auch was in Gaza gerade geschieht, passiert vor dem Hintergrund einer langen Geschichte. Im Moment jedoch geht es um Terror, um die Ermordung von Kindern und Babys. Es ist mir wichtig zu sagen, diese Demo richtet sich nicht gegen das palästinensische Volk.“  Aber gerade wir Deutschen stünden in einer besonderen Verantwortung für den Schutz jüdischen Lebensraums, machte Eiskirch deutlich. Und weiter, vielleicht in Richtung der Gegendemo gewandt: „Wer Terror bejubelt, der tritt die Menschenwürde mit Füßen!“„Das Ausmaß der Gewalt hinterlässt uns sprachlos. Unsere Gedanken sind mit den Familien, den Betroffenen und mit allen Menschen Israels sowie den zivilen Opfern in Gaza, die von der Hamas wissentlich einkalkuliert und als menschliche Schutzschilde missbraucht werden“, so die Formulierung aus dem Aufruf zur Kundgebung. Dann wurde das Kaddisch, das jüdische Gebet, auf der Violine gespielt. Bedrückende Klänge, immer wieder lautstark übertönt von den Teilnehmern der Gegendemo.

„Es ist keine Selbstverständlichkeit, sich mit uns hier solidarisch zu zeigen. Ich hatte auf dem Weg hierher auch Angst. Mitglieder der jüdischen Gemeinde haben Angst, als Juden erkannt zu werden. Wir haben versäumt über muslimischen Antisemitismus zu sprechen.“ Und an die Anwesenden auf dem Rathausvorplatz gerichtet, betonte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bochum, Herne, Hattingen, Grigory Rabinovich: „Wir brauchen keine Schutzschilder. Wir wollen frei leben in diesem freien Land. Achten Sie auf Antisemitismus von muslimischer Seite!“Die Angriffe der Hamas und ihrer Unterstützer sind eine Gefahr – auch für in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden. Wir erleben weltweit die unverhohlene Freude über den Terror, eine antisemitische Täter - Opfer - Umkehr und die Verharmlosung islamistischer Gewalt, hieß es in dem Aufruf zur Kundgebung dazu. Die Stimmung an diesem Mittwoch in Bochum war aufgeheizt, aber es blieb friedlich. 

Text: Frauke Haardt-Radzik

Fotos: Cornelia Fischer